Frauen sind in vielen Lebensbereichen unterrepräsentiert, werden häufig überhört und weniger ernst genommen. Völlig zu Unrecht natürlich. Wie man das ändern kann? Wir beim wmn-Magazin glauben, dass es ein guter Anfang ist, anderen Frauen eine Stimme zu geben – vor allem solchen, die auch andere Frauen empowern.
Aus diesem Grund stellen wir euch seit Tag eins jeden Montag eine weekly heroine vor. Unsere Heroinnen sind Frauen, die uns inspirieren und von denen wir uns gerne eine Scheibe abschneiden würden. Mit dem nahenden Ende des Jahres 2021 ist es uns nun eine Freude, euch einen Rückblick auf einige unserer diesjährigen weekly heroines zu geben! Also lehne dich entspannt zurück und lasse dir diese spannenden Lebensgeschichten nicht entgehen…
Diese 11 weekly heroines erwarten dich
- 11 weekly heroines, die uns dieses Jahr begeistert & bewegt haben
- 1. Katrin Bauerfeind: „Humor ist bei gesellschaftlich relevanten Themen wichtig!“
- 2. Anna Wilken: „Endometriose ist nicht nur Periodenschmerz!“
- 3. Luise Morgeneyer: „Für viele ist ‚Feminist:in’ tatsächlich noch ein Schimpfwort.“
- 4. Gianna Bacio: „Im Sexualitätsunterricht wird Vermeidungspädagogik betrieben.“
- 5. Jasna Fritzi Bauer: „Unabhängig zu sein, gibt mir ein Gefühl von Freiheit“
- 6. Aino Simon: „In einer Beziehung geht es im Grunde immer darum, dass beide Parteien ihre Bedürfnisse befriedigen können…“
- 7. Düzen Tekkal: „Mit dem Vorsatz, das ‚Patriarchat stürzen zu wollen‘, würde ich im Irak nicht weit kommen.“
- 8. Rebekka Endler: „Ein feministisches Buch erreicht nur einen bestimmten Personenkreis.“
- 9. Hami Nguyen: „Mein Aktivismus war keine bewusste Entscheidung von mir.“
- 10. Sarah Plack: „Eine Fehlgeburt ist nichts, für das man sich schämen muss.“
- 11. Seyran Ates: „Wir müssen die Aussagen des Korans in den historischen Kontext einordnen.“
11 weekly heroines, die uns dieses Jahr begeistert & bewegt haben
Was macht eine weekly heroine eigentlich aus? Nun, zunächst einmal porträtieren wir beim wmn-Magazin vor allem Frauen – immerhin wollen wir ihnen eine Stimme geben. Aber auch Persönlichkeiten wie Mark Bryan haben es bereits auf unser Podest geschafft, weil sie unser stereotypes Denken hinterfragen. Und auch beim Alter kennen wir keine Grenzen: Die 100-jährige Iris Apfel hat es immerhin auch auf unser Treppchen geschafft und uns mit einer überragenden Lebensgeschichte in ihren Bann gezogen.
Worauf kommt es uns an bei unseren Heldinnen also an? Ganz klar: Stark sollen sie sein. Clever sollen sie sein. Eine Message sollen sie haben. Klare Kante sollen sie zeigen. Inspirierend sollen sie sein. Rundum sollen sie vor allem unseren weiblichen Leserinnen das Gefühl vermitteln, sie könnten alles schaffen.
Wer das vermag? Im Jahr 2021 war unsere Auswahl an Heldinnen ziemlich groß. Daher bat ich jede Redakteurin, mir die Frauen zu nennen, die sie seit dem Interview nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Diese elf haben uns am meisten empowert…
1. Katrin Bauerfeind: „Humor ist bei gesellschaftlich relevanten Themen wichtig!“
Als ich vor zwei Jahren das Joyn-Format „Frau Jordan stellt gleich“ zum ersten Mal gesehen habe, war ich blitzverliebt. Zum einen in den trockenen Humor der Serie und zum anderen in die Hauptdarstellerin Katrin Bauerfeind, die perfekt in die Rolle der toughen Gleichstellungsbeauftragten passt.
Katrin Bauerfeind ist ein echtes Allroundtalent. Steht sie gerade nicht vor der Kamera, moderiert sie Preisverleihungen und Quizshows oder schreibt Bücher. Ohne Frage: Sie darf auf unserer Liste der weekly heroines nicht fehlen!
Was sie glaubt, warum „Frau Jordan stellt gleich“ so ein großer Erfolg geworden ist? „Man kann sich wiedererkennen oder sich über veralteten Kram aufregen und dabei trotzdem immer lachen. Ich glaube, dass das viele anspricht und Humor gerade deswegen bei gesellschaftlich relevanten Themen sehr wichtig ist“, verrät Katrin uns im Interview. Mehr darüber, warum Feminismus eine gute Portion Humor vertragen kann, liest du hier.
2. Anna Wilken: „Endometriose ist nicht nur Periodenschmerz!“
Viele treue GNTM-Zuschauer:innen kennen sicher noch Anna Wilken, die in der neunten Staffel von „Germanys Next Topmodel“ unter die Top 10 kam. Heute modelt Anna zwar immer noch, ist aber auch Influencerin und Autorin. Ein Thema, das sie seit Jahren bewegt und das sie auch mit ihren Follower:innen teilt, ist ihre Endometriose-Diagnose.
In einem Interview, das wmn mit ihr geführt hat, spricht Anna offen über die Erkrankung und die damit einhergehenden Symptome. Sie gibt uns einen Einblick, wie sie es schafft, die Hoffnung nicht zu verlieren und die vielen Rückschläge in Stärke umzuwandeln. Eben wie eine echte heroine.
Anna sagte im Interview: „Endometriose ist nicht nur Periodenschmerz“! Was noch alles dazugehört und wie sie gelernt hat, mit der Diagnose zu leben, erfährst du hier!
3. Luise Morgeneyer: „Für viele ist ‚Feminist:in’ tatsächlich noch ein Schimpfwort.“
Luise Morgeneyer ist eine der inspirierendsten Personen, die uns 2021 über den Weg gelaufen ist und damit völlig verdient eine weekly heroine. Sie beschreibt sich selbst als Verlagsinhaberin, Autorin und Influencerin und hat – nebenbei gesagt – auch kein Problem mit dieser Bezeichnung. In dem Interview, das wmn mit ihr geführt hat, spricht Luise über ihren Werdegang als Influencerin, thematisiert offen das Thema Selbstliebe und Selbstbefriedigung und lässt uns an ihrer persönlichen Entwicklung, die sie 2021 gemacht hat, teilhaben.
Aber auch über die Schattenseiten einer Content Creatorin, die sich auch als Feministin definiert, haben wir gesprochen: „Ich habe sogar die Erfahrung gemacht, dass für viele Menschen “Feminist:in” tatsächlich noch ein Schimpfwort ist.“. Wenn du jetzt neugierig geworden bist, schau einfach hier vorbei und wenn du wissen willst, wie Luise zehn Tage geschwiegen hat, haben wir ebenfalls ein tolles Interview dazu.
4. Gianna Bacio: „Im Sexualitätsunterricht wird Vermeidungspädagogik betrieben.“
Was mich bei der Sexualpädagogin- und Beraterin Gianna Bacio am meisten beeindruckt hat? Mit welcher Selbstverständlichkeit und welch unterschwelligem Witz sie dem Thema Sexualität begegnet. Gianna klärt in ihrem Emotion-Podcast Love Your Sex sowie auf TikTok und Instagram über Sexualität und am liebsten über Tabuthemen auf. Peinliche Sexunfälle? Verruchte Fantasien? Für Gianna ist nichts zu wild oder zu peinlich.
Ihr absolutes Lieblingsthema ist die weibliche Masturbation. Hierzu hat sie 2018 bereits ein Buch mit dem Titel „Hand drauf! Ein Plädoyer für die weibliche Masturbation“ veröffentlicht. Im Interview verrät sie uns, warum vor allem wir Frauen uns immer noch so schwertun, selbst Handanzulegen, und offen darüber zu reden.
Sie sagt: „In der Schule wird zwar Sexualitätsunterricht durchgenommen. Aber ich hatte selbst immer das Gefühl, dass dieser Unterricht etwas realitätsfremd war. Die Themen Lust und Erregung kamen da gar nicht vor. Eher wird Vermeidungspädagogik betrieben, in dem Sinne, wie Schwangerschaften oder sexuell übertragbare Krankheiten vermieden werden können.“ Du willst mehr von Gianna lesen und wissen, warum sie Selbstbefriedigung für so wichtig erachtet? Hier geht’s zum ganzen Interview!
5. Jasna Fritzi Bauer: „Unabhängig zu sein, gibt mir ein Gefühl von Freiheit“
Jasna Fritzi Bauer kann alles: auf der Bühne stehen, einen Podcast hosten, in Jerks sie selbst sein, im Tatort ermitteln und Hörbücher einsprechen. In allen Bereichen hat sie bewiesen, dass sie nie vor großen Herausforderungen zurückscheut. Sie wird zwar oft jünger geschätzt als sie ist, aber schon lange nicht mehr unterschätzt. Ihre direkte und selbstbewusste Art inspiriert uns und deshalb ist sie eine unserer weekly heroines.
Im Audible Hörspiel „Die juten Sitten“ spricht sie Minna, eine junge Prostituierte in der Kaiserzeit, die mit ihrer selbstbewussten, emanzipierten Art und „undamenhafter“ Sprache aneckt. Im Interview verrät Jasna Fritzi Bauer, wieso diese selbstbestimmte Rolle so gut auf sie passt: „Selbstständigkeit ist mir sehr wichtig. Ich bin zur Selbstständigkeit erzogen worden und habe früh gelernt, die Verantwortung für mein Handeln zu tragen. Unabhängig zu sein, gibt mir ein Gefühl von Freiheit.“ Mehr über das Leben der Schauspielerin und was sie so am Hörspiel begeistert, erfährst du hier.
6. Aino Simon: „In einer Beziehung geht es im Grunde immer darum, dass beide Parteien ihre Bedürfnisse befriedigen können…“
Aino Simon ist Sozialwissenschaftlerin, Paartherapeutin und Buchautorin. Sie lebt in einer offenen Ehe und hilft Paaren aller möglichen Beziehungsformen, ihren individuellen Weg zum Glück zu finden. Ihr Buch „Liebe lieber einzigartig“ hat mir geholfen, eigene Probleme zu verarbeiten – so wie es vielen anderen Menschen hilft, sich mit sich und ihrer Beziehung auseinanderzusetzen und zu wachsen.
„In einer Beziehung geht es im Grunde immer darum, dass beide Parteien ihre Bedürfnisse befriedigen können und dass sie ihre Träume verwirklichen können. Und was das jeweils ist, ist ganz individuell. Vor allem verändern sich diese Bedürfnisse im Laufe eines Lebens ganz häufig“, sagt Simon im Interview und erklärt, dass hier der Grund für die meisten Betrugsfälle in Beziehungen liegt. Die Lösung: eine offene Beziehung. Dass damit ganz unterschiedliche Modelle des Beziehungslebens gemeint sind und worin der Kern dieser Offenheit liegt – all das erfährst du hier.
7. Düzen Tekkal: „Mit dem Vorsatz, das ‚Patriarchat stürzen zu wollen‘, würde ich im Irak nicht weit kommen.“
Wie es ist, eine echte Heldin zu treffen? Wenn es eine wie Düzen Tekkal ist, dann kommt es einem ganz normal vor. Die Menschenrechtsaktivistin, Kriegsberichterstatterin und heutige Unternehmerin strahlt eine Präsenz aus, die ich sonst nur Menschen zuordne, die TedTalks halten oder irgendwelche Friedenspreise gewinnen. Düzen Tekkal kommt auf Turnschuhen in die Redaktion und schlüpft erst vor Ort in ihre schicken Pumps. Sobald die Kamera läuft, wird sie von der normalen Düzen zu einem Menschen, dem es unglaublich wichtig ist, dass sich endlich etwas in der Welt der Frauen verändert.
Leidenschaft und Gänsehaut: Das kommt bei unserem Interview rüber. Düzen Tekkal spricht über die Frauen von Afghanistan, die familiären Ansprüche an eine kurdische Jesidin im 21. Jahrhundert und wie das Patriarchat den Männern jeden Tag schadet. Neugierig geworden? Das ganze Interview kannst du hier als Artikel lesen oder hier als Video anschauen…
8. Rebekka Endler: „Ein feministisches Buch erreicht nur einen bestimmten Personenkreis.“
Rebekka Endlers Feminismus fängt da an, wo Frauen nicht aufs Klo können. Ja, ganz genau. Als ich ihr Buch „Das Patriarchat der Dinge“ las, fielen mir viele Schuppen von den Augen. In deutschen Städten gibt es beispielsweise einen rieisigen „Toilet Gap“. Während Männer sich beinahe an jeder Straßenecke erleichtern können, ist das für Frauen viel schwerer. Manchmal gibt es über Quadratkilometer keine Möglichkeit für Frauen, eine geschützte Toilette aufzusuchen. Die Begründung von Städteplaner:innen ist: „Frauen können sich halt zusammenreißen, Männer nicht.“
Rebekka Endler fand diese Begründung so lächerlich, dass sie in die Recherche ging, wo und warum die Welt sonst noch beinahe ausschließlich für Männer designt ist. In ihrem Buch nimmt sie uns mit auf ihre Recherchereise. Ihre Erkenntnisse sind teilweise so absurd, dass wir als Frauen oft nur den Kopf schütteln können. Rebekka erklärte uns im Interview, warum so wenige Menschen überhaupt davon wissen, wie tief sich das Patriarchat der alltäglichen Dinge in unsere Köpfe gefressen hat. Das ganze Interview mit Rebecca Endler findest du hier.
9. Hami Nguyen: „Mein Aktivismus war keine bewusste Entscheidung von mir.“
Hami Nguyen ist Mutter und Projektleiterin in einer bildungspolitischen Einrichtung. Sie selbst wurde in Vietnam geboren, ist aber hier in Deutschland aufgewachsen. Im Interview mit wmn beschreibt Hami: „In gewisser Weise wurde ich durch meine Herkunft in die Rolle der Aktivistin gedrängt.“
Seither nimmt sie ihre Follower:innen auf ihrem Instagram-Profil mit durch ihren Alltag und sagt auch hier ganz offen und ehrlich ihre Meinung: „Ich wünsche mir mehr Raum und Akzeptanz für Probleme von Menschen mit Migrationsgeschichte.“ Neben Themen wie Feminismus und Rassismus liegt ihr dabei ein Thema ganz besonders am Herzen: der anti-asiatische Rassismus. Was das ist, wie unsere weekly heroine ihn erlebt hat und wie man ihn in Zukunft vielleicht verhindern kann, verrät Hami im Interview mit uns.
10. Sarah Plack: „Eine Fehlgeburt ist nichts, für das man sich schämen muss.“
Als ich Sarah auf Instagram entdeckte und sah, wie sie trotz zwei Fehlgeburten ihren Traum Mama zu werden, nicht aufgab, war mir sofort klar, dass ich mehr von ihr und ihrer persönlichen Geschichte erfahren möchte. Ihre Mission, Fehlgeburten und unerfüllten Kinderwunsch zu enttabuisieren, hat mich so sehr beeindruckt, dass sie für mich einfach zur weekly heroine gekürt werden musste.
Warum sie das alles macht? “Weil man sich für eine Fehlgeburt nicht schämen muss und wir nur gemeinsam etwas erreichen können”, so Sarah in unserem Interview. Mehr dazu und warum sie mit ihrer Online-Präsenz Tausenden von Frauen Mut macht, liest du hier.
11. Seyran Ates: „Wir müssen die Aussagen des Korans in den historischen Kontext einordnen.“
Stellt euch vor, ihr setzt euch ins Kino und wartet auf einen Film. Kurz vorher kommt eine Mitarbeiterin rein und verkündet, dass die Person, um die es sich in dem Film dreht, islamophob sei und das Kino sich von dem Film distanziert. Genau das ist mir und anderen Zuschauer:innen bei dem Soura Filmfestival in Berlin passiert.
Was dann kam, war alles andere, als was die Behauptung vermuten lässt. Seyran Ateş ist Imame in ihrer eignen queerfreundlichen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee. Die Interpretation des Korans sieht sie dabei anders als viele Kolleg:innen: „Wir müssen die Aussagen des Korans in den historischen Kontext einordnen.“ Schon früh vereint sie Feminismus mit Aufgeklärtheit und ihrem eigenen Glauben. Dabei gerät sie nicht nur ins Fadenkreuz von Islamisten, sondern auch von Linken. Hier findest du mehr zu Seyran Ates.
Du möchtest mehr inspirierende Frauen kennenlernen? Hier hast du sie alle auf einen Blick.
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