Jede Woche küren wir bei wmn eine Frau, die uns beeindruck und inspiriert zur weekly heroine. Hierfür sprechen wir mit unseren Vorbildern über Selbstständigkeit und Erfolg, Emanzipation und Selbstliebe. Diese Woche haben wir uns für Jasna Fritzi Bauer entschieden. Die Schauspielerin weiß, wie schnell man als junge Frau unterschätzt wird und beeindruckt uns mit ihrem Kampfgeist, mit dem sie sich an die Spitze der deutschen Schauspielwelt durchgeboxt hat. Große Klappe, sehr viel dahinter – das ist Jasna Fritzi Bauer.
Jasna Fritzi Bauer kurz & knapp:
- Jasna Fritzi Bauer wurde am 20. Februar 1989 in Wiesbaden geboren & wird oft jünger geschätzt als sie ist – was ihr Rollen wie die der Shiri Conradi in der VOX-Produktion „Rampensau“ eingebracht hat
- Sie studierte Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin
- Das Allround-Talent spielte an Theatern, arbeitet für Film und Fernsehen, spricht Hörbücher ein & hat den Podcast „Unter Dry“
- Seit diesem Jahr ist sie Teil des Ermittlerteams im Bremer Tatort – ein Ritterschlag in der deutschen TV-Welt
- Seit Oktober 2011 setzt sie sich als Schirmherrin für die Deutsche Tourette-Gesellschaft e.V. ein
Darum geht’s im Hörspiel Die juten Sitten mit Jasna Fritzi Bauer:
Minna ist eine junge Arbeiterin, die der Armut entflieht– und einen hohen Preis dafür zahlt. Was eine skandalöse Orgie im Jagdschloss Grunewald damit zu tun hat und ob alle Beteiligten aus der Geschichte lebend herauskommen, erfährst du im Hörspiel Die juten Sitten – Kaiserwetter in der Gosse bei Audible.
wmn im Interview mit Jasna Fritzi Bauer
Wir haben mit Jasna Fritzi Bauer darüber gesprochen, welche Herausforderungen das Einsprechen eines Hörspiels mit sich bringt und wie wichtig Selbstständigkeit und Unabhängigkeit für Frauen ist und immer war.
wmn: Ein Hörspiel einzulesen ist auch für eine Schauspielerin sicherlich eine spannende, aber auch herausfordernde Erfahrung. Was hat den Reiz für dich ausgemacht, die Rolle anzunehmen und worauf fiele deine Wahl, wenn du den Rest deines Lebens nur noch als Hörbuchsprecherin oder als Schauspielerin arbeiten könntest?
Jasna Fritzi Bauer: Ein Hörbuch oder wie hier ein Hörspiel einzusprechen ist immer eine schöne Abwechslung. Vor allem beim Hörspiel ist das Tolle, dass man unter normalen Umständen mit den Kollegen gemeinsam im Studio steht und sozusagen vorm Mikrofon spielt und aufeinander reagiert.
Das war wegen der anhaltenden Corona Pandemie hier leider nicht möglich und wir mussten jeder einzeln im Studio aufgenommen werden. Trotzdem ist es etwas anderes, als ganz alleine ein Hörbuch einzusprechen. Dennoch würde ich meinen Beruf als Schauspielerin bevorzugen, wenn ich mich entscheiden müsste.
In „Die juten Sitten – Kaiserwetter in der Gosse“ sprichst du Minna, eine junge Prostituierte in der Kaiserzeit, deren Leben im Versuch der Armut zu entfliehen mehr und mehr im Chaos versinkt. Was fasziniert dich an dieser Zeit und an Minna als Frau ebendieser Zeit?
Jasna Fritzi Bauer: Ich sehe das ehrlich gesagt anders. Minna emanzipiert sich während der Geschichte und entwickelt sich von einer Fabrikarbeiterin zur emanzipierten, freien Frau. Das hat mich an der Minna fasziniert und gerade deshalb wollte ich die Rolle einsprechen.
Minna ist eine selbstbewusste, emanzipierte Frau, die auch vor „undamenhafter“ Sprache nicht zurückschreckt. Diese Beschreibung erinnert auch an deine Rollen in Film- und Serienproduktionen wie „Jerks“, „Rampensau“ oder „Abgeschnitten“. Liegt das daran, dass all diese Figuren deiner eigenen Person sehr ähnlich sind?
Man kann niemals abstreiten, dass auch etwas von einem selbst in seinen Rollen steckt. Aber diese Extreme, in denen die Ähnlichkeiten in meinen Figuren auftauchen, sind bei mir nicht vorhanden.
Auch ähnelt Minna deinen anderen Rollen dahingehend, dass sie sich weder Männern unterordnet, noch sich von ihnen abhängig macht. Wie wichtig ist Selbstständigkeit für dich?
Selbstständigkeit ist mir sehr wichtig. Ich bin zur Selbstständigkeit erzogen worden und habe früh gelernt, die Verantwortung für mein Handeln zu tragen. Unabhängig zu sein gibt mir ein Gefühl von Freiheit.
Du hast mit 18 Jahren kurz vor dem Abitur die Schule abgebrochen, um Schauspielerin zu werden. Was rätst du jungen Frauen, die ebenfalls von Großem träumen, aber noch nicht den Mut gefunden haben, für ihren Traum notfalls auch einen „unkonventionellen“ Lebensweg einzuschlagen?
Niemand sollte jemals grundlos seine Schule abbrechen. Grundsätzlich ist Bildung das Wichtigste für deinen eigenen Weg, auch in künstlerischen Berufen. Ich würde sagen, es ist immer besser, den konventionellen Weg zu gehen. Man braucht viel Glück, um auf unkonventionelle Weise in diesem Beruf zu landen und es wird nicht einfacher – die Branche ist hart.
Noch eine leichte Frage zum Schluss: Hast du oder hattest du in deiner Kindheit ein Lieblingshörspiel, das du unseren Leser:innen ans Herz legen möchtest?
Meine Geschwister und ich haben natürlich wie alle Kinder der 90er viel Zeit mit den 5 Freunden und Bibi Blocksberg verbracht. Zu meinen absoluten Lieblingshörspielen aus meiner Kindheit gehört allerdings das Hörspiel Ronja Räubertochter.
Jasna Fritzi Bauer: Durchboxen lohnt sich
Jasna Fritzi Bauer hat sich ihren Erfolg selbst erkämpft, auch weil ihr schon früh bewusst war, dass vor allem junge Frauen für ihre Selbstständigkeit einstehen müssen und das tun sollen, was sie selbst wollen. Auch deshalb passen all diese starken, selbstbewussten Rollen so gut zu ihr. Gerade solch harte Branchen wie die Film- und TV-Welt neigen dazu, Frauen zu unterschätzen und gern mal zu belächeln. Wir können von Jasna Fritzi Bauer lernen, dass es an uns liegt, wie wir wahrgenommen werden und dass wir erreichen können, was wir wollen – wenn wir bereit sind, dafür hart zu arbeiten.
Du möchtest noch mehr Interviews mit jungen Frauen lesen, die ihren eigenen Weg gehen und damit Erfolg haben? Franziska Mesche hat mit uns über ihr Ziel, nachhaltige Sportbekleidung groß zu machen, gesprochen. Außerdem: Silvi Carlsson über Feminismus & Körperliebe & Bloggerin & Girlpower Embassador Katharina von Heilen will Frauen helfen, ihre Träume selbst in die Hand zu nehmen.