In Filmen und Serien bewundern wir stets jene Menschen, die aufgeschlossen auf andere zugehen und immer im Mittelpunkt des Geschehens sind: die Extrovertierten. Die Introvertiertheit ist das Gegenteil davon. Du ziehst Kraft aus dem Alleinsein und brauchst nicht viel mehr als dich selbst. Alles Stereotypen oder stimmt das wirklich – und wo ordnest du dich ein?
Introvertiertheit: Das erwartet dich zum Thema
- Introvertiertheit vs. Extraversion: Wo liegt der Unterschied?
- Keine Pole, sondern Abstufungen einer Skala
- So zeigt sich Introvertiertheit in der Praxis
- Introvertierte tanken Kraft im Alleinsein
- Bist du ein introvertierter Mensch? Mach den Test
- Introvertierte Menschen fühlen sich oft im Nachteil – völlig zu Unrecht
Introvertiertheit vs. Extraversion: Wo liegt der Unterschied?
Introvertiertheit: was meint das eigentlich? Abgeleitet wird das Wort von den lateinischen Begriffen intro und vertare. Übersetzt heißt das so viel wie nach innen gewandt. Introvertierte Menschen wenden ihre Aufmerksamkeit sowie ihre Energie also lieber nach innen. Der Gegensatz zur Introversion ist die Extraversion, bei der Menschen eher nach außen gewandt, also wahre Socializer sind.
Die Begriffe Introversion und Extraversion gehen beide auf den Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung zurück. Er erstellte um 1921 eine persönlichkeitstypologische Charakterisierung verschiedener Wesenstypen, die die Wahrnehmung, das Denken, das Fühlen sowie die Intuition umfasst. Für ihn stand fest, dass Menschen eher dem Pol der Introversion oder dem der Extraversion zuzuordnen sind.
Keine Pole, sondern Abstufungen einer Skala
Welchem Pol man zugewandt ist, ist keine freiwillige Entscheidung, sondern genetisch veranlagt. Zwar können die Erziehung und soziale Kontakte Einfluss auf diese Veranlagung nehmen. Doch wer als extrovertierte Person geboren wird, wird niemals ganz den Introvertierten angehören und umgekehrt.
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Zahlreiche spätere Persönlichkeitsmodelle griffen das Modell Jungs auf und entwickelten es weiter. (Das vier-Farben-Persönlichkeitsmodell basiert auch darauf.) Heute ist man sich in der Forschung weitestgehend einig, dass Wesenszüge sich nie gänzlich einem Pol zugeordnet werden können. Vielmehr verläuft die Persönlichkeit eines Menschen entlang einer Skala, die Abstufungen aufweisen kann. Introversion und Extraversion sind also keineswegs absolut. Hinzu kommt, dass es auch Menschen gibt, die beiden Polen zuzuordnen sind: Diese Menschen nennt man auch ambivertiert.
So zeigt sich Introvertiertheit in der Praxis
Doch was bedeutet es eigentlich, seine Energie sowie Aufmerksamkeit nach innen zu richten und ein introvertierter Mensch zu sein? In der Praxis offenbaren sich Introvertierte meist dadurch, dass sie in einer Gruppe eher beobachten, statt sich in den Mittelpunkt zu rücken. Statt aktiv zu handeln, bleiben sie passiv. Freunde und Bekannte würden sie eher als still, zurückhaltend und ruhig beschreiben.
Introvertierte Menschen müssen aber keineswegs schüchtern sein. Das heißt, dass sie für sich einstehen und voll von Selbstvertrauen sein können. Sie bleiben dennoch lieber im Hintergrund und drehen diese Eigenschaften nicht nach außen. Sie ruhen in sich. Und das hängt auch damit zusammen, dass sie viel Allein-Zeit genießen, in der sie sich mit sich auseinandersetzen und reflektieren.
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Introvertierte tanken Kraft im Alleinsein
Tanken extrovertierte Menschen vor allem daraus Kraft, dass sie Freunde um sich scharen und an Events teilnehmen, genießen introvertierte Menschen gern mal einen ruhigen Abend auf der Couch. Sie sind Meister:innen darin, sich allein zu beschäftigen. Sie können stundenlang allein im Park sitzen und lesen. Gelegentlich fahren sie sogar allein in den Urlaub. Fehlt ihnen diese Me-Time, fühlen introvertierte Menschen sich schnell ausgelaugt.
Extrovertierte lieben es, an ihren Wochenenden neue Erfahrungen zu sammeln, neue Menschen kennenzulernen und herauszukommen. Introvertierte nutzen ihre Wochenenden eher, um sich von der Woche zu erholen. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass nach innen gekehrte Menschen Sozialkontakte nicht zu schätzen wissen.
Ganz im Gegenteil. Nur weil sie ab und an Partys und andere Events sausen lassen, sind sie ebenso an Freundschaften und Beziehungen interessiert wie Extrovertierte auch. Nur pflegen sie diese Beziehungen lieber in entspannter Umgebung statt auf einer überfüllten Party, auf der man sich anschreien muss, um das Gegenüber zu verstehen. Ihr Freundeskreis ist klein, dafür aber mit Bedacht gewählt.
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Bist du ein introvertierter Mensch? Mach den Test
Hast du dich in der praktischen Beschreibung bereits wiedergefunden? Wenn nicht, verrät dir der nachfolgende Test, ob du ein introvertierter Mensch bist. Je öfter du mit Ja antworten kannst, desto wahrscheinlicher tendierst du zur Introvertiertheit.
- In kleineren Gruppen fühle ich mich wohler als in größeren.
- Merke ich, dass ich ausgelaugt bin, ziehe ich mich zurück.
- Meinen Geburtstag feiere ich lieber im kleinen Rahmen.
- Langweile kommt bei mir so gut wie nie auf.
- Zuhören ist eine meiner Stärken.
- Vorträge vor großem Publikum meide ich so gut es geht.
- Ich habe schon öfter Ausreden erfunden, um nicht zu einem Event zu gehen.
- Beobachten und auf Details achten sind Hobbys von mir.
- Menschen würden mich allgemein als ruhig beschreiben.
- Nach einer Party mit vielen Menschen und Gesprächen bin ich völlig erschöpft.
- Große Menschenmengen meide ich, wo ich kann.
- Bei Gruppenarbeiten vermeide ich es, in den Lead zu gehen.
- Andere tun sich schwer daran, meine Gedanken zu lesen.
- Andere Menschen begeistern und mitreißen, gehört nicht gerade zu meinen Stärken.
- Meine Meinung behalte ich oft für mich.
Introvertierte Menschen fühlen sich oft im Nachteil – völlig zu Unrecht
Und? Gehörst du zu den Introvertierten dieser Welt, die wissen, dass in der Ruhe die Kraft liegt? Viele introvertierte Menschen sehen sich im Nachteil gegenüber den Extrovertierten, weil diese oft im Mittelpunkt stehen und wie man so schön sagt, die Lorbeeren ernten. Dabei ist es von enormem Vorteil, seine eigenen Grenzen zu kennen und sich mit sich allein beschäftigen zu können. Sieh es also als Stärke an, in dich gekehrt zu sein und vergiss nicht: Eine Welt voller extravertierter Menschen wäre wohl dem Untergang geweiht. Zu jedem Yin braucht es auch ein Yang.