Sprache ist ein wichtiges Instrument, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, sie kennen und sie vielleicht auch lieben zu lernen. Doch vergessen wir oft, dass es nicht nur darum geht, uns gegenseitig mit möglichst vielen Wörtern zu füttern, sondern eben auch darum, dem Gegenüber angemessen zuzuhören.
Ein tiefgründiges Gespräch, das über den einfachen Small-Talk hinaus geht und eine emotionale Bindung zum Gegenüber stärken soll, verlangt daher nach einer Technik, die der Psychotherapie entspringt und unter dem Begriff des aktiven Zuhörens gefasst wird. Was hinter dieser Technik steckt und wie auch du das bessere Zuhören lernen kannst, liest du hier.
Zuhören zu lernen, soll Bindungen & Empathie stärken
Erstmals beschrieben hat das aktive Zuhören der US-amerikanische Psychotherapeut Carl Rogers, der dieses Verfahren auch für seine eigenen Sitzungen anwandte. Heute gilt der Begriff als Werkzeug der interpersonellen Kommunikation und beschreibt ein besonders gefühlsbetontes Verhalten beim Zuhören.
Fernab der Psychotherapie geht es bei dieser Form des Zuhörens grundlegend darum, sich auf eine emotionale Ebene der Kommunikation einzulassen, um eigene Beziehungen zu stärken, Vertrauen aufzubauen und respektvoll miteinander umzugehen. Doch auch darüber hinaus bringt das aktive Zuhören zahlreiche Vorteile mit sich:
- Wer aktiv zuhört, vermeidet Missverständnisse.
- Wer aktiv zuhört, entwickelt eher Empathie.
- Wer aktiv zuhört, kann Feedback besser annehmen.
Tipps, um das aktive Zuhören zu lernen
Nach Rogers würde es drei wichtige Säulen geben, um das aktive Zuhören zu lernen. Zum einen müsste man sich grundsätzlich in einer offenen, empathischen Grundhaltung üben. Weiter sollen ein authentisches Auftreten und die Akzeptanz der anderen Person beim aktiven Zuhören unterstützten. Doch was bedeutet das im Detail? Wir geben dir die wichtigsten Tipps, um zuhören zu lernen:
1. Körpersprache verstehen & nutzen
Wusstest du, dass etwa 60 % unserer Kommunikation nonverbal abläuft, also über die Körpersprache gesteuert wird? Wörter sind also bei Weitem nicht alles, was bei unserem Gegenüber in einem Gespräch ankommt.
Umso wichtiger ist es, dass wir beim aktiven Zuhören auf die Körperhaltung unseres Gegenübers achten und vor allem auch unsere eigene Körperhaltung überdenken. Wer ein guter Zuhörer werden möchte, sollte zum Beispiel wenig rumzappeln, eine gewisse Ruhe ausstrahlen und den Blickkontakt halten.
Mehr Tipps dazu, wie Körpersprache gedeutet werden kann, findest du hier.
2. Ablenkungen aussperren
Hast du schon mal vom Phänomen des Phubbing gehört? Hierbei legen Menschen ihr Handy nicht einmal aus der Hand, wenn sie ein ernsthaftes oder tiefer gehendes Gespräch führen und riskieren damit sogar ihre Beziehungen. Wer dagegen an seinen Beziehungen arbeiten und das aktive Zuhören lernen möchte, sollte Ablenkungen wie das Smartphone möglichst aussperren.
Tipp: Auch auf der Arbeit kann man so aktiver zuhören. Statt in Besprechungen mit dem Laptop zu sitzen, sollte man besser nur mit einem Block und Stift bewaffnet sein. So bleibt nämlich deutlich mehr hängen!
3. Rückfragen stellen
Beim aktiven Zuhören sollte man natürlich nicht nur still dasitzen und aufmerksam berieseln lassen. Zwischenfragen können das Gesagte noch einmal auffangen und überprüfen, ob alles richtig verstanden wurde.
Sie helfen aber auch, das Gespräch am Laufen zu halten. Denn Fragen geben dem Gegenüber immer auch neue Denkanstöße und können helfen, die Gedanken besser in Worte zu fassen.
4. Distanz wahren
Beim aktiven Zuhören geht es trotz empathischer Grundhaltung nicht darum, dass alles Gesagte angenommen werden muss. Natürlich kann man als Zuhörer:in eine völlig andere Meinung vertreten.
Mit dieser sollte man allerdings hinter dem Zaun halten und erst einmal weiter zuhören. Statt direkt auf eine Abwehrhaltung zu setzen, sollte man gerade in diesen Momenten versuchen, offen zu bleiben – im Übrigen vor allem in Sachen Körpersprache. Wer in solchen Situationen die Arme verschränkt, begeht zum Beispiel einen großen Fehler.
5. Empathie zeigen
Im Artikel wurde immer wieder von Empathie gesprochen und wie wichtig sie ist, das aktive Zuhören zu lernen ist. Doch wie zeigt man seinem Gegenüber Empathie? Das kann zum einen gelingen, indem man kurze bestätigende Aussagen nutzt, die dem Gegenüber zeigen, dass man ihm folgen kann. Zum anderen können Emotionen des Gegenübers erkannt und offen angesprochen werden.
Tipp: Auch wer bereits Gesagtes paraphrasiert, zeigt seinem Gegenüber, dass man zuhört und daran interessiert ist, Lösungen zu finden.
6. Pausen lassen
Zuletzt ist es immer ratsam, beim aktiven Zuhören mit Pausen zu arbeiten. Diese lässt man am besten, bevor man auf eine Frage antwortet oder einen Gedanken preisgibt. So wirken die Antworten nicht nur wohlüberlegt, sondern signalisieren dem Gegenüber auch, dass man ihn bis zuletzt aussprechen lässt.
Tipp: Zur Übung kann man im Kopf vor jeder Antwort bis vier zählen. Irgendwann wird sich diese Gesprächspause ganz natürlich einstellen.
Zuhören zu lernen, bedeutet nicht zwingend weniger gehört zu werden
Viele verwechseln das Zuhören-Lernen damit, dass sie dadurch selbst weniger gehört werden. Es ist zwar richtig, dass sich die Redeanteile durch dieses kommunikative Verfahren verschieben. Doch im Großen und Ganzen wird die Kommunikation um ein Vielfaches verbessert und die eigene Meinung wird umso mehr geschätzt. Denn wer gut zuhören kann, wird mit dem gewonnen Vertrauen auf umso mehr Gehör treffen.
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