Jede Woche wieder sitzen wir im Sessel gegenüber unserer Therapeutin oder unseres Therapeuten und klagen ihm oder ihr unser Leid. Auch wenn die Sprechstunde guttut, will sich einfach keine Verbesserung einstellen. Heißt das, die Psychotherapie hilft nicht? Nicht selten geht es uns während der Behandlung „schlechter“, weil wir uns mit all dem Ballast und den Problemen auseinandersetzen. Es kann aber auch sein, dass die Therapieform nicht anschlägt. Wie du das erkennst und was die nächsten Schritte sind, liest du in diesem Artikel.
Psychotherapie hilft nicht: Was kann ich tun?
Psychotherapie hilft nicht – oder doch? Erfolge sind schwer messbar
Eine psychische Erkrankung zu erkennen und zu behandeln, ist nicht einfach. Oft werden die Symptome zu spät erkannt oder falsch gedeutet. Eine Depression ist eben kein gebrochener Arm, der wehtut, geröntgt und danach eingegipst wird. Eine Seele zu heilen, ist aufwendiger. Denn anders als bei einem gebrochenen Arm, der möglicherweise bei einem Sturz entstanden ist, liegen die Ursachen bei einer Depression meist im Verborgenen.
Deshalb wird bei einer Psychotherapie mithilfe von Gesprächen und Übungen nicht nur nach den Auslösern gesucht, sondern vor allem die Symptomatik behandelt. Zuvor legen Psychotherapeut:in und Betroffene:r gemeinsam ein Therapieziel fest.
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So findest du heraus, ob die Psychotherapie wirklich hilft
Eine Therapie funktioniert nicht wie eine Schmerztablette, die schon nach kurzer Zeit ihre Wirkung entfaltet. Daher ist es nicht leicht, herauszufinden, ob eine Psychotherapie wirklich anschlägt oder nicht. Das kann für Patient:innen sehr frustrierend sein.
Die Therapeutin Jessica A. Gold weiß aus eigener Erfahrung, dass psychisch Erkrankte häufig an der Wirksamkeit ihrer Therapie zweifeln. Im Online-Magazin Self erklärt sie, was Betroffene tun können, um herauszufinden, ob die Psychotherapie wirklich anschlägt. Stelle dir die folgenden Fragen:
Was ist das Ziel der Therapie?
Um Fortschritte zu erkennen, sollten sich Personen, die sich in Therapie befinden, zunächst darüber im Klaren sein, was das Ziel der Behandlung ist. Dieses wird bereits vor der Therapie gemeinsam mit dem / der Therapeut:in bestimmt. Das Ziel ist jedoch nicht in Stein gemeißelt, sondern kann sich im Laufe der Therapie verändern. Ein permanenter Austausch zwischen Patient:in und Psychotherapeut:in ist daher wichtig.
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Welche Fortschritte kann ich von der Behandlung erwarten?
Es gibt verschiedene Arten von Psychotherapie, die je nach Diagnose unterschiedlich angewandt werden. Bei einer Verhaltenstherapie kann es beispielsweise schon ein großer Fortschritt sein, wenn sich eine Person mit sozialer Phobie allein in einen Supermarkt traut. Ein:e Depressive:r erzielt hingegen große Fortschritte, wenn er es schafft, mithilfe einer Gesprächstherapie für einen kurzen Moment aus einer negativen Gedankenspirale auszubrechen.
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Welche Erkenntnisse habe ich gewonnen?
Das Ziel einer Psychotherapie ist nicht nur eine Verbesserung der Symptome. Es geht auch um den Erkenntnisgewinn. Therapeut:innen beobachten ihre Patient:innen, lernen sie kennen und stellen bestimmte Verhaltensweisen und Denkmuster fest. Diese teilen Sie ihren Patient:innen mit, sodass diese einen objektiven Blick auf sich selbst gewinnen können. Eine solche Einsicht oder ein Bewusstsein für sich selbst kann ein großer Erfolg in der Therapie bedeuten.
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Wie sehen meine Symptome aus?
Psychische Erkrankungen gehen mit bestimmten Symptomen einher. So können Angstzustände und Panikattacken, aber auch Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme Hinweise auf eine Depression sein. Ob die Psychotherapie wirklich erfolgreich ist, lässt sich anhand dieser Symptome messen. Dafür sollten Betroffene versuchen, ihre Symptome auf einer Skala einzuordnen und das Ergebnis zu notieren. Dadurch wird ersichtlich, ob sich langsam eine Verbesserung einstellt oder nicht.
Psychotherapie hilft nicht: Was kann ich tun?
Auch wenn man zunächst keine Fortschritte sieht, muss das nicht bedeuten, dass die Psychotherapie generell unwirksam ist, schreibt das Ärzteblatt. Manchmal kann es hilfreich sein, den / die Therapeut:in zu wechseln oder eine andere Therapieform zu wählen. Auch eine medikamentöse Unterstützung kann weiterhelfen. Weitere Informationen und Hilfe findest du auf der Website des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).