Du bist harmoniebedürftig und traust dich nicht, ein Problem anzusprechen? Für dein Verhalten entschuldigst du dich ungefragt und denkst hinterher stundenlang darüber nach? Dann solltest du hellhörig werden, denn das könnten Anzeichen einer Angststörung sein. Sie kommen oft schleichend hervor und äußern sich ganz unterschiedlich.
Laut Expert:innen ist die Anzahl der Angstpatient:innen in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Die weltweite Pandemie und der Krieg in der Ukraine brachten viel Unsicherheit und Angst mit sich, die uns in unserem ohnehin schon stressigen Alltag überfordern. Wie sich eine Angststörung zeigt, ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Anzeichen einer Angststörung richtig einordnen
Laut Dr. Alice Boyes auf Psychology Today gibt es fünf übergeordnete Kategorien, in denen sich die Anzeichen einer Angststörung einordnen lassen. Die erste Kategorie umfasst alle körperlichen Symptome, welche durch die Angst ausgelöst werden. Dazu zählen beispielsweise Schwitzen oder Herzrasen. In der zweiten Kategorie kognitiven Symptome zusammengefasst, also alles, was sich gedanklich abspielt.
Das Verhalten, welches aus der Angst resultiert, bildet die dritte Kategorie. Das kann beispielsweise das Vermeiden bestimmter Tätigkeiten sein. Die vierte Kategorie bezieht sich auf die starken Emotionen, die Angst hervorrufen kann. Zuletzt beschreibt die fünfte Kategorie die interpersonalen Symptome. Hierbei handelt es sich um ganz spezifische und individuelle Symptome, die sich bei Betroffenen unterschiedlich äußern können, je nachdem wovor die Person am meisten Angst verspürt.
5 versteckte Anzeichen einer Angststörung
Die oben genannten Kategorien kannst du größtenteils gerade bei dir selbst gut erkennen. Aber wie sieht es bei versteckten Symptomen aus, die gerade in die dritte Kategorie des Verhaltens fallen? Die Psychologin Sophie Lauenroth gibt auf TikTok einige Impulse dazu.
1. Anzeichen einer Angststörung: Extreme Angst, Dinge anzusprechen
Zunächst sagt Lauenroth, haben Menschen mit einer Angststörung extreme Sorge davor, ein Problem anzusprechen. Sie können die Reaktion der anderen nicht voraussehen und wollen niemanden verletzen.
2. Alles erklären, aus Angst, nicht verstanden zu werden
Auch ein Übermaß an Erklärungen kann auf eine Angststörung hindeuten, denn die Menschen haben große Angst davor, entweder gar nicht oder missverstanden zu werden.
3. Oversharing: Mit Fremden private Details teilen
Gerade wenn du dich sehr stark erklärst, kann es dazu kommen, dass du zu viele private Details erklärst. In manchen Kontexten kann das für Überraschungen sorgen, da die anderen nicht damit gerechnet haben.
4. Entschuldigen, obwohl du nichts falsch gemacht hast
Sich übermäßig für etwas zu entschuldigen, was nicht der eigene Fehler war, ist ebenfalls ein Symptom. Betroffene nehmen lieber die Schuld auf sich, um andere zu entlasten.
5. Jede Interaktion mehrmals durchdenken
Erinnerst du dich noch an diese eine peinliche Sache, die du vor drei Jahren gesagt hast? Für Menschen mit einer Angststörung ist das Überdenken im Nachhinein meist Alltag. So wird jede Kleinigkeit mehrmals durchdacht.
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Laut Studie: Diese Faktoren beeinflussen Anzeichen von Angststörungen
Aber wie kommt es überhaupt zu diesen Symptomen? Dafür gibt es viele individuelle Erklärungen. Eine Studie von Trusted Source aus dem Jahr 2015 ergab, dass Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in den Vereinigten Staaten und Europa gehören. Nach den jüngsten Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2015 leiden weltweit 3,6 % der Gesamtbevölkerung an einer Angststörung. Forschende evaluieren ständig die Faktoren, die zum Risiko einer Person, eine Angststörung zu entwickeln, beitragen könnten, und versuchen, Präventionsstrategien zu entwickeln.
Dabei fanden die Forschenden interessante Faktoren heraus, die zu einer Angststörung beitragen können. „Bei denjenigen, die weniger als drei Obst- und Gemüsesorten pro Tag zu sich nahmen, war die Wahrscheinlichkeit, dass eine Angststörung diagnostiziert wurde, um mindestens 24 % höher“, so der Hauptautor. Außerdem sollen Frauen häufiger von Angststörungen betroffen sein als Männer.
Nach den Erhebungen, die das Team analysierte, wiesen Personen, die nicht in Kanada geboren wurden, sondern dorthin eingewandert waren, eine geringere Prävalenz von Angstzuständen auf. Die Ergebnisse zeigten, dass 6,4 % der Eingewanderten an einer Angststörung litten, verglichen mit 9,3 % der in Kanada geborenen Befragten.
„Einwanderer sehen sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die mit der Neuansiedlung in einem neuen Land verbunden sind, darunter Sprachbarrieren, Armut, Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Qualifikationen und begrenzte soziale Unterstützung, sodass sie eine geringere Wahrscheinlichkeit von Angststörungen haben sollten als in Kanada geborene Personen“, sagt die Hauptautorin der Studie, Prof. Esme Fuller-Thomson. So gibt es unterschiedliche äußere Faktoren, die Angststörungen begünstigen können.