In Bäckereien und Cafés wird mit glutenfreiem Kuchen und Brot geworben, in Drogeriemärkten gehören Nudeln, Pizzaböden und Brötchen ohne Gluten längst zum Sortiment. Doch warum greifen immer mehr Menschen zu den Alternativprodukten ohne das Getreideeiweiß? Ist eine glutenfreie Ernährung wirklich gesünder?
Glutenfreie Ernährung: Wirklich sinnvoll?
Was ist Gluten?
Gluten ist das sogenannte Klebereiweiß in Getreide. Es ist vor allem in Weizen, Gerste, Roggen und anderen Getreidesorten enthalten – und somit auch in allen Lebensmitteln, die daraus hergestellt werden.
Gluten wird aber auch als Bindemittel, Emulgator und Träger von Aromastoffen in Fertigprodukten genutzt. Wer auf Gluten verzichten will, muss sich die Inhaltsstoffe von Produkten daher akribisch genau angucken. Denn auch in Lebensmitteln, in denen man es nicht vermuten würde – Süßigkeiten, Light-Produkten, Kräuterzusätzen – kann es sich verstecken.
Viele Menschen glauben, Gluten sei schädlich für den Körper und verzichten deshalb auf Brot, Nudeln, Kuchen und Pizza oder kaufen teure Ersatzprodukte aus Kartoffelmehl, Linsen oder Soja. Ist das wirklich sinnvoll?
Wer sollte auf Gluten verzichten?
Auf Gluten streng verzichten müssen Personen, die an Zöliakie leiden. Dabei handelt es sich um eine chronische Glutenunverträglichkeit. Typische Symptome von Zöliakie sind:
- Durchfall
- Bauchschmerzen
- Blähungen
- Gewichtsverlust
- Blutarmut
- Osteoporose
- Wachstumsstörungen bei Kindern
Schon kleine Mengen davon können die Dünndarmschleimhaut von Patient:innen nachhaltig schädigen und Entzündungen verursachen. Das kann verheerende gesundheitliche Folgen haben. Durch die Entzündung bilden sich die Darmzotten zurück und der Körper kann nicht mehr genug Nährstoffe aufnehmen. Deshalb müssen Patient:innen nicht nur auf Produkte, die Gluten enthalten, verzichten, sondern dürfen auch nichts essen, was mit Gluten verunreinigt sein könnte.
Hierzulande leidet nur rund 1 Prozent der Bevölkerung an Zöliakie. Die Diagnose kann mit Hilfe eines Bluttests gestellt werden. Trotzdem kaufen laut Statista rund 3 Prozent aller Deutschen regelmäßig glutenfreie Lebensmittel. Warum?
- Mehr zum Thema Ernährung:
- 20 Lebensmittel, die du nie wieder essen solltest
- Studie zeigt, ob du morgens, mittags oder abends essen solltest
- Omega 3-Mangel: 5 Symptome deuten auf schlechte Ernährung hin
- 6 Lebensmittel, die deine Vitamin-D-Speicher vor dem Herbst auffüllen
Glutenfreie Ernährung als Trend
Durch das Umdenken in Sachen Ernährung als Folge der Bedrohung von Klimawandel und Epidemien wie Corona scheint auch in Sachen Ernährung ein Umdenken stattzufinden. Die Zahl der Vegetarier:innen und Veganer:innen wächst. Viele verzichten auf Zucker, praktizieren Intervallfasten oder meiden Gluten, weil es angeblich ungesund ist.
Doch das ist falsch. Wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betont, müssen sich nur Menschen mit Zöliakie glutenfrei ernähren. Gesunde Personen haben durch das Weglassen von Gluten keine gesundheitlichen Vorteile. Stattdessen sind glutenfreie Produkte meistens teurer. Zudem schränkt man sich dadurch bei der Lebensmittelauswahl stark ein.
Für wen eine glutenfreie Ernährung sinnvoll sein kann
Wer unter ständigen Beschwerden des Verdauungssystems wie Reizdarm leidet, aber negativ auf Zöliakie getestet wurde, sollte sich eine Zeit lang glutenfrei ernähren. Verschwinden die Symptome oder bessern sie sich, liegt möglicherweise eine Weizensensitivität vor.
Bei einer Weizensensitivität handelt es sich um eine „atypische Allergie“, weil die Symptome oft erst Stunden nach dem Verzehr von Weizenprodukten auftreten. Das macht die Diagnose besonders schwierig.
Auch Menschen, die unter Stoffwechsel- oder Autoimmunerkrankungen, wie Rheuma, Multipler Sklerose oder Morbus Crohn leiden, können von einer glutenfreien Ernährung profitieren. Denn bestimmte Proteine in Weizen lösen im Darm eine Entzündungsreaktion aus. Bei gesunden Menschen verursacht das keine Probleme, doch Patient:innen, die an chronisch entzündlichen Krankheiten leiden, sollten diesen Risikofaktor durch eine glutenfreie Ernährung ausschließen.