Diese letzte Sextrology-Kolumne möchte ich einem Sternzeichen widmen, das trotz des unverbindlichen Rahmens, indem wir uns bewegt haben, einen großen Einfluss auf mein Verhältnis zu Intimität, ohne romantische Gefühle und auf mein sexuelles Selbstverständnis hatte. Dies ist eine a-romantische Liebeserklärung an den Skorpion.
Sextrology: Der großartige Skorpion
- Let’s get naked (emotionally)!
- In Is The Only Way Out
- Zwei Dates an einem Tag? Alles für diesen Skorpion!
- Anstandskaffee und ab die Post
- Shut up & kiss me
- Wer sagt, dass unverbindlicher Sex nicht intim sein kann?
- Einander wirklich spüren
- Der Skorpion-Mann: HE rocked my world
- Auf zum nächsten sexuellen Abenteuer
- Letzte Worte
Let’s get naked (emotionally)!
Die Überschrift dieses Absatzes ist Programm: Ich werde mich euch jetzt entblößen – ist ja schließlich auch ‘ne Sexkolumne, am I right?
Mein Verhältnis zu meiner Sexualität ist aufgrund frühkindlicher Gewalterfahrungen, einer Sex-negativen elterlichen Sexualerziehung und natürlich dank der mehrheitlich misogynen Gesellschaftsstrukturen, in denen wir leben (patriarchy, baby), nie besonders einfach oder positiv gewesen.
Und obwohl meine sexuellen Begegnungen als Erwachsene – hier vor allem auch mein erster One Night Stand im Rahmen dieser Kolumnenreihe – für mich schon mit vielen Klischees aufräumen konnten und mir sexuelle Befriedigung bereitet hatten, ging ich immer noch davon aus, dass unverbindlicher Sex ohne romantische Gefühle sich für mich immer irgendwie disconnected, mechanisch und … einsam anfühlen würde. Anfühlen müsste.
In Is The Only Way Out
Ich wäre aber nicht ich, wenn ich diesen Annahmen nicht auf den Grund gegangen wäre. Um sie in der Realität zu überprüfen und zu verstehen, ob ich recht habe oder ob ich mir womöglich großes Glück und sexuelle Freiheit verwehre, weil ich an diesen Annahmen festhalte.
Denn wenn es eines gibt, was ich in meinem Leben nicht möchte, dann ist es, angstgesteuerte Entscheidungen zu treffen. Damit würde ich mich unfrei fühlen. Nicht wirklich autonom, sondern als handlungsunfähiges Opfer selbstgemachter Konstrukte, die mich in ihren Fängen halten.
So your girl swiped. Mal wieder. Und sehr fleißig. Und siehe da: Volltreffer. Gleich zweimal. Aber von vorne.
Zwei Dates an einem Tag? Alles für diesen Skorpion!
Eigentlich hatte ich an diesem Abend ein Date mit einem attraktiven Zwilling. Da ich aber auf Selbstfindungsmission war und sich mein akademischer und beruflicher Ehrgeiz auch in meinem Datingverhalten wiederfindet (it’s a sickness), wollte ich natürlich nichts anbrennen lassen.
Als ich dann also am Tag des Zwilling-Dates den sehr sympathischen Skorpion matchte und dieser mir mitteilte, dass er nur noch für zwei Tage in meiner Stadt sein würde, schrie mein commitment-phobes Herz „PERFEKT, unverbindlicher geht nicht, NEHMEN WIR!“.
Also schlug ich ihm kurzer Hand mein liebstes Kiezcafé vor und ließ auch schon durchblicken, dass das für mich nur ein Anstandskaffee sein würde, um zu checken, ob er ein weirder Creep ist und wir danach gerne direkt zu mir rüberwechseln könnten.
Ich war selbst ein bisschen überrascht von meiner Direktheit, aber wie gesagt: Unkontrollierbarer Ehrgeiz macht’s möglich. Ich wollte es einfach wissen!
Anstandskaffee und ab die Post
Wir trafen uns also im besagten Café. Ich war vor ihm da, er kam durch die Tür und ich wusste direkt „Ja. Wenn der jetzt keinen (sexistischen und/oder politischen) Mist redet, nehm‘ ich den mit!“. Wir saßen rückblickend keine Dreiviertelstunde.
Der Skorpion ist ein sehr lustvolles und verführerisches Zeichen. Er ist bekannt für seinen perfektionistischen Blick fürs Detail und seine sexuelle Offenheit.
Er war sehr nett, sehr höflich, ziemlich witzig, sehr reif (weil auch etwas älter) und ER WAR NICHT VON HIER! Nachdem ich meinen Kaffee also geext hatte, wechselten wir zu mir.
Ehrgeiz hin oder her, das war das erste Mal seit längerer Zeit, dass ich wieder ’nen neuen Mann in meiner Wohnung hatte und ich war ein bisschen nervös. Und was ist mein Go-to, wenn ich nervös bin? Ich rede. Ohne Punkt und Komma über dies und über das und ich kann nicht aufhören.
Umso froher war ich, dass er scheinbar auch erkannt hatte, dass ich von alleine nicht wieder aufhören würde zu reden und er mich dann einfach mitten im Satz küsste. Way to shut someone up nicely, ein sehr smoother Move! Das Date mit dem Zwilling musste ich dann übrigens im Bett noch um ’ne Stunde nach hinten verschieben. Upps.
Shut up & kiss me
Ein sehr schöner Mann, dieser Skorpion. Angezogen und ausgezogen. Und sehr versiert. Die Chemie hat für uns beide ziemlich gut gestimmt und ich kann schon mal spoilern: Ich hatte nach vielen mediocre Sexerfahrungen endlich wieder diesen fantastischen Sexhangover, den man nur am Tag nach wirklich gutem Sex hat.
Wenn man im Kopf die heißesten Szenen der letzten Nacht in Endlosschleife wieder und wieder abspielt und sich nicht auf die Arbeit konzentrieren kann. Wenn man den Anderen gefühlt noch schmecken und riechen kann und sich der eigene Körper, wenn man sich nur doll genug konzentriert, förmlich noch an seine Berührungen erinnern kann. Man, war das gut!
Wer sagt, dass unverbindlicher Sex nicht intim sein kann?
Aber was machte diesen Sex für mich so besonders, dass ich ihn herausstellen möchte aus den Begegnungen mit den anderen Männern, die ich davor und danach hatte?
Ganz einfach: Dieser Sex war anders. Ja, es war wieder klar, dass es kein Wiedersehen geben würde. Ja, es waren wieder keinerlei Gefühle involviert und ja, es bestand auch wieder eine gewisse höfliche Distanz, weil man einander innerhalb weniger Stunden einfach nicht genug kennenlernen kann, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das über eine oberflächliche Bekanntschaft hinausgeht.
Aber: Egal, in welcher Stellung wir waren. Egal ob ich auf ihm lag, ob ich seitlich lag und er von hinten in mich eindrang, egal ob in Missionarsstellung oder im Doggystyle: Dieser Skorpion-Mann war einfach so … präsent. Es war so … echt. Wenn wir in Stellungen waren, in denen wir keinen Blickkontakt haben konnten, nahm er meine Hand, um Kontakt zwischen uns herzustellen.
Wenn wir die Stellungen wechselten, fragte er mich jedes Mal, ob alles okay war, ob diese oder jene Berührung in Ordnung wäre. Als er in mir kam, vergrub er seinen Kopf in meiner Halsbeuge und bevor er wieder aufstand, küsste er mich zärtlich und grinsend zwischen die Brüste auf mein Brustbein.
Einander wirklich spüren
Keine dieser Gesten des Skorpions habe ich als geheuchelt oder als aus Pornos entnommen empfunden. Es war wahnsinnig echt. Und obwohl ich keinerlei Emotionen für diesen Mann hatte und haben würde, habe ich mich ihm während des gesamten Akts sehr verbunden gefühlt. Ich war die ganze Zeit da, wirklich präsent im Moment und konnte mich komplett auf ihn einlassen.
Dass ich kein einziges Mal dissozierte*, war für mich der Beweis, dass das genau die Art von Sex ist, die ich brauche: Sex mit jemandem, der nicht nur sein übliches Programm abfährt und bei dem ich das Gefühl habe, ich könnte auch gar nicht da sein, weil er das gar nicht bemerken würde. Kein Sex mit jemandem, der ungefragt und ohne Blick auf meine Reaktion irgendwelche weirden Pornomoves bringt, weil er glaubt, so „hätte man(n) eben einfach Sex“.
* Dissoziation beschreibt einen Zustand, den viele Menschen mit sexuellen Gewalterfahrungen oder anderen Traumata nur allzu gut aus dem Schlafzimmer kennen. Hierbei erinnert sich die Psyche bspw. beim Sex an eine vergangene Erfahrung, in der der Körper sich nicht aus der Gefahrsituation befreien konnte und sich deswegen zumindest im Geist – durch Abspaltung aus der Realität – zu schützen versuchte. Falls ihr unter dissoziativen Episoden leidet, wendet euch an den/die Haus-/Frauenärzt*in eures Vertrauens oder sucht euch therapeutische Unterstützung – das muss kein Dauerzustand bleiben!
Der Skorpion-Mann: HE rocked my world
Statt oben beschriebenem „Pornosex“ (Ist das eigentlich so ein Berlin-Ding oder bild‘ ich mir das ein?) wünsche ich mir von jetzt an eben genau das, was mir der Skorpion zeigte: connecteten Sex.
Sex, bei dem man sich wirklich aufeinander einlässt. Auf die körperlichen Signale des/der Anderen achtet und das tut, was sich in dem Moment für beide einfach gut anfühlt. Sex, bei dem man keine Angst davor hat, auch zärtliche Gesten miteinander zu teilen.
Warum auch nicht?Immerhin ist das doch auch ’ne wahnsinnig intime Sache, den eigenen Körper in eine vulnerable Situation und in die Hände von jemandem zu geben, den man noch gar nicht so gut kennt.
Und versteht mich nicht falsch: Das war kein Blümchensex. Im Gegenteil. Aber genau das finde ich rückblickend auch so schade, wenn ich an Begegnungen mit anderen Männern zurückdenke, die sich beim Sex so distanziert angefühlt hatten. Noch distanzierter als sogar außerhalb des Schlafzimmers. Weil sie so eine verdammte Angst vor echter Begegnung hatten. Sexuell wie emotional.
Auf zum nächsten sexuellen Abenteuer
Das ist nicht mehr die Art Sex, die ich möchte. Und der Wassermann, den ich wenige Tage später dann auch noch traf und der mich nach dem Sex noch zärtlich in den Arm nahm und so einschlief, bestätigte das nur noch.
Ja, ich will gerade keine emotionale Bindung. Ja, ich möchte gerade keine Beziehungsverantwortung tragen, sondern lieber bei mir und meiner beruflichen wie persönlichen Weiterentwicklung bleiben. Aber nein, das bedeutet nicht (mehr), dass der unverbindliche Sex, den ich habe, zwar befriedigend, aber zwangsläufig auch immer distanziert sein muss.
Wenn man die richtigen Menschen trifft, die in ihrer Persönlichkeit und ihrer Reife gefestigt genug sind, um zu verstehen, dass Intimität und Verbindung menschliche Bedürfnisse sind, bei deren Befriedigung sie nicht sofort von ihrem (weiblichen) Gegenüber in den so gefürchteten monogamen Beziehungsknast gedrängt werden, kann unverbindlicher Sex wahnsinnig, wahnsinnig schön sein.
Letzte Worte
Ich habe durch diese Kolumne vielleicht nicht herausgefunden, welches Sternzeichen am besten zu mir passt, dafür aber wichtige Erkenntnisse über den wichtigsten Menschen in meinem Leben erlangen dürfen: über mich.
Darüber, welche Art Sex ich brauche. Ich habe gelernt, (ausgewählten) Männern wieder zu vertrauen und es geschafft, jahrzehntealte Ängste und Befürchtungen abzubauen. Mir meine Sexualität zurückzuholen.
Mein Dank gilt allen Männern, die ihre Gedanken, Gefühle und Körper auf Zeit mit mir geteilt haben und euch, die ihr mich auf dieser Kolumnen-Reise durch die Welt der Sternzeichen begleitet habt.
Und jetzt geht raus in den Frühling, datet was das Zeug hält und bitte, bitte: Seid gut zueinander.
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