Ich beginne den ersten Teil der Sextrology-Kolumne direkt mal mit einem Geständnis: Die Recherche für den Inhalt fiel mir eindeutig leichter als der Einstieg. Ich bin ein bisschen nervös. Und das überrascht mich, denn: weder auf dem Date, noch in der Wohnung des Stier-Mannes, mit dem ich im meinen ersten One Night Stand haben würde, war Nervosität eines meiner vorherrschenden Gefühle.
Sextrology-Kolumne: One Night Stand mit einem Stier
Absolute Unverbindlickeit
Stattdessen war ich neugierig, motiviert und let’s be real: auch ein bisschen horny. Aber eben nicht nervös. Und dabei gab’s eigentlich allen Grund zur Nervosität: Schließlich war das mein allererstes erstes Date nach fast zwei Monaten, in denen ich ausschließlich einen ganz bestimmten Mann gedated hatte. (Aber das ist eine Geschichte für eine andere Kolumne – Grüße!)
Es war außerdem auch mein erstes Date, bei dem für mich von vornherein klar war: Ich möchte absolute Unverbindlichkeit! Ob ich die bekam? Oh ja: Der besagte Stier wurde zu meinem ersten One-Night-Stand. Und er bescherte mir doch tatsächlich sogar meine ersten verpartnerten Orgasmen (Yey, für Plural!). Aber von vorne.
Bühne frei für: Den Stier
Ich traf also einen Stier. Was diesen astrologisch ausmacht? Keine Ahnung, genauso wie vermutlich die meisten von euch. Also habe ich einige astrologische Bücher meines Vertrauens durchgeblättert und folgende Beschreibung gefunden (ich paraphrasiere):
Der Stier ist ein von Besitzanspruch und Kontrolle geleitetes Sternzeichen, dem durch seine Zugehörigkeit zum Element Erde gleichzeitig auch Bodenständigkeit nachgesagt wird. Der Stier hat wohl außerdem eine sinnliche, fast schon zärtliche Seite (hierzu kommen wir später!) und soll ein echter Genießer sein.
Vorneweg: Der Stier-Mann, den ich getroffen habe, erfüllte diese Kriterien zu meiner eigenen Überraschung fast durch die Bank weg alle.
Löwe + Stier = Anziehung?
Ich traf den Stier-Mann auf die für Berlin so typische Art – an irgendeinem S-Bahnhof zu irgendeiner für Dates üblichen Abendzeit, mit irgendeiner Idee davon, wie er (zumindest nach seinen Datingapp-Fotos) aussehen könnte.
Wie wir alle wissen: Die ersten fünf Sekunden sind entscheidend.
Ich kam, sah und fand Gefallen
Wie ich ihn fand? Auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt mein Typ, aber gleichzeitig auch nicht von der Bettkante zu stoßen. (Sorry falls du das liest, no offense!) Er wirkte sympathisch und nahbar, für einen One Night Stand eigentlich die ideale Kombi.
How to ONS: Open Communication Is Key
Nachdem wir eine gute Stunde mit dem Schlendern durch die Berliner Straßen verbracht hatten, wechselten wir in eine nahe gelegene Bar. Und hier setzte ich auch direkt das um, was ich mir für mein aktuelles Datingverhalten vorgenommen (und aus der Vergangenheit schmerzlich gelernt) hatte: Ich sprach klar und deutlich meine Absichten aus und klärte ab, ob diese sich mit den seinen deckten.
Was genau ich gesagt habe:
Ich suche gerade nur nach unverbindlichem, einmaligem Sex. Ich möchte hinterher weder kuscheln noch über Nacht bleiben. Das hat absolut nichts mit dir als Person zu tun, sondern ist lediglich einfach das, wozu ich mich gerade in der Lage fühle und was meinem aktuellen Bedürfnis entspricht.
Lässt doch eigentlich wenig Interpretationsspielraum, oder? Tja, da habt ihr die Rechnung (wie ich an diesem Abend) leider ohne das männliche Ego gemacht!
Baby, ich weiß doch, was du wirklich willst
Wir sind also mittlerweile in seiner Wohnung. Unterhalten werden wir von der wie wild durch die Wohnung springenden Katze seiner Ex, um die er sich aktuell kümmert (Redflag?) und mir fällt direkt auf: Dieser Typ ist sichtlich nervös.
Ich bin irgendwie belustigt davon, wie ruhig ich mich demgegenüber fühle. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass ich in wenigen Minuten meinen ersten One-Night-Stand haben werde.
Während er für die musikalische Untermalung sorgt, checke ich heimlich schon mal meine Verbindungen für meinen späteren Heimweg („Wie lange dauert das jetzt? Ob wir in ’ner Stunde schon fertig sind? I HOPE not! Mist, ab vier fährt aber nur noch der Nachtbus – oh well, what’s a slut to do …“)
Wir wechseln auf die Couch (auf der wir auch bleiben würden) und er sagt, ich könnte hinterher gerne auch die Nacht bei ihm verbringen. Ich lehne dankend ab (hatten wir hierüber nicht schon in der Bar gesprochen?) und mache Small Talk. Nach einer Weile bringt er das Thema aber auf’s Kuscheln nach dem Sex und darauf, dass er Frauen eigentlich schon gerne öfter trifft.
Ich bin kurz irritiert, weil wir auch das eigentlich schon abgesprochen hatten und kriege so langsam das Gefühl, dass er mir meine Ansprache in der Bar gar nicht geglaubt hat und ich gerade darauf abgeklopft werde, wie viel Spielraum er hinterher zum Überreden haben könnte.
Needless to say, meine Lust wird immer weniger. Und weil ich die Gefahr sehe, dass er mit jedem weiteren Satz weiter den Vibe killen und mir unsympathisch werden könnte, dass ich mein Vorhaben („One Night Stands, here I come!“) doch nicht umsetzen würde – küsse ich ihn einfach.
Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Ich komme(.) überraschend gut auf meine Kosten! Der Stier-Mann ist definitiv vieles, aber kein schlechter Liebhaber.
Warum Frauen Schuld sind, wenn Männer sich gekränkt fühlen
Er ist vielleicht ein guter Liebhaber, aber leider auch ein Guilt-Tripper. Guilt-Tripping bezeichnet manipulatives Verhalten, das angewandt wird, um wiederum das Verhalten einer anderen Person durch implizite oder explizite Schuldzuweisungen den eigenen Wünschen nach zu verändern.
Nach getaner Arbeit beginne ich, mich anzuziehen und das Theater geht los: Er finde es „krass“, dass ich „jetzt echt“ nach Hause gehe. Er finde es „crazy“, dass ich „eben so körperlich und jetzt plötzlich so kalt“ sein könne. Er finde es „einfach krass“.
Ja krass, oder?
Krass, dass die Frau hinterher genau das macht, was sie dir vorher klar kommuniziert hat. Krass, dass die Frau nicht hinterher zum Kuscheln bleiben will (Wollen die das nicht alle?) und krass, dass sie die Unverbindlichkeit nicht bloß gesagt hat, weil sie dachte, dass du als Mann das womöglich hören willst, sondern weil sie das scheinbar selbst wirklich will. Krass, dabei sind doch alle Frauen bindungswillig und wollen kuscheln?
Krass, Leute!!!
Einfach nett weglächeln und nichts wie raus da
Noch viel „krasser“ fand ich aber, dass, nachdem ich nochmal kurz das Bad benutzte und dann begann, meine Schuhe anzuziehen, dieser Typ IMMER NOCH davon redete, wie irritiert er von meiner „Radikalität“ wäre. Falls ihr euch jetzt fragt, ob ich auf all das reagiert habe – klar, hab‘ ich.
Ich habe ihm meine Meinung einmal klipp und klar gesagt. Dass ich das gerade absolut nicht cool finde, zu versuchen, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Und dann auch noch für etwas, in das er selbst vorher eingewilligt hatte. Dass ich es unfair finde, die bei ihm scheinbar entstandenen Gefühle von Gekränktheit und Verunsicherung nun auf mich zu projizieren (Newsflash an die Männer: Eure Gefühle sind eure Verantwortung!)
Aber um ehrlich zu sein, war ich mir meiner Situation auch bewusst: Am Ende des Tages war ich in der Wohnung eines quasi fremden Mannes, die Tür war abgeschlossen und er war ‘nen Kopf größer und eben sichtlich gekränkt. Ich habe also ab einem gewissen Punkt seine Worte nur noch ignoriert und zugesehen, dass ich da rauskam.
Fazit: Bitte keinen Stier mehr für mich!
Auf meinem Heimweg war ich gefühlstechnisch zwiegespalten: Einerseits war ich erfreut darüber zu sehen, dass unverbindlicher Sex für mich ganz offensichtlich funktioniert und sogar befriedigend sein kann.
Aber andererseits war ich auch wütend. Wütend darüber, dass diese Erfahrung durch das unfaire Verhalten meines männlichen Gegenübers ein eher unschönes Ende genommen hatte.
Ich war auch froh, ihm weder meine Nummer noch sonstige persönliche Daten gegeben zu haben. Frau weiß ja nie, wozu so ein gekränktes männliches Ego verleiten kann – fragile masculinity is no joke. Im Nachtbus hab ich dann noch final das Match aufgelöst. Vorerst kein Stier mehr für mich. Next!
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