Je mehr Sport wir treiben, desto gesünder sind wir – könnte man meinen. Doch leider geht diese Rechnung nicht immer ganz auf. Denn ab einem gewissen Grad verhält sich Sport wie Schokolade: Zu viel ist einfach zu viel. Wer unter Sportsucht leidet, geht zwanghaft seinen Gewohnheiten nach, kann Schmerzen erleiden oder sogar richtig krank werden. Zu viel Sport ist ungesund!
In diesem Artikel besprechen wir 6 Symptome, die auf eine Sportsucht hinweisen. So kannst du herausfinden, ob du Hilfe brauchst. Oder vielleicht hast du eine Freundin, die immer exzessiv trainiert? Vielleicht hast du einen Arbeitskollegen, der den Sport seiner Familie und seinen Freund:innen vorzieht? Lies dir den Artikel sorgfältig durch und achte auf die Zeichen in deinem Umfeld.
Sportsucht: Alles, was du wissen musst
Warum bin ich überhaupt qualifiziert dazu, dir etwas zu Sportsucht zu erklären? Ich bin Extremsportlerin: Ich habe bereits eine 20-tägige Wanderung zum Fuße des Mount Everest in über 5.500 Metern Höhe hinter mir. Ich habe einen Mammutmarsch (100 km in 24 Stunden) hinter mir und jogge regelmäßig Marathonstrecken. Meine nächste Herausforderung ist der Jakobsweg, bei dem ich in 11 Tagen 300 Kilometer zu Fuß hinter mit legen will.
Sportsucht: So gefährlich ist es für Körper und Geist
Sportsucht ist ein Phänomen, das oft belächelt wird oder unter Laien sogar manchmal als beneidenswert gilt. „Ich wünschte, ich könnte mich zu so viel Sport aufraffen.“ sagen sie. Nein, das wünscht sich sicher niemand. Was der Sport mit dem Körper und dem Geist macht, erfährst du hier.
Streak Exercise
Der Sport ist bei Sportsüchtigen der normale Zustand. Keinen Sport zu treiben, ist hingegen nicht normal. Vie le Läufer:innen und andere Sportler:innen nehmen sich immer absurdere Challenges vor, die es zu schaffen gilt.
Eine bekannte Challenge ist sogenanntes Streak Running. Beim Streak Running geht es darum, jeden Tag joggen zu gehen und keinen Tag Pause zu machen. Eine besonders harte Challenge das Monthly-Streak-Running: Hier geht es darum, an jedem Tag des Monats zu joggen und immer einen Kilometer mehr zu laufen. Am ersten Tag einen Kilometer und am letzten Tag des Monats 31 Kilometer. Diese Challenge ist wirklich besonders hart.
Auch die Psyche leidet darunter, denn Sportsüchtige schaffen es oft nicht, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Sie lassen Freund:innen, Familie und anderes im Stich, da sie Sport machen wollen. Das führt zu Einsamkeit.
Depression
Bevor die Sportsucht den Körper zerstört, wird sie deinen Geist mürbe machen. Es beginnt bei den meisten Menschen mit einem schlechten Gewissen, wenn sie sich vorgenommen haben Sport zu treiben, es aber dann doch nicht getan haben. Dieses schlechte Gewissen kennen die allermeisten Menschen, denn der innere Schweinehund ist ein ganz natürliches Phänomen, das jeden Menschen betrifft.
Allerdings kann es bei Sportsüchtigen besonders schlimm werden und sogar zu Depressionen führen.
Krankheiten
Ist die Sportsucht bereits weit ausgeprägt, wird auf allen Ebenen Raubbau mit dem Körper getrieben. Vor allem, wenn Krankheiten nicht auskuriert werden, sondern stattdessen weitertrainiert wird. Aus einer Erkältung kann durch zu viel Belastung nämlich sehr schnell eine Lungenentzündung werden.
Schmerzen
Ein gut gehütetes Geheimnis vieler Sportsüchtiger ist der Umgang mit Schmerzen und Schmerztabletten. Wenn Sportsüchtige Schmerzen spüren, nehmen viele Schmerztabletten, um weitertrainieren zu können. Schmerzen sind ein Zeichen des Körpers, dass er eine Pause braucht. Wer über die Schmerzen hinweg trainiert, wird seinem Körper vielleicht erhebliche Schaden zufügen. Hinzukommt, dass die Schmerztabletten beim Training nicht sonderlich gut verstoffwechselt werden können. Sie müssen über die Nieren ausgeschieden werden, über die auch Urin den Körper verlässt. Durch den Flüssigkeitsverlust bei einer schweren Sporteinheit ist das besonders gefährlich. Schäden an Knochen, Sehnen, Gelenken und Bändern sind nicht auszuschließen.
Hormone
Auch der Hormonhaushalt spielt nach einiger Zeit verrückt. Die Regel bleibt aus und auch die Knochendichte nimmt ab. Wer es richtig bunt treibt, der wird nicht nur unter Mangelernährung leiden, sondern es kann sogar zum Herzstillstand und Schlaganfällen führen. Eine Sportsucht muss also ernst genommen werden.
Wenn du dich bei diesem Artikel angesprochen gefühlt hast, oder jemanden in deinem Freundeskreis kennst, auf den die Symptome zutreffen, zögere nicht, um Hilfe zu bitten. Eine Therapie ist der beste Weg zur Besserung.
Bin ich sportsüchtig? Die 6 Anzeichen
Eine Sportsucht zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus. Wir zeigen dir 6 Anzeichen, bei denen du dir Sorgen um dein eigenes Sportverhalten machen solltest.
1. Kontrolle
Wenn Sport zu einer Sucht wird, ist es wie der Drogenrausch oder die Alkoholabhängigkeit. Betroffene geben die Kontrolle über ihr eigenes Leben ab und suchen stattdessen nach dem nächsten Kick. Mit selbstbestimmtem Handeln hat das herzlich wenig zutun. Eine Sucht nach Sport kann durch Erfolgserlebnisse getriggert werden, die einen rauschähnlichen Zustand hervorrufen. Ein Runners‘ High ist nur ein Beispiel.
2. Zwang
Süchtige können Sport nicht mehr aus bloßem Spaß an der Bewegung betreiben. Stattdessen wird es zu einer täglichen Erledigung, die ohne Freunde erledigt wird. Zwanghaftes Verhalten kann dabei auch andere Seiten des Lebens betreffen. Beispielsweise das Essverhalten der Betroffenen. Oft haben sie zu einer Sportsucht auch noch eine ausgewachsene Essstörung. Wie man intuitives Essen wieder erlernen kann, erfährst du hier.
3. Aufbau einer Toleranz
Wirklich ruhig und zufrieden sind Süchtige selbst nach einer langen und anstrengenden Einheit nicht mehr. Immer krasser muss das Training sein, immer mehr Muskelkater muss man am nächsten Tag spüren. Die meisten Sportsüchtigen arbeiten daran, ihre anaerobe Schwelle um jeden Preis nach oben zu treiben.
4. Entzug
Ein kuscheliger Tag auf der Couch wird zum Albtraum. Eine romantische Städtereise wird zur Qual. Warum? Cold Turkey. Sportsüchtige sind nicht in der Lage, Freude zu empfinden, wenn sie keinen Sport treiben können. Auch Nervosität, Gereiztheit, Schuldgefühl, Schlafstörungen oder sogar Panikattacken können folgen.
5. Missbrauch
Über den Muskelkater wird drübertrainiert, über die Erkältung ebenfalls. Sportsüchtige haben es verlernt, die natürlichen Anzeichen des eigenen Körpers zu interpretieren und ihnen Folge zu leisten. Das kann schwere gesundheitliche Folgen haben.
6. Vernachlässigung
Das Leben wird hinten angestellt. Der Sport ist das Wichtigste. Sportsüchtige erleben eine sich ausbreitendes Desinteresse für ihre Mitmenschen. Das hat im Freundeskreis in der Familie und in einer Partnerschaft oft fatale Folgen. Auch die kleinen Freuden im Leben wie richtig guter Sex oder sogar das gesündeste Essen der Welt macht Sportsüchtige nicht mehr glücklich.
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