7. Die Prostituierte als Eheberaterin
Prositituierte waren im europäischen Mittelalter keine Ausgestoßenen. Randständige natürlich schon – aber eben ein fester Teil des Stadtbildes und der gesellschaftlichen Ordnung. In den historischen Quellen taucht Prostitution vor allem in Gerichtsakten, Mietlisten und Streitschriften von zeitgenössischen Gesellschaftskritikern auf.
Es gab sogar eine theologische Rechtfertigung für Prostituierte: Sex war eine Sünde, aber die nicht einmal die Kirche verlangte von Männern, dass sie wie ein Mönch leben sollten. Bevor die jungen Männer „gute“ heiratsfähige Frauen verführten, sollten sie lieber zu den Prositutierten gehen.
Das sexuelle Wissen von Prostituierten war gefragt. Wie bereits erwähnt, fungierten sie unter anderem als Gutachterinnen vor Gericht. Aber auch, weil sie natürlich über viel mehr Erfahrung verfügten als die meisten. Immer wieder hakten potenzielle Ehefrauen bei Prostituierten nach, wie denn ihr möglicher baldiger Ehemann als Liebhaber taugte. In London sorgte das einmal dafür, dass eine reiche Witwe eine Hochzeit abblies. Der geschmähte Ehemann verklagte dann die Hure auf Schadenersatz.