Es ist doch irgendwie paradox: Unsere Gesellschaft ist extrem sexualisiert. Von den Werbeplakaten lächeln halbnackte Bikinischönheiten auf uns herab. Im Fernsehen laufen Formate, in denen sich Männer und Frauen nackt auf einer Insel daten. Sex ist längst zur Ader unserer Gesellschaft geworden, die laut und schnell pulsiert. Naja, abgesehen vom eigenen Schlafzimmer. Denn da, so scheint es, ist Sex kein all zu großes Thema: Gerade einmal 50 % der Paare reden über Sex.
Warum es so wichtig ist, über Sex zu reden?
Na und, könnte jetzt der ein oder andere meinen. Dann sprechen Paare eben nicht über Sex. Doch die Tatsache, dass immer und überall über die schönste Nebensache der Welt gesprochen und in den eigenen vier Wänden eisern darüber geschwiegen wird, hat Konsequenzen.
Denn Studien zeigen, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen der Kommunikationsfähigkeit und der Zufriedenheit beim Sex gibt. Wer mit seinem Partner gut über Sex reden kann, ist auch mit dem, was im Bett passiert, zufriedener. Wer hingegen nicht offen darüber spricht, ist tendenziell unzufriedener. Um es in Zahlen auszudrücken: Laut dem Gottman Institut sind nur 9 % derjenigen, die nicht offen reden, zufrieden mit ihrem Sexleben.
Für die Sexualität gelten genau die gleichen Regeln wie auch für alle anderen Bereiche: Wenn wir nicht über Probleme sprechen, können sie sich noch verstärken. Ein weiterer Grund dafür, warum wir über Sex reden sollten ist, dass sonst schnell Missverständnisse entstehen können.
So kann eine Frau nach einer Brustkrebs-Op enttäuscht sein, wenn ihr Mann sie nicht an den Narben berührt. Andere Frauen hingegen möchten an dieser empfindlichen Stelle gar nicht angefasst werden. Was hier hilft? Miteinander zu reden!
Zusammengefasst bedeutet das: Wenn ein Paar offen über Sex reden kann, kann sich das Sexleben verbessern und Missverständnisse können aus dem Weg geräumt werden.
Warum reden die meisten Paare nicht über Sex?
In einer Umfrage der Online-Arztpraxis Zava wurden 1.000 Frauen und Männer gefragt, warum sie nicht offen mit ihren Partnern über Sex sprechen können.
Das Ergebnis:
- 59 % der Männer und 57 % der Frauen haben Angst, die Gefühle ihres Partners zu verletzen.
- Zu groß ist die Scham bei 43 % der Männer und 53 % der Frauen.
- Aber auch die Furcht vor Ablehnung hemmt 38 % der Männer und 28 % der Frauen vor einem offenen Gespräch.
In vielen Fällen sind Angst und Scham jedoch fehl am Platz. Denn tatsächlich finden es drei von vier Männern und zwei von drei Frauen erregend, wenn der Partner über seine Wünsche und Vorlieben spricht.
Lesetipp: Du traust dich nicht, Sexting auszuprobieren? Dann lies hier, wie es richtig geht.
Die vier goldenen Regeln für ein gutes Gespräch
Laut dem Gottman Institut gibt es vier Regeln, die euch dabei helfen können, über Sex zu reden.
1. Sprich positiv
Konzentriert euch auf das, was ihr mögt und gut findet, anstatt auf das, was euch stört. Sage also nicht: „Ich mag es nicht, wenn du mich nicht küsst“. Sondern: „Weißt du was, ich liebe es, wenn du mich küsst und dabei streichelst“. Durch solche Aussagen lobt ihr euren Partner und sorgt für gute Stimmung. Und on top fühlt er sich nicht unter Druck gesetzt.
2. Fallt nicht direkt mit der Tür ins Haus
Sex ist für viele immer noch ein sensibles Thema. Manchmal bietet es sich deshalb an, erst über allgemeinere Themen wie die Beziehung an sich zu sprechen und dann langsam und behutsam zu dem Thema Sex überzuleiten.
3. Nicht die beleidigte Leberwurst spielen
Wenn ihr über Sex redet, solltet ihr die Kritik nicht emotionalisieren und als Kritik an euch als Person verstehen. Vielmehr solltet ihr das Gespräch als Anreiz verstehen, wirklich etwas am Sexleben zu verbessern.
4. Akzeptiert, dass ihr unterschiedlich seid
Worauf der eine abfährt, mag der andere vielleicht gar nicht. Und das gilt es zu akzeptieren. Ein „Nein“ bedeutet nein. Punkt. Dennoch könnt ihr im Gespräch bemerken, dass ihr eine gemeinsame Fantasie habt. Und die könnt ihr zusammen ausprobieren.
Über Sex zu reden, kann die Beziehung auf das nächste Level bringen
Über Sex zu sprechen, ist nicht leicht. Dennoch kann es als Lernprozess verstanden werden, der nicht nur das Potenzial hat, die Zufriedenheit des Sexlebens zu erhöhen, sondern auch das Vertrauen in der Partnerschaft erhöhen und Missverständnisse aus dem Weg räumen kann. Es lohnt sich also durchaus diesen Weg zu gehen.
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