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Tampons entsorgen: Wie es ohne den „Pinky Glove“ klappt

Eine neue Innovation kommt um die Ecke mit den „Pinky Gloves“ bei DHDL. Und es wirft die Frage auf: Wie haben wir Menstruierenden eigentlich bisher unseren Tampon entsorgt? Die Antwort wird überraschen.

tampons entsorgen frau mit pinken handschuhen
Wie entsorgen wir Frauen den Tampon eigentlich richtig? So klappt es auch ohne "Pinky Gloves". Foto: Katya Havok via Canva

Gerade ist das Thema Tampon entsorgen so aktuelle wie nie, denn eine neue Innovation bei der Vox-Show Höhle der Löwen soll all unsere Probleme lösen. Das wirft die Frage auf, wie wir Menstruierenden es eigentlich jahrelang ohne geschafft haben? Die Antwort wird viele (Männer) überraschen:

Tampons entsorgen als Deal in „Der Höhle der Löwen“

In der dritten Folge Höhle der Löwen (Staffel 8) stehen zwei Soldaten mit stolzgeschwellter Brust vor den DHDL-Investor:innen, denn als „echte Frauenversteher“ wollen sie uns Menstruierenden helfen. Nachdem beide zusammen in einer Frauen-WG gewohnt haben und nun auch beide verheiratet sind, wissen sie, was Frauen wirklich brauchen.

Und das ist: Ihre Periode möglichst unaufdringlich zu erleben. Denn Tampons im Badmülleimer waren für die beiden Pinky-Gründer ein Graus im Alltag mit Frauen. Noch unangenehmer wird es, wenn Frauen gar keinen Mülleimer zur Verfügung haben.

Die Lösung der beiden: Ein rosa Einmalhandschuh, mit dem wir unseren Tampon herausholen und anschließend darin einrollen können. Mit einem Verschlussband ist er dann luftdicht verpackt und kann einfach in die Tasche gesteckt werden, um später entsorgt zu werden. Ein zweiter Handschuh hilft beim Einführen

Die Höhle der Löwen pinky ralf dümmel
Ralg Dümmel krafft sich den Tampon-Entsorger-Beutel. Foto: TVNOW / Frank W. Hempel

Kritik an „Pinky“: Müssen uns Männer die Periode erklären?

Natürlich haben die beiden Erfinder einen Deal bekommen, denn Ralf Dümmel und auch Nils Glagau waren hin und weg von dem „Frauenhelfer“. Die Problematik: Periodshaming und Mansplaining im Branding des Produkts. Wer mehr dazu wissen möchte, sollte unseren Kommentar zu den Pinky Gloves lesen.

Viel wichtiger ist aber die Frage: Löst es unsere Problem rund um die Tampon-Entsorgung? Werfen wir dazu einen Blick auf die herkömmlichen Methoden.

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Was haben wir bisher mit dem Tampon gemacht? Foto: istock/Alina Indienko /

Wie haben wir bisher Tampons entsorgt?

Den Tampon, wie wir ihn heute kennen, gibt es seit 1931 und er wurde von dem Arzt Earle Haas entwickelt. Er bestand damals aus aufgerollter Watte und einem Applikator. Unter dem Namen Tampax wurde er durch Getrude Tendrich bekannt, die das Patent aufkaufte.

Früher waren Tampons aus Baumwolle und damit biologisch abbaubar, inzwischen sind nur wenige Bio-Tampons aus Baumwolle. Der Rest ist aus Viskose und damit schlecht recycelbar. Deshalb gehören normale Tampons immer in den Restmüll. Biotampons könnten auf den heimischen Kompost, in den Biomüll gehören sie jedoch nicht, da die meisten Städte die Entsorgung von Tampons im Biomüll untersagen.

Jetzt wo wir wissen, in welchen Müll sie gehören: Wie gelangen sie hinein? Wir haben eine kleine, nicht-repräsentative Umfrage im Büro durchgeführt:

Wenn es keine Tüten gibt, dann kommen die Tampons mit etwas Klopapier in den Mülleimer. Fertig.

Wioletta

1. Daheim: Mit Klopapier im Mülleimer

Klar, die bekannteste Methode kannten die beiden Pinky-Gründer auch, denn so entsorgen die meisten Frauen ihren Tampon: Einmal Klopapier drumherum und weg damit.

  • Nachteile: Klopapier saugt sich voll, riecht schnell unangenehm, Müll muss schnell gewechselt werden, könnte „sichtbar“ im Müll sein
  • Vorteile: Klopapier ist immer griffbereit, Klopapier ist kompostierbar

Übrigens: Ja, der Tampon riecht schnell. Das liegt allerdings nicht an dem Periodenblut per se. Denn das ist geruchsneutral. Der unangenehme Geruch entsteht durch das Tamponmaterial. Bitte schäme dich nicht dafür, es ist völlig normal!

Tampon
Umweltfreundlich sind Tampons wegen der Einmalnutzung sowieso nicht. Aber mit Beutel kommt noch einmal ehr Müll dazu. Foto: philkoehler /

2. Daheim: Mit Beutel im Mülleimer

Wer während der Periode zu faul ist, den Müll täglich zu entsorgen, ist schon von selbst auf die Idee gekommen, bei sich zu Hause kleinen Tütchen zu platzieren, in welche die benutzen Tampons gesteckt und dann luftdicht weggeschmissen werden. Denn fast alle Tamponhersteller:innen bieten schon seit einigen Jahren Entsorgungssäckchen an.

  • Nachteile: Verpackung nicht kompostierbar, Verpackung muss immer griffbereit sein
  • Vorteile: keine Geruchsentwicklung, schnell entsorgt, „unsichtbar“

Übrigens: Egal, ob eine Verpackung kompostierbar ist oder nicht, durch den benutzten Tampon landet sie immer im Restmüll und ist damit eine Umweltbelastung. Natürliche Materialen zersetzen sich trotzdem schneller und sind somit einen Ticken besser.

Tampons
Tampons gehören nicht ins Klo. Foto: Unsplash /

Die Tampons einfach in der Toilette runterspülen – auch wenn das nicht gerade umweltfreundlich ist.

Ivonne

3. On the go: Im Klo runterspülen

Wir alle wissen, dass Tampons ganz schlecht für den Abfluss sind, und trotzdem haben wir sicher schon in Panik auf einem fremden Klo ohne Mülleimer gesessen und den Tampon schlussendlich in die Schüssel fallen lassen. Eine gute oder nachhaltige Methode ist das NICHT! Die Tampons können nicht nur für schlimme Verstopfungen sorgen, sondern verunreinigen das Abwasser auch noch zusätzlich.

  • Nachteile: kann Rohre verstopfen, muss aus Abwasser gefiltert werden, nicht abbaubar
  • Vorteile: der Tampon ist spurlos verschwunden

Diese Methode sollte also künftig niemand mehr in Betracht ziehen. Damit das auch nicht mehr passiert, sind nicht nur Menstruierende in der Verantwortung, sondern auch Toilettenbesitzer:innen. Denn Perioden sind kein Uhrwerk und nicht immer planbar.

Tampon
Tampons sind immer noch ein Tabu. Foto: Getty Images/ Ablozhka /

Notfalls halt in ganz viel Klopapier einwickeln und mitnehmen bis zum nächsten öffentlichen Mülleimer. Auf Festival und Co. kleine Tüten dabeihaben.

Lina

4. On the go: Einwickeln & einstecken

Ja, kaum zu glauben, aber auf die Idee sind wir natürlich auch schon ohne den Pinky Glove gekommen. Wenn zufällig gerade die Reste der Slipeinlagen-Verpackung dabei sind, eignen sich diese super zum Entsorgen von benutzten Periodenprodukten.

Ansonsten haben viele Frauen bei Veranstaltungen, auf denen keine Mülleimer in Frauentoiletten zu erwarten sind, kleine Entsorgungsbeutel dabei. Und wer schlechte hygienische Bedingungen befürchtet, hat dann meist auch Desinfektionsgel dabei.

  • Nachteile: man muss den benutzten Tampon mit sich herumtragen, es muss daran gedacht werden, ihn unauffällig zu entsorgen, kann vergessen werden, kann zufällig in der Tasche gefunden werden
  • Vorteile: muss nicht im Klo/der Natur weg geschmissen werden, Tampon ist „unsichtbar“ für andere

Tampon-Entsorgungshelfer, die es bereits gibt

Und weil ein normaler Beutel nicht genug ist, gibt es bereits eine Anzahl an Entsorgungslösungen für unsere benutzten Periodenprodukte. Das sind derzeit beispielsweise:

TypMarkePreisStückpreis
EntsorgungsbeutelJessa (dm)
facelle (Rossmann)
Duchesse (Müller)

TIGA-MED (Apotheke)
0,95 € für 50
0,99 € für 50
0,95 € für 50
0,79 € für 30
2 Cent
2 Cent
2 Cent
2 Cent
Entsorgungsbeutel mit Verschlussfinellis ?
Fab Little Bag
?
2,31 € für 36
16,85 € für 100
6 Cent
17 Cent
Entsorgungshandschuh mit VerschlussPinky Gloves23,92 € für 9625 Cent
Übersicht über verschiedene Lösungen zur Tampon-Entsorgung. (Mit Anzeigen versehen)

Im Vergleich ist der Pinky dann doch ganz schön überteuert (Pink Tax?). Nimmt man normale Einweghandschuhe daneben, sieht es auch nicht besser aus. Und theoretisch braucht es keinen extra Tamponbeutel, ein normales verschließbare Tütchen reicht aus.

Nichtsdestotrotz, haben alle Entsorgungshelfer immer noch ein Problem: Sie produzieren zusätzlichen Müll und sind nur einmal nutzbar. Das Problem konnte bisher noch keine Erfindung rund um den Tampon lösen.

Übrigens: Wenn du Tampon-Alternativen wie die Menstruationstasse oder Menstruationsunterwäsche benutzt, musst du dir um die Entsorgungsfrage gar keinen Kopf machen.

Die innovativste Lösung zur Tampon-Entsorgung

Und trotz all der tollen Produkte, die es gibt, bekämpfen sie doch alle nur Symptome des Problems, dass es nicht überall Mülleimer auf Toiletten gibt. Sind wir mal ehrlich: Verschließbare Tütchen gab es schon vorher.

Und selbst das Toilettenproblem ist kaum noch eines, denn öffentliche Toiletten bieten eigentlich immer Mülleimer oder Hygienebeutel an und auch Veranstalter:innen von Festivals, Partys und Co. ziehen langsam aber sicher nach.

Bleiben noch private Toiletten und damit unser Aufruf an die Nicht-Menstruierenden-Haushalte, die sich ab und an einmal Besuch von Menstruierenden erhoffen: Ein Mülleimer im Bad zeigt Empathie und ohnehin sehr praktisch.

Und in der Natur? Ja da ist so ein Beutelchen schon sehr praktisch. Aber muss es der Pinky sein? Nein. Ein Zipper und Desinfektionsgel tut es auch, wenn kein Waschbecken zu ist und ist zusammen immer noch preiswerter.

Fazit: Brauchen wir den Pinky?

Schaden kann er sicherlich nicht und vielleicht bewahrt es einige Menstruierende davor, den Tampon im Klo oder der Natur zu entsorgen. Wirklich eine Neuerung ist es aber definitiv nicht und wie viele Höhle der Löwen-Produkte ist der Pinky stark überteuert im Vergleich zu ähnlichen Alternativen. Mein Fazit: gute Intention, mittelmäßige Umsetzung und katastrophales Branding.

Natürlich haben wir unsere anonymen Menstruierenden ebenfalls gefragt, ob sie den Pinky benutzen würden. Das waren die Antworten:

Jein, im Grunde ist es eine wesentlich teurere Variante zur Plastiktüte. Einziger Vorteil auf einem Festival: die hygienisches Entfernen, wenn keine Möglichkeit zum Händewaschen vorher gegeben ist.

Lina

Nein. Ich möchte nicht mit einem benutzten Tampon in der Tasche durch die Stadt laufen. Außerdem kann man den blutigen Tampon auch ganz oldschool in Toilettenpapier einwickeln oder in eine kleine Tüte packen.

Ivonne

Nein. Er ist absolut überteuert und undurchdacht, aber am meisten nervt mich wie viele Männer öffentlich das Produkt feiern. Ich hoffe es gibt bald auch einen Pinky für benutzte Kondome und Zewa mit Sperma dran. Ebenfalls Körperflüssigkeiten, die nicht immer angenehm sind.

Wioletta

Ein klassisches Beispiel dafür, dass Männer denken, man könne Frauen alles verkaufen, solange es pink und hübsch ist. Ich hoffe so sehr, dass dieses Produkt floppt. Denn wir brauchen keine stylischen Tamponhandschuhe, die noch mehr Müll produzieren, in unserem Leben. Danke.

Annika

Mehr zum Thema Periode gibt es mit diesen Periodentracker-Apps. So beeinflusst Stress deine Periode und das sind unsere Geheimtipps gegen Regelschmerzen.

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