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Kindererziehung im 17. Jahrhundert: Dieser Trick zum Einschlafen ist einfach nur grotesk

Im 17. Jahrhundert gab es einen Trick, wie man Kinder erzog. Aus heutiger Sicht scheint er aber grotesk und ist sogar strafbar.

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MARY POPPINS, Julie Andrews, Matthew Garber, Karen Dotrice, 1964. Foto: IMAGO IMAGES / Everett Collection

Die Kindererziehung hat sich über die Jahrhunderte sehr gewandelt. Im Mittelalter waren Kinder wenig wert und mussten ihren Eltern schon in sehr jungen Jahren bei schwerer körperlicher Arbeit behilflich sein. Auch war es ganz normal, Kinder mit körperlicher Gewalt zu züchtigen, wie die Expert:innen vom BattleMerchant.blog berichten.

Noch vor wenigen Jahrzehnten galt es als ganz normal, Kinder so viel weinen zu lassen, dass sie schließlich einschliefen. Diese berühmte Erziehungsmethode geht auf die Pädagogin Johanna Haberer zurück, die Koryphäe des schwarzen Pädagogik des Dritten Reichs.

wmn ist auf eine weitere sehr fragwürdige Methode der Kindererziehung gestoßen, die heute undenkbar und grotesk erscheint: Im 17. Jahrhundert sollte Kindermädchen ihren Schutzbefohlenen den Penis kitzeln, bis diese einschliefen. Warum sie das taten und was das heute bedeuten würde, erfährst du hier.

Das 17. Jahrhundert: Sex und Masturbation waren größtenteils verboten

Vor 300 Jahren waren Sex und Masturbation ein großes Tabuthema. In der römisch-katholischen Kirche wurde diese Sünde als widernatürliche Unzucht bezeichnet. Das galt für alle sexuellen Handlungen, die nicht der Fortpflanzung dienten. Kam heraus, dass man sich unrechtmäßig selbst befriedigte, dann waren sogar Leibesstrafen vorgesehen.

Es gab aber auch Ausnahmen. Denn obwohl allgemein bekannt war, dass Sex verboten war, wussten die Bewohner:innen dieser Zeit dennoch, dass er sich ziemlich gut anfühlte. Es musste also eine Regelung her, die Sex verbot, aber gleichzeitig irgendwie erlaubte.

Unter dem König Ludwig XIII wurde dann eine Idee erdacht, wie man mit Masturbation das Leben bei Hofe verbessern könne. Der König lebte vom 1601 bis 1643 und herrschte über Frankreich und Navarra. Sein Leibarzt ist heute noch dafür bekannt, dass er Kindermädchen angeordnet haben soll, ihren Schützlingen vor dem Schlafengehen den Penis zu kitzeln. Das soll die Jungen beruhigt haben.

Warum kitzelten die Kindermädchen die Penisse der Jungen?

Das “Kitzeln” des Penis vor dem Schlafengehen soll Kindermädchen dabei geholfen haben, ihre Schützlinge schneller ins Bett bringen zu können. Was in alten Schriften als „Kitzeln“ beschrieben wird, würde man heute wahrscheinlich schlicht als „Handjob“ bezeichnen.

Leider gibt es heute nur wenige Aufzeichnungen darüber, dass man kleinen Jungen im 17. Jahrhundert vor dem Einschlafen einen runterholte. Das Thema wurde von etlichen Online-Foren und bei Wikipedia jedoch aufgegriffen.

Der Spiegel berichtet sogar, dass die Kindermädchen darin unterrichtet wurden, wie sie die Jungen am besten kitzeln sollten.

Postkoitale Müdigkeit

Heute wäre das Onanieren von Jungen durch ein Kindermädchen vollkommen undenkbar. Doch es gibt wohl einen Grund, warum die Kindermädchen angeblich dazu angehalten wurden, ihre Schützlinge zu onanieren.

Nach dem Onanieren sind gerade Männer schnell sehr müde und schlafen ein. Das nennt man Postkoitale Müdigkeit.

Postkoitale Müdigkeit kann bei Frauen und bei Männern entstehen, allerdings ist sie bei Männern weit häufiger verbreitet. Dieses Phänomen können wir nicht nur in den heimischen Schlafzimmern beobachten, sondern es wurde bereits wissenschaftlich nachgewiesen. Eine Studie aus England aus dem Jahr 2015 mit 10.000 Proband:innen hat ergeben, dass gut 80 % der Männer nach dem Sex so erschöpft und entspannt sind, dass sie direkt einschlafen. Bei Frauen kam das nur zu 46 % vor.

So profitierten die Kindermädchen wohl von dem Kitzeln der Penis. Die Jungen schliefen danach wahrscheinlich besser und schneller ein.

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Wie sah das Leben vor 300 Jahren eigentlich aus? Foto: IMAGO / H. Tschanz-Hofmann

Penis Kitzeln bei der Kindererziehung: Heute undenkbar

Aus heutiger Sicht ist die Praxis des “Kitzeln” des Penis bei den Jungen eine krasse Grenzüberschreitung. Sollten Kindermädchen tatsächlich ihre Schutzbefohlenen masturbieren, um diese zum Schlafen zu bringen, würden sie sich heute zurecht einer Straftat schuldig machen. Im Strafgesetzbuch unter Paragraf 182 zählt das zu sexuellem Missbrauch an Jugendlichen und wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren verurteilt.

Im 17. Jahrhundert war dies aber noch keine Straftat. Im Gegenteil: Damals gab es noch keine offizielle Bezeichnung dafür. Erst im Jahr 1712 (im 18. Jahrhundert) wurde das erste Mal das Wort “Onanie” mit Unzucht in Verbindung gebracht. 

Nice to Know: In der Bibel kam das Wort „Onanie“ bereits in der Geschichte Onans vor. Hier geht es aber nicht um das Masturbieren, sondern um Verhütung einer Schwangerschaft. Onan war aus biblischer Sicht der erste Mensch, der einen Koitus Interruptus durchführte, also seinen Penis vor dem Erguss herauszog. Dafür wurde er von Gott hart bestraft.

In alten Schriften, zum Beispiel der von dem Quacksalber John Marten, wurde die Onanie als abscheuliche Sünde verstanden. Durch sie sollten Krankheiten wie Pocken oder Tuberkulose übertragen werden und verursacht werden.

Vor dem 18. Jahrhundert hatten die Menschen zwar onaniert, doch hatte es darum kein großes Aufsehen gegeben. So berichtet der Spiegel beispielsweise, dass das Masturbieren vor dem Jahre 1712 eher ein lästiges Laster von Männern war, die damit leider ihren Samen vergeudeten. Ansonsten erregte es aber nicht sonderlich viel Aufsehens. Das ist wohl auch der Grund, warum das Verhalten bei der Kindererziehung der Kindermädchen um 17. Jahrhundert nicht als sexuell übergriffig geahndet wurde.

Fazit: Andere Wege in der Kindererziehung gehen

Vor einigen hundert Jahren war es bei König Ludwig XIII Brauch, den Jungen bei Hofe den Penis zu kitzeln. Heute ist das Wissen über die Kindererziehung von Pädagog:innen sehr viel weiter fortgeschritten und die Gesetzeslage hat sich grundlegend geändert.

Heute ist das Onanieren bei Kindern und bei Erwachsenen gleichermaßen eine persönliche Angelegenheit und er wird nicht zu Erziehungszwecken eingesetzt.

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