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Our weekly heroine Marisa Becker: Nachhaltigkeit hat etwas mit Bildung & freien Kapazitäten zu tun

Diese Woche haben wir Marisa Becker zu unserer weekly heroine gekürt. Wie sie als Studentin nachhaltig gelebt hat & vieles mehr: hier!

Marisa Becker weekly heroine
Unsere weekly heroine ist Nachhaltigkeitsexpertin Marisa Becker. Foto: Joanna Hörig

Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig, das spüren wir jeden Tag. Jedoch geht mit diesem wichtigen Thema auch oftmals Unsicherheit einher. Daher haben wir diese Woche Marisa Becker zu unserer weekly heroine gekürt. Die Bloggerin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz und ist deshalb die perfekte Gesprächspartnerin, um Unsicherheiten aus der Welt zu räumen.

Jede Woche küren wir bei wmn eine starke, inspirierende Frau zu unserer weekly heroine. Das sind Frauen, die uns mit ihren Ansichten und Aussagen verzaubern, empowern und mitreißen! Und genau solch eine Frau ist Marisa, aber lies selbst!

Marisa Becker: Kurz & knapp

  • Marisa ist 25 Jahre alt und lebt in der Nähe ihrer Wahlheimat Leipzig
  • Sie bloggt inzwischen seit 4,5 Jahren über die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz, ist Journalistin, Influencerin und Mama
  • Ihr Guilty Pleasure: schöne Verpackungen! Egal ob Kosmetik oder Macarons – hübsch eingepackte Dinge, lassen Marisa schwach werden.
Marisa Becker
Das Bewusstsein über einen nachhaltigen Lebensstil ist Marisa besonders wichtig. Foto: Joanna Hörig

„Mich stört dieses ‚Dein Kassenbon ist dein Stimmzettel‘-Mantra.“

wmn: Welche Message möchtest du als Influencerin und Journalistin bzgl. Nachhaltigkeit vermitteln? Kompletter Verzicht (Fleisch, Milch, Plastik) oder ein bewusster Umgang?

Marisa Becker: Auf der einen Seite stört mich dieses „Dein Kassenbon ist dein Stimmzettel“-Mantra. Wir können uns einfach nicht grün konsumieren und in unserer Gesellschaft kann auch nicht jeder gleich gute Entscheidungen treffen, weil es nun mal so ist, dass Menschen mit einem geringen Einkommen zum Teil auf Discounter-Preise angewiesen sind.

Gleichwohl bin ich dafür, dass jeder bewusst mit seinen Privilegien umgeht – mit Macht geht meiner Meinung nach auch Verantwortung einher. Wer viel Geld verdient, der sollte seine Kaufkraft nutzen, um explizit nachhaltige Projekte zu unterstützen. Der sollte auch auf jeden Fall hinterfragen, ob er*sie jetzt um die Welt jetten muss. Aber jemanden schräg anzusehen, weil er im Supermarkt nicht den fair gehandelten Kaffee in seinen Einkaufswagen legt und sich auf dieser Basis besser und nachhaltiger zu fühlen, das finde ich sehr schwierig und bringt uns gesellschaftlich nicht weiter. 

„Nachhaltige Entscheidungen zu treffen, das hat auch etwas mit Bildung und freien Kapazitäten zu tun.“

Nachhaltige Entscheidungen zu treffen, das hat auch etwas mit Bildung und freien Kapazitäten zu tun. Ich darf mich beruflich mit diesen Themen auseinandersetzen und bin daher gut informiert. Aber mal ehrlich: Mit Kind, Arbeit und Haushalt wäre es – trotz 50/50 Carearbeitsteilung mit meinem Mann – quasi unmöglich, so auf dem neusten Stand zu bleiben. Deshalb breche ich Themen auf Social Media so runter, dass sie (hoffentlich) jeder versteht und wenn gewünscht gleich im Alltag umsetzen kann. 

Außerdem ist es mir sehr wichtig, die Politik zu adressieren. Politiker:innen sind schließlich dafür von uns gewählt worden, Entscheidungen zu treffen. Gesellschaftliches Engagement ist sehr wichtig, ich finde, dass große Veränderungen nicht von der Politik übergestülpt werden dürfen. Aber im Falle des Klimaschutzes hat die Bevölkerung bewiesen, dass sie bereit für Veränderungen ist, um diesen Planeten zu retten. Und jetzt ist die Politik dran. 

Marisa Becker
Marisa sagt, sie habe nie wieder so nachhaltig gelebt, wie in ihrer Studienzeit. Foto: Joanna Hörig

„Es kommt für mich bei persönlichen Entscheidungen auf den Dreiklang aus Nachhaltigkeit, Unternehmen und Nutzen für mich an.“

wmn: Was hältst du von Unternehmen, wie Everdrop oder KoRo, die sich Nachhaltigkeit zum Konzept gemacht haben und damit werben?

Marisa Becker: Ich bin erst einmal sehr froh und dankbar, dass es diese Unternehmen gibt – ohne sie hätten wir ja keine Konsum-Alternative zu den vielen Großkonzernen, die uns jeden Tag ihre Produkte andrehen wollen. Man muss immer im Einzelfall schauen, was dahinter steckt. KoRo zum Beispiel will gar kein nachhaltiges Unternehmen sein, das wurde von den Kund:innen und Influencer:innen so interpretiert. Aber das Unternehmen wirbt gar nicht damit bzw. nur mit den Aspekten, die sie wirklich bedienen. 

„Die besten Kaufentscheidungen trifft man informiert.“

Everdrop Putz-Tabs habe ich in der ersten Generation mal getestet, kam aber nicht so gut damit klar. Sehr überzeugt bin ich aber zum Beispiel vom Waschmittel, das man ja an den Härtegrad des eigenen Wassers anpassen kann, was ich ziemlich gut finde. Es kommt für mich bei persönlichen Entscheidungen immer auf den Dreiklang aus Nachhaltigkeit des Produktes, Unternehmen und Nutzen für mich an.

Wenn ein Produkt für mich keinen Sinn ergibt, dann kaufe ich es nicht. Wenn das Produkt zwar soweit nachhaltig ist, das Unternehmen dahinter mir aber nicht passt, dann würde ich dort auch nicht kaufen. Grundsätzlich gilt: Die besten Kaufentscheidungen trifft man informiert – ich bin Fan davon, dann immer bei einer Sache zu bleiben. So spart man sich jedes Mal aufs Neue das Aushandeln. 

Richtig Wäsche waschen

Richtig Wäsche waschen

Bevor die Waschmaschine starten kann, muss die richtige Entscheidung getroffen werden: 30, 60 oder 90 Grad. Warum nie bei 90 Grad gewaschen werden sollte, erklärt das Video.

„Wenn man das nutzt, was man schon da hat, und dann erst gebraucht schaut, kann man viel Geld sparen.“

wmn: Nachhaltige Produkte gehen oft mit dem Klischee einher, sehr viel teurer als herkömmliche zu sein. Wie hast du als Studentin versucht, nachhaltig zu leben? Hast du Tipps für Studierende?

Marisa Becker: Als ich angefangen habe, nachhaltiger zu leben, habe ich in der Tat noch studiert und so nachhaltig wie damals habe ich es seit ich umgezogen bin und meine Tochter bekommen habe tatsächlich nie mehr geschafft. Ich glaube, mein größter Vorteil war, dass ich unfassbar viel Zeit hatte im Vergleich zu jetzt.

Ich konnte (auch mehrmals pro Woche, wenn nötig) kleine Mengen im Unverpackt-Laden kaufen und ich konnte neue, reduzierte Lebensmittel aus der „MHD-bald-abgelaufen“-Ecke mitnehmen und jeden Abend neue Rezepte probieren. Außerdem habe ich sowas wie Too Good To Go oft und gerne genutzt – das ist eine App, mit der man Lebensmittel retten kann. In Leipzig haben echt viele Restaurants mitgemacht, in der Kleinstadt, in der ich jetzt lebe, gibt es nicht ein Angebot. 

Wenn man das nutzt, was man sowieso schon da hat, und dann erst gebraucht schaut, kann man wirklich viel Geld sparen. Ich habe schon immer am meisten Geld für Lebensmittel ausgegeben, weil ich bei allen anderen Dingen immer erst schaue, ob ich sie gebraucht kriege. Und natürlich: Weniger ist mehr!

Marisa Becker
Wie schwierig nachhaltig leben mit Kind sein kann, hat Marisa Becker schnell gelernt. Foto: Joanna Hörig

wmn: An welchen Punkten in deinem Leben kannst du persönlich noch nachhaltiger werden? Gibt es etwas, worauf du bisher partout nicht verzichten kannst?

Marisa Becker: Ich bin seit dem Sommer Besitzerin eines Autos. Etwas, was ich wirklich nie sein wollte. Aber unsere Kleinstadt ist einfach echt schlecht angebunden und mir persönlich war es irgendwann auch einfach zu unsicher, mit einem Baby, das sich nicht schützen kann, Bahn zu fahren. Es gibt ja leider immer noch Menschen, die keine Maske im ÖPNV tragen. Demnächst steht aber wahrscheinlich ein Umzug an. Wenn ja, dann geht es zurück in die Großstadt – und da brauche ich dann auch kein Auto mehr! 

Ein anderer Punkt ist unser Müll: Unsere Tochter hat diverse Allergien und ist auf verpackte Lebensmittel angewiesen. Insofern war es bei uns mit Zero Waste ziemlich schnell vorbei, als das rauskam. Aber: Gesundheit geht vor! 

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