Hast du dich schon jemals gefragt, ob du eine geile Uschi bist? Nicht? wmn hat mit der Oberuschi Henriette Frädrich darüber gesprochen, wie aus einer gewöhnlichen Frau eine geile Uschi wird, was der Uschi-Faktor ist und wieso jede einzelne von uns es schaffen kann, den „Geile Uschi“-Titel zu erhalten.
Henriette Frädrich ist unsere weekly heroine. Jede Woche küren wir eine Frau mit diesem Titel, die uns inspiriert und von der wir uns ruhig mal eine Scheibe abschneiden könnten. Diese Woche geht es um Empowerment, um Selbstbewusstsein und um die Frage: „Wie schaffen wir es, dass Feminismus nicht in die Langweilerecke gesteckt wird?“
Henriette Frädrich, kurz und knapp
- Henriette Frädrich ist Gründerin, Speakerin, Podcasterin, Content Creatorin und die Oberuschi.
- Sie hat den Geile Uschi Kongress gegründet, der besondere Frauen für ihre Leistungen und ihre Stärke kürt.
- Sie lebt in Köln, stammt aber eigentlich von der Ostsee.
- Henriette ist selbst Mutter von einem 10-jährigen Sohn.
Der geile Uschi Kongress: Was zur Hölle ist das?
Der Geile Uschi Kongress kürt jedes Jahr Frauen, die Großes geleistet haben und für sich selbst eingestanden sind. Darunter sind Gründerinnen, Astronautinnen, Topmodels und Menschenrechtsaktivitstinnen wie Düzen Tekkal. You name it.
Der Name „Geile Uschi Kongress“ klingt erst einmal befremdlich. Wo viele Männer mit einem wohlwollenden Lachen auf den Namen reagieren, sind Frauen oft erst einmal pikiert. Laut Henriette Frädrich spielt der Name „Geile Uschis“ mit unserer Weiblichkeit. Sie ist davon überzeugt, dass wir genau die weiblichen Qualitäten einsetzen können und sollten, um uns Gehör zu verschaffen. Warum verstecken, dass wir geile Uschis sind?
“Geile Uschis” stehen völlig selbstverständlich für sich ein. “Geile Uschis” spielen ihr eigenes Spiel und fragen nicht, ob sie bitte mitspielen dürfen.
Henriette Frädrich
Henriette Frädrich im Interview: Geile Uschis und bitte kein langweiliger Feminismus mehr
Im Interview mit wmn hat Henriette Frädrich die wichtigsten Fragen zu den „geilen Uschis“ beantwortet.
wmn: Warum gibt es den Geile Uschis Kongress überhaupt?
Henriette Frädrich: Ich habe den Geile Uschis Kongress gegründet, weil ich selbst die Offenbarung hatte, dass Feminismus viel mehr sein kann als schreiende Frauen. Bis vor zwei Jahren fand ich Feminismus irgendwie langweilig. Meine Einstellung war damals: „Frauen sollen einfach ihr Ding machen und dann läuft das schon.“
Aber so ist das leider nicht in unserer Gesellschaft. Die Erkenntnis kam, weil ich mich auf vielen Veranstaltungen getummelt habe, bei denen fast ausschließlich Männer aufgetreten sind. Die „Quotenfrauen“ dort haben immer nur über die gleichen Themen gesprochen: Gendern und Körpersprache. Dabei ist das noch lange nicht alles, was wir Frauen zu bieten haben. Geile Uschis gibt es überall.
„Mir ist heute klar, dass wir in Deutschland in einer sehr privilegierten Position sind.“
wmn: Was macht für dich eine geile Uschi aus und wie wählt ihr die Frauen aus?
Henriette Frädrich: Die ersten Frauen, die ich zu geilen Uschis kürte, waren Frauen, die mich selbst beeindruckten. Mir ist allerdings heute klar, dass wir in Deutschland in einer sehr privilegierten Position sind. Auch hier ist der Drops des Feminismus nicht gelutscht: Wir haben noch immer einen Gender Pay Gap, einen Orgasm Gap und so weiter.
Doch wir müssen uns auch darüber bewusst werden, dass es in anderen Ländern noch viel schwerwiegendere Probleme gibt. In Ländern wie Afghanistan sind Frauen noch immer viel weniger wert als Männer. In dem Magazin Uschiversum mache ich also darauf aufmerksam, dass es überall auf der Welt geile Uschis gibt und Frauen wegen ganz unterschiedlicher Dinge einen hohen „geile Uschi-Faktor“ besitzen.
„Jede Frau kann eine geile Uschi sein.“
wmn: Kann auch ich zu einer geilen Uschi werden?
Henriette Frädrich: Jede Frau kann eine geile Uschi sein. Checke einfach nur, ob du die „Uschi-DNA“ in dir trägst. Die besteht aus den vier Hs:
- Haltung: Du bist auch unbequem, kämpfst und eckst mit deiner Meinung an.
- Herz: Alles, was du tust, machst du von innen heraus. Wir küren Menschen, die authentisch sind und die von mehr als nur Geld getrieben werden.
- Hirn: Du weißt, was du tust und denkst viel darüber nach.
- Humor: Wir kommen nicht weit, wenn wir keine Freude an unserer Mission haben. Ich hasse toxischen Aktivismus.
„Die Erfindung der Hausfrau hat uns weniger wichtig gemacht.“
wmn: Was ist das große Problem, das Deutschland mit Frauen hat?
Henriette Frädrich: Meiner Meinung nach hat sich im Laufe der Zeit die Sicht auf die „Aufgaben der Frauen“ sogar noch verschlechtert. Früher, bei den Jägern und Sammlerinnen, wurden alle Aufgaben der Frauen als genauso wichtig eingestuft wie die der Männer. Zu sammeln, zu kochen und die Kinder zu hüten war ein genauso existenzieller Teil der Gesellschaft wie das Fleisch zu schießen.
Heute ist das anders: Durch die Erfindung der Hausfrau hat sich etwas in den Köpfen verändert. Frauen wurden nach und nach in der Gesellschaft entwertet. Übrigens gibt es ein augenöffnendes Buch zu dem Thema: Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung gibt es bei Amazon für 22 Euro ?.
Es ist an der Zeit, dass wir Frauen uns eigenständig von dem Hausfrauen-Stigma lösen. Das wird niemand für uns übernehmen. Wir müssen selbst aktiv werden und zeigen, dass es ganz normal ist, dass es Sportlerinnen, Unternehmerinnen, Politikerinnen und Designerinnen gibt.
Wenn man sich zum Opfer macht, dann ist man auch schnell selbst das Opfer.
Henriette Frädrich
„DAS kann doch noch nicht alles gewesen sein?“
wmn: Hast du schon einmal eine Hausfrau zu einer Geilen Uschi gekürt?
Henriette Frädrich: Nein, das habe ich tatsächlich nicht. Natürlich sollte jede Frau machen dürfen, was sie will und manche von ihnen gehen vielleicht in der Rolle der Vollzeitmama und -hausfrau auf. Doch ich kenne einfach zu viele Frauen, die aus dieser „Falle“ ausbrechen wollen. Sie denken sich: DAS kann doch noch nicht alles gewesen sein?
Ich würde gerne eine Hausfrau zur geilen Uschi küren, wenn sie den ultimativen Uschi-Faktor hat. Das bedeutet, dass sie ihre Träume verfolgt, sich in ihrer Rolle vollkommen auslebt.
„Frauen sollten sich stattdessen fragen, was sie wirklich wollen und brauchen.“
wmn: Warum gibt es deiner Meinung nach so wenige Frauen in MINT-Studiengängen oder in traditionell männlich geprägten Berufen?
Henriette Frädrich: Naja, das hat viele Faktoren. Der Wichtigste ist aber meiner Meinung nach, dass wir Frauen da einfach keine Lust darauf haben. Frauen fühlen sich einfach mehr zu Berufen hingezogen, in denen Zwischenmenschlichkeit wichtiger ist als das Bedienen einer Maschine. Das sollte uns Frauen nicht verwehrt werden.
Allerdings muss diese Arbeit finanziell besser vergütet werden. Altenpflege und Kinderbetreuung sind mindestens genauso wichtige Berufe wie IT-Spezialist:in. Auch der rosafarbene Cupcakeladen um die Ecke ist gesellschaftlich relevant. Frauen sollten nicht anfangen, um jeden Preis klassische Männerberufe zu erlernen. Sie sollten sich stattdessen fragen, was sie wirklich wollen und brauchen.
„Der Name „Geile Uschis“ provoziert und polarisiert […] Das ist genau das, was ich erreichen will.“
wmn: Warum wird der geile Uschis Kongress so verteufelt?
Henriette Frädrich: Der Name „Geile Uschis“ provoziert und polarisiert. Das kann hier und da auf Gegenwehr stoßen und das ist genau das, was ich erreichen will: Wir brauchen Aufmerksamkeit, um unserem Unterfangen Gehör zu verschaffen.
Ich will, dass das Wort „geile Uschi“ sich als ein richtig fettes Kompliment für eine tolle Frau etabliert.
Henriette Frädrich
Mal ehrlich: Wir können es ohnehin nicht allen Menschen recht machen. Wenn ich jemanden anspreche mit „Hey, du geile Bitch“, dann finden es manche Frauen mega empowernd, andere finden es unmöglich. Meiner Auffassung nach dürfen wir bei allem, was wir tun, den Humor nicht verlieren. Viele Feminist:innen nehmen das Thema so wahnsinnig ernst, dass es ihnen selbst keinen Spaß mehr macht, für ihre Sache einzutreten. Und das ist fatal. Denn nur wenn du selbst mit Inbrunst dahinterstehst, kannst du auch andere Menschen mitreißen.
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