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#BlackTimeStory: Wie es war, das einzige Mädchen mit dunkler Hautfarbe zu sein 

In der Kolumne #BlackTimeStory nimmt dich unsere Autorin mit durch ihr gesamtes Leben. Sie erzählt schonungslos ehrlich über Alltagsrassismus, Identitätszweifel und Ängste als Schwarze Person in Deutschland. 

BlackTimeStory
Wie fühlt man sich als einziges Mädchen mit dunkler Hautfarbe in der Schule? Foto: Fotos: privat

Egal ob im Kindergarten, in der Grundschule oder im Freund:innenkreis: Ich war immer das einzige Mädchen mit dunkler Hautfarbe. Da ich es nicht anders kannte, störte es mich nicht sonderlich, dennoch fühlte ich mich dadurch immer als eine Art Außenseiterin. So bemerkte ich bereits in jungen Jahren, dass mich Menschen auf der Straße anders anschauten als meine weißen Freund:innen und dass sich die Neckereien, die Kinder sich halt so zuwarfen, bei mir immer auf meine dunkle Hautfarbe bezogen.  

Statt Schwäche zu zeigen, nahm ich jedoch jeden Kampf gnadenlos auf und entwickelte das, was viele Leute heute als „Angry Black Woman“ beschreiben. Wie es wirklich für mich war, als einziges Mädchen mit dunkler Hautfarbe zur Schule zu gehen und warum ich so oft so wütend war, erfährst du in diesem Artikel. 

Mädchen mit dunkler Hautfarbe: Das waren meine Träume 

Wir schreiben das Jahr 1999 und ich befinde mich in einer Turnhalle voller Mütter, Väter, Geschwistern und aufgeregten Kindern mit großen, bunten Schultüten. Auf den Tag meiner Einschulung habe ich mich schon viele, lange Monate gefreut. Endlich kann ich wie meine große Schwester zur Schule gehen und lernen, wie man schreibt und rechnet. Beim Blick durch die Turnhalle wird mir jedoch klar, dass mir ein Wunsch nicht erfüllt wurde. So hoffte ich nämlich insgeheim, nicht wie im Kindergarten, das einzige Mädchen mit dunkler Hautfarbe zu sein.  

Und dieser Wunsch sollte sich auch die nächsten sechs Jahre nicht erfüllen. Denn bis zum Jahr 2005, dem Jahr, an dem ich in die weiterführende Schule wechselte, gab es außer mir kein anderes Kind mit dunkler Hautfarbe in meiner Schule. Dass mich dieser Zustand traurig machte, ließ ich mir jedoch nicht anmerken und auch die Beleidigungen von anderen Schüler:innen, die hier und da mal fielen, erstickte ich ganz schnell im Keim. 

Das machte ich, indem ich weder Trauer noch Verzweiflung zeigte, wenn mich Mitschüler:innen mal wieder „Schwarze Schokolade“ nannten. Im Gegenteil, ich war ein so extrovertiertes und vorlautes Mädchen, dass sich nach ein paar Monaten nicht mal mehr die älteren Mitschüler:innen trauten, mir irgendeine Gemeinheit an den Kopf zu werfen.  

War ich wirklich eine Angry Black Woman oder stand ich nur für mich ein?

Statt zu verstehen, warum ich so wütend reagierte, bestrafte mich meine Klassenlehrerin fast wöchentlich mit Klassenbucheinträgen und bezeichnete mich vor der gesamten Klasse als aggressiv, feindselig und ignorant. All das traf auf mich jedoch nicht zu. Im Gegenteil: Als junges Mädchen war ich lediglich verletzt und verwirrt, weil ich nicht verstand, warum meine dunkle Hautfarbe für meine Mitschüler:innen anscheinend ein Freifahrtschein war, mich rassistisch anzugehen. 

Gebe ich diese Eigenschaften heute im Zusammenhang mit einer Schwarzen Frau in eine Suchmaschine ein, stoße ich auf den Begriff „Angry Black Woman“. So beschreibt dieser Begriff ein Stereotyp, welches Schwarze Frauen als laut, aggressiv und unkontrolliert darstellt. Oft findet man diese Darstellung in der Medien- und Popkultur.

Black Woman Closeup
Schwarze Frauen werden in der Medien- und Popkultur heute noch als sehr negativ dargestellt. Foto: Getty Images/ Delmaine Donson

Und genau hier ist das Problem: So werden Frauen mit dunkler Hautfarbe als instabil und irrational dargestellt, was nicht der Realität entspricht. So dient der Begriff als ein Werkzeug der Unterdrückung, welches dazu dient Schwarze Frauen zum Schweigen zu bringen und ihre legitimen Anliegen zu delegitimieren. 

Zu diesem Thema hat die Schwarze Juraprofessorin Trisha Jones eine ganz klare Meinung, wie sie dem Online-Dienst BBC mitteilt: „Schwarze Frauen sollen sich nicht wehren. Und tun sie es doch, werden sie als aggressiv wahrgenommen. Bedrohlich. Laut.“ 

Warum ich mich trotz allem nie für meine dunkle Hautfarbe schämte 

Das einzige Mädchen mit dunkler Hautfarbe in meiner Schule zu sein, war eine Erfahrung, die mich für den Rest meines Lebens prägen wird. So erinnere ich mich auch heute noch daran, wie ich mich oft unwohl und anders fühlte als meine weißen Klassenkamerad:innen. Auch erinnere ich mich, dass nicht nur meine Lehrer:innen, sondern auch meine eigenen Freund:innen Vorurteile gegen mich hatten und mich anders behandelten.  

Die Klassenbucheinträge oder die Schikanen meiner Klassenlehrerin hielten mich jedoch nicht davon ab, für mich einzustehen und mich zu wehren, wenn sich andere Mitschüler:innen mal wieder rassistisch äußerten. Denn auch wenn ich den Großteil meiner Grundschulzeit damit verbrachte, mich gegen Ungerechtigkeit zu wehren, bereute ich niemals die Farbe meiner Haut.

So lernte ich schon früh, dass meine Hautfarbe mich nicht definiert und dass ich stolz darauf sein kann, wer ich bin und wie ich aussah. Und auch wenn mich viele in der Grundschule als ein wütendes und rebellierendes Mädchen in Erinnerung haben werden, weiß ich, wozu die Erfahrungen mich wirklich gemacht haben: Zu einer starken, selbstbewussten, Schwarzen Frau. 

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