Ist es dir schon einmal passiert, dass du etwas erlebt hast und dir dieser Moment unglaublich bekannt vorkam, obwohl du dir sicher warst, dass du diesen Augenblick zuvor noch nie so erlebt hast? In solchen Fällen handelt es sich meistens um ein Déjà-vu. Dieses Wort beschreibt das merkwürdige Gefühl, etwas schon einmal ganz genauso erlebt oder gesehen zu haben. Doch was genau löst dieses Déjà-vu aus? Und was passiert dann in deinem Körper? Wir haben die Antworten.
Alles zum Thema „Déjà-vu“:
Was genau ist ein Déjà-vu?
Déjà-vu, das. Eine „Erinnerungstäuschung, bei der der Eindruck entsteht, gegenwärtig Erlebtes in gleicher Weise schon einmal erlebt zu haben“. So beschreibt der Duden das Wort. Der Begriff stammt aus dem Französischen und bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie „schon mal gesehen“.
Wenn Betroffene ein Déjà-vu haben, sind sie sich sicher, die gegenwärtige Situation schon einmal genauso erlebt zu haben oder an diesem Ort, den sie eigentlich vorher nie gesehen haben, schon einmal gewesen zu sein. Der Neurowissenschaftler Akira Robert O’Connor beschreibt dieses Phänomen als „Erinnerungstäuschung“ und spricht von einem flüchtigen Zustand, bei dem uns unser Gehirn einen Streich spielt.
Diese vier Merkmale stehen für ein Déjà-vu
Oft wird dir sicherlich die umgangssprachliche Bezeichnung dieses Wortes über den Weg gelaufen sein. Etwa, wenn du einen Bekannten an einem Tag zweimal siehst und dieser sagt, dass er ja ein regelrechtes Déjà-vu hat – da er oder sie dich eben an diesem Tag schon einmal gesehen hat. Ein echtes Déjà-vu zeichnet sich allerdings durch vier typische Merkmale aus.
1. Zweifel
Obwohl sich die Situation vertraut anfühlt, weißt du, dass du diese in dieser besonderen Art und Weise nicht schon einmal erlebt haben kannst. Sei es basierend auf deinen Erfahrungen oder deinen eigenen Erinnerungen, die dich wissen lassen, dass du sicherlich noch nie vorher in dieser Stadt, die dir so bekannt vorkommt, gewesen sein kannst.
2. Ungewissheit
Einhergehend mit den Zweifeln kommt auch die Ungewissheit beim Déjà-vu zutage. Du kannst nicht genau benennen, woran dich das Déjà-vu erinnert und auch die Details dieser angeblichen Erinnerung bleiben dir und deinem Gedächtnis verborgen.
3. Momentaufnahme
Das Déjà-vu bezieht sich nie auf einen längeren Zeitraum, sondern nur auf einen winzigen Moment oder eine kleine Szene deines Lebens. Was davor oder danach passiert, lässt sich nie wirklich benennen.
4. Flüchtigkeit
So schnell wie das Déjà-vu kam, so schnell ist es auch wieder verflogen. Dieses Gefühl der Vertrautheit kann sich in diesem Zusammenhang innerhalb weniger Sekunden wieder verflüchtigen und wird damit zu einer ‚vergessenen Erinnerung‘ oder Vergangenheit.
Die Gründe und Ursachen für ein Déjà-vu
Sigmund Freud, der Vater aller neurologischen Erkenntnisse, glaubte damals, dass Déjà-vus durch verborgene Wünsche ausgelöst wurden. Bis heute ist sich die Wissenschaft allerdings nicht einig, was nun wirklich für die Entstehung dieses Phänomens verantwortlich ist.
Stress, Schlafmangel und Substanzen wie Alkohol und Drogen können allerdings dazu führen, dass Déjà-vus vermehrt auftreten. Die Psychologie hat noch ein paar weitere Gründe und Ursachen für den ‚Erinnerungsbetrug‘ herausgefunden, die wir dir natürlich nicht vorenthalten wollen.
1. Déjà-vu als falsche Assoziation
Einige Psycholog:innen gehen davon aus, dass wir uns bei einem Déjà-vu nur an ein Fragment erinnern konnten, welches beim ersten Mal nicht vollständig erfasst wurde. Dazu gehören Bruchstücke aus der Vergangenheit, die wir mit der Gegenwart falsch verknüpfen und so als Wiederholungen interpretieren.
Aufgrund dessen kann es bezüglich einer Erinnerung, die tief im Unterbewusstsein abgespeichert ist, zu einer falschen Assoziation zwischen Neuem und Altem kommen. An dieser Theorie forschten Wissenschaftler:innen der St. Andrews Universität in Schottland. Mittels Gehirnscans wurde hier herausgefunden, dass bei einem Déjà-vu nicht die Areale der Gedächtnisleistung im Gehirn aktiv sind, sondern die für Entscheidungen.
2. Déjà-vu als vergessene Erinnerung
Déjà-vus müssen nicht immer nur ‚Erinnerungslügen‘ sein. So kann es sich bei diesem Phänomen auch um eine tatsächlich vergessene oder verdrängte Erinnerung handeln. Auch der Aspekt des Traumas kann in diesem Sinne eine Rolle spielen. Für diese Theorie plädieren die französischen Autoren Marc Tadie, Direktor eines neurochirurgischen Universitätsinstituts und sein Bruder Jean-Yves, Literaturprofessor, in dem Buch Im Gedächtnispalast.
3. Déjà-vu als neurologischer Vorgang
Natürlich spielt das Déjà-vu auch eine neurologische Rolle. Eine weitere These besagt deshalb, dass das Gefühl dieses Phänomens durch einen neurochemischen Vorgang im Gehirn ausgelöst wird. Hierbei soll es sich um eine Art Fehlschaltung handeln.
Die grauen Zellen ordnen demnach den aktuellen Sinneseindrücken eine alte Erinnerung zu. Das führt dazu, dass wir das Gefühl von „schon einmal gesehen“ haben. Diese Hypothese stützt sich auf den Erfahrungsberichten von Epileptiker:innen, die häufig Déjà-vus erleben. Denn: Bei einem epileptischen Anfall ist dieselbe Gehirnregion betroffen, die auch für das Gefühl des Wiedererkennens zuständig ist.
4. Déjà-vu als Wunschdenken
Oft kommt es vor, dass unser Gehirn uns Streiche spielt und es schnell zu Sinnestäuschung oder Wahrnehmungsfehlern kommen kann. So passiert es, dass unser Gehirn Informationen auf Basis unserer Erwartungen filtert. Statt auf Fakten einzugehen, suchen wir nach Informationen, die uns in unserer Meinung bestätigen.
Aufgrund dessen ist das Déjà-vu oftmals nicht mehr als Wunschdenken, das im Zusammenhang mit dem Verlangen steht, sich mit Geistern oder Engeln zu unterhalten oder etwas über ein ‚früheres Leben‘ herauszufinden. Denn auch davon gehen viele esoterische oder spirituelle Menschen davon aus, dass ein Déjà-vu ein Bild aus dem früheren Leben zeigt.
5. Déjà-vu als Schutzmechanismus
Manchmal ist es auch der Fall, dass wir uns selbst Déjà-vus kreieren. Das kann aufgrund von tiefgreifenden Lebensveränderungen passieren oder auch, wenn wir uns nach Sicherheit und Geborgenheit sehnen. Der Körper fällt dann automatisch in alte Muster und Gewohnheiten zurück, die uns Halt geben. Ein Déjà-vu funktioniert in diesem Sinne also als ein Schutzmechanismus für unsere Seele, der uns in unserem Handeln bestätigt.
Sollte man sich bei einem Déjà-vu Sorgen machen?
Auch wenn sich das Erinnerungsphänomen irgendwie übersinnlich und an manchen Stellen esoterisch anhört, ist es nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Vor allem in jungen Jahren tritt dieser Zustand vermehrt auf, so Wissenschaftler:innen. Sie funktionieren hier als eine Art Überprüfungsmechanismus für unsere Erinnerungen – ausgelöst durch eine erhöhte Dopaminzufuhr.
Diese Dopaminzufuhr nimmt im Alter immer mehr ab und damit auch die ‚Erinnerungslüge‘. Allerdings solltest du dir psychologischen Rat suchen, wenn sich die Déjà-vu-Erlebnisse häufen und vielleicht sogar Ängste auslösen. Für den Ernstfall kannst du diese drei Dinge tun, um etwas Abstand zu diesem Erlebnis zu gewinnen:
- Distanz: Gib dir Zeit, die verzerrte Wahrnehmung abklingen zu lassen und dich neu zu orientieren. Mache dir klar, dass es sich nicht um die Wahrheit, sondern um eine Illusion handelt.
- Vergleich: Versuche für dich selbst herauszufinden, was das Déjà-vu ausgelöst haben könnte. Vielleicht kannst du dir so klarmachen, was der Grund für die Erinnerungstäuschung ist.
- Abhaken: Lass dich nicht von dieser Illusion beirren und setze deinen Alltag wie gewohnt fort. Selbst wenn du Auslöser oder Ursache nicht kennst: Ein Déjà-vu ist nichts, womit du dich noch lange beschäftigen musst oder solltest.
Versuche also der Erinnerungstäuschung gelassen entgegenzublicken und sie schnell hinter dir zu lassen. Immerhin bringt es niemandem etwas, in einer ‚Vergangenheit‘ zu schwelgen, die so niemals existiert hat. Mach dir keine Sorgen: Auch das nächste Déjà-vu wird genauso schnell verschwinden, wie es gekommen ist.
Das könnte dich in Sachen Psychologie auch noch interessieren: