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Darum kann Wein nicht gut sein, wenn er unter 5 Euro kostet

Ein Experte erklärt, warum wir Wein oft viel zu günstig kaufen. Wir zeigen dir, worauf du beim Weinkauf besonders achten musst.

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© Getty Images / gilaxia

#62 Alkoholverzicht und Frauen | Wein & Weiber | wmn

Viele kennen es wahrscheinlich, man sitzt abends, nach einem stressigen Arbeitstag gemütlich auf dem Sofa und gönnt sich ein Gläschen Wein. Doch ab wann sollte man seinen Alkoholkonsum bedenken?

Bist auch du ein Schnäppchenjäger, wenn es um den Kauf von Wein geht? Verständlich! Wer will nicht das Beste für sein Geld, richtig? Aber manchmal kann die Jagd nach dem günstigsten Preis dazu führen, dass die Qualität auf der Strecke bleibt. Deshalb haben wir, meine lieben Weinfreunde, eine Mission gestartet: herauszufinden, welche Qualität und Eigenschaften du für dein Geld erwarten kannst, wenn du eine Flasche Wein kaufst.

Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und einen echten Weinkenner zu Rate gezogen. Dieser Profi ist ein Ass in der Weinwelt und hat uns einen Haufen kluger Einblicke in die verschiedenen Produktionsmöglichkeiten gegeben, die es gibt, je nachdem, wie viel man bereit ist auszugeben. Außerdem hat er uns den Ablauf des Weinherstellungsprozesses nähergebracht – und glaub mir, es ist faszinierend!

Jetzt kommt der Clou: Setz deine Lesebrille auf und begleite uns, während wir enthüllen, warum es möglicherweise eine gute Idee ist, die Finger von Weinen zu lassen, die weniger als 5 Euro kosten.

Darum ist der Wein in Deutschland so „billig“

Du fragst dich vielleicht, warum Wein in Deutschland verhältnismäßig so günstig ist. Nun, es gibt mehrere Gründe dafür. Erstens, Deutschland ist selbst ein bedeutender Weinproduzent, besonders wenn es um die köstlichen Rieslinge geht. Dadurch entfallen hohe Importkosten, die oft den Preis in die Höhe treiben. Zweitens, die deutsche Weinindustrie ist oft effizient in der Herstellung, und das wirkt sich positiv auf die Preise aus. Und schließlich, die Mehrwertsteuer auf Wein in Deutschland ist im Vergleich zu einigen anderen Ländern relativ niedrig.

Bevor wir uns anschauen, was der Experte über Billigwein gesagt hat, sollte man erwähnen, dass gerade momentan teurer Wein für viele Menschen keine Priorität ist. Mit steigender Inflation und Energiekrise ist ein billiger Wein vielleicht die einzige Art Wein, die sich Menschen leisten können.

billig Wein kaufen
Wein im Supermarkt kostet durchschnittlich weniger als 3 Euro. Wie kann das sein? Foto: shutterstock (Andriiii)

Die Merkmale eines „guten“ Weins

Guter Wein muss nicht besonders teuer sein, das wissen die meisten von uns bereits. An den folgenden Merkmalen lässt sich jedoch relativ zuverlässig erkennen, ob ein Wein gute oder schlecht ist.

  • Farbe: Die Farbe eines Weines kann Hinweise auf seine Qualität geben. Rotweine sollten eine tiefe, satte Farbe haben, während Weißweine klar und leuchtend sein sollten.
  • Aroma: Ein guter Wein sollte ein ausgewogenes und vielschichtiges Aroma aufweisen. Achte auf eine Kombination von Frucht-, Blumen- und Gewürzaromen.
  • Geschmack: Hochwertige Weine haben oft einen komplexen Geschmack, der gut mit dem Aroma harmoniert. Siie sollten weder zu süß noch zu sauer sein.
  • Textur und Körper: Ein guter Wein sollte eine angenehme Textur haben. Rotweine sollten einen vollen Körper aufweisen, während Weißweine eher leicht und frisch sein sollten.
  • Nachgeschmack: Der Nachgeschmack eines guten Weins sollte anhaltend und angenehm sein und das Geschmacksprofil des Weins widerspiegeln.
  • Herkunftsregion: Oftmals sind Weine aus bestimmten Regionen für ihre Qualität bekannt. Informiere dich über die Herkunft des Weins.
  • Jahrgang: Der Jahrgang kann die Qualität eines Weins beeinflussen. Gute Jahrgänge sind oft das Resultat günstiger Wetterbedingungen während der Reifezeit.
  • Expertenbewertungen: Schaue nach Bewertungen und Empfehlungen von Weinkritikern oder Veröffentlichungen, um eine externe Einschätzung der Qualität zu erhalten.

Menschen entscheiden beim Wein kaufen nach dem Etikett

Die Website Wine.net berichtete verlassen sich die meisten von uns bei ihrer Weinauswahl nur auf das Etikett. Es wurden dabei 2.000 Weintrinker:innen zu ihren Kauf- und Trinkgewohnheiten befragt. Teilnehmer:innen sollten zwischen drei verschiedenen Flaschen Weiß- bzw. Rotwein wählen. Außer einem Bild jeder Flasche hatten sie keine weiteren Informationen.

Die Befragten wurden nach den Faktoren gefragt, die für sie bei der Auswahl eines Weines am wichtigsten waren: War es das Etikett, die Form der Flasche oder wie teuer der Wein aussah? Ging es darum, ob man den Wein schon kannte, also die Sorte oder das Anbaugebiet? In 82 Prozent der Fälle gaben die Teilnehmer:innen an, dass sie bei ihrer Entscheidung nach dem Etikett gingen.

2,73 €: Was lässt sich von diesem Geld produzieren?

Extrem billig eingekauft kosten Flasche, Abfüllung, Verschluss, Etikett, Karton, Transport ungefähr 1 Euro. Bei einem Wein, der 2,73 € bleiben durchschnittlich zwischen 1,30 und 1,73 übrig. Das muss von diesem Preis alles abgedeckt werden:

  • Arbeit im Weinberg
  • Arbeit im Keller
  • Grundstückskosten
  • Kapitalkosten
  • Maschinen
  • Hilfsstoffe
  • Vermarktung

Dabei bleibt es natürlich nicht. Denn jedes Glied in der Kette will schließlich Gewinn machen – Winzer:innen wie auch der Handel selbst. Doch wie soll das funktionieren?

Wer mit diesem restlichen Geld Wein herstellen will, der kann das nur mit

  • Mechanisierung statt Handarbeit
  • Reben, die auf Masse statt Klasse gezüchtet werden
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Die Vorstellung von romantischen Weingütern ist leider nicht wirklich realitätsnah bei Wein unter 5 Euro. Foto: imago images/CHROMORANGE /

Wein kaufen: Wie kann es so günstig sein?

Um verstehen zu können, wie funktionieren kann, lohnt sich ein Blick auf den deutschen Weinmarkt. Der nämlich hat mit der romantischen Vorstellung von kleinen Weingütern, die ihre Trauben von Hand ernten, ihre Spezialitäten anschließend in Holzfässern reifen lassen und den Wein am Ende ab Hof verkaufen, allenfalls noch am Rande etwas zu tun.

Dominiert wird das Geschäft von großen Kellereien mit teils dreistelligen Millionenumsätzen. Diese Weinfabriken decken die riesige Nachfrage von Supermärkten und Discountern, die hierzulande inzwischen drei von vier Weinflaschen verkaufen. Wie das Handelsblatt berichtete, ist ihr größter Kunde – und damit der wichtigste Weinlieferant der Deutschen – schon seit vielen Jahren der Discounter Aldi.

Gut 160 Betriebe zählt der Bundesverband der Deutschen Weinkellereien. Die meisten davon stehen in Rheinland-Pfalz, allein sieben der zehn größten Kellereien haben dort ihren Sitz.

Schätzungen des deutschen Weininstituts zufolge verarbeiten die Weinfabriken gut die Hälfte des verfügbaren Weins aus deutschem Anbau und darüber hinaus etliche Millionen Liter aus dem Ausland. Es sind riesige Mengen im Umlauf. Nach Berechnungen aus dem Jahr 2021 wurden weltweit rund 260 Millionen Hektoliter Wein erzeugt. Die wichtigsten Erzeugerländer stellen dabei Frankreich, Italien und Spanien dar.

Masse statt Klasse

Möglich macht das die Massenfertigung. In gigantischen Stahltanks wird der Wein vergoren und vermischt – je nachdem, was vom Erzeuger geliefert wird. Denn Kellereien kaufen Trauben, Most und fertigen Fasswein.

Es gibt Betriebe mit 100 Hektar Weinberg, die sich allein aufs Zuliefergeschäft konzentriert haben. Tankzüge mit bis zu 25.000 Litern Fassungsvermögen bringen das Grundmaterial aus allen Teilen der Welt zum Abfüller, sei es vom Winzer um die Ecke oder auch aus Chile, Südafrika und Italien.

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Nur einen Monat braucht der Wein in der Produktion

Trauben und Most werden dann von den Kellermeistern vergoren, teilweise dauert das nicht einmal einen Monat. Der fertige Fasswein wiederum wird in einem ganz bestimmten Verhältnis vermischt. Auf der Flasche steht dann nicht eine bestimmte Lage, sondern ganz allgemein Müller-Thurgau, Pfälzer Landwein und Dornfelder.

Psst: Für alle Weinliebhaber:innen gibt es auf Eatclub.tv die besten Rezepte mit Wein.

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Wer bei günstigem Wein, auch auf gute Qualität hofft, wird schnell mal enttäuscht. Foto: gettyimages/Delmaine Donson

Wo bleibt die Qualität bei billigem Wein?

Wer beim Weineinkauf im Discounter auf Schnäppchen hofft, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit enttäuscht. In einer Stichprobe des Magazins „Wein Gourmet“ haben gerade mal 3 von 104 getesteten Billigweinen gleichermaßen im Preis und zumindest einigermaßen auch im Geschmack überzeugen können: der 2003er „Villa Paolo“ von Penny, der 2003er „Kaiserstühler Weißer Burgunder“ von Aldi Süd und der „Cimarosa Reserva Privada“ von Lidl, ebenfalls aus dem Jahr 2003.

Der Grund für die schlechte Qualität der Billigweine aus Discountermärkten ist leicht auszumachen. Was zählt ist Masse, nicht Klasse, denn von den umsatzstärksten Weinen werden mehr als eine Million Flaschen benötigt.

Wein-Broker kaufen deshalb im Auftrag der Discounterketten die nötige Weinmenge von überall her zusammen. Die unterschiedlichen Sorten werden dann in besagter Lohnkellerei gemixt und so nachbehandelt, dass über einen längeren Zeitraum hinweg Abfüllungen mit ähnlichem Geschmack möglich werden.

Kann ich für 5 Euro einen Wein kriegen, der OK ist und mir keine Kopfschmerzen bereitet? „Warum würdest du das tun wollen?“, antwortet der Sommelier aus Berlin, Billy Wagner.

Bei Handys will jeder das Beste haben. Aber Wein kommt in deinen Körper! Wieso schüttest du da was rein, was nur ‚OK‘ ist?

Billy Wagner über Billigwein
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Für den nächsten Weinabend lohnt es sich vielleicht, mal in den Weinladen deines Vertrauens zu gehen. Foto: imago images/Cavan Images

Guten Wein kaufen zu fairen Preisen: Ist das überhaupt möglich?

Um guten Wein zu trinken, muss man trotzdem nicht reich sein, erklärt er. Man kann sich an eine einfache Regel halten: Einfach Wein ab zehn Euro kaufen, und nicht im Supermarkt, sondern immer im Weinladen. „Da arbeitet jemand, der will dir guten Wein verkaufen“, erklärt er. „Und du wirst merken: Je mehr besseren Wein du trinkst, desto schwieriger wird es, so eine Plörre in dich reinzuschütten.“

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