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So haben sich Diäten über die Jahrhunderte verändert | Von der Antike bis Kate Moss

Die Vorstellung der ‚perfekten‘ Figur gab schon in der Antike. Damals wurde eine Diät aber noch ganz anders definiert.

diäten im wandel der zeiten
Von Antike bis Kate Moss: Das waren die Definition von Diäten der Geschichte. Foto: imago images / Le Pictorium/FuturexImage/ZUMA Wire /

Die Vorstellung der “perfekten Figur” gab es schon immer. Jedoch sah sie nicht immer gleich aus und so hat sich die Definition von Diäten immer wieder gewandelt. In den Gesellschaften der Antike und im Mittelalter war ein möglichst fülliger Körper ein schöner Körper. Gefolgt von Zeiten, in denen vor allem Frauen sich runterhungerten, um als schön wahrgenommen zu werden. 

In diesem Artikel wollen wir herausfinden, wo diese Schönheitsideale herkommen und warum wir ihnen so hörig sind. Wir geben Einblicke in die hohe Kunst des Diätens und der verschiedenen Körperideale. Am Ende steht die Frage: Wo stehen wir in der modernen Gesellschaft?

Nothing tastes as good as skinny feels.

Kate Moss

Die Definition einer Diät im Wandel der Zeiten

Auf Englisch ist eine “diet” einfach nur die Art und Weise, sich zu enähren. Du kannst eine plant based diet (vegan) oder eine carnivore diet (nur Fleisch) machen. Bei Wikipedia gibt es eine Liste mit Hunderten verschiedener Diäten: Darunter Glaubensdiäten wie die sogenannte Hindu-Diät oder die Buddhismus-Diät. Es gibt auch medizinische Diäten für Menschen mit Unverträglichkeiten und Allergien, wie beispielsweise die glutenfreie Diät. Das hat erst einmal nichts mit dem Ab- oder Zunehmen zutun. 

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In unserem Podcast „Wein & Weiber“ sprechen wir über die Schönheitsideale, denen Frauen gerecht werden müssen.

Die Diäten der Antike (800 vor bis 500 nach Christus)

Die alten Griechen, die Erfinder von Olympia, zogen einen sportlichen Körper einem schwabbeligen vor. Der Arzt Hippokrates entwickelte deswegen ein ausgeklügeltes Verfahren, mit dem er dicke Menschen zum Abnehmen bringen wollte. 

Die Hippokrates-Diät bestand aus 4 Säulen

  1. Sport: Die alten Griechen waren die ersten, die Spitzensportler kürten und wie Helden feierten. Damals war vor allem die Leichtathletik (Laufen, Springen und Werfen) besonders beliebt und füllte die Stadien. Auch Sportlaien versuchten sich während einer Diät in genau diesen Sportarten.
  2. Schlafen: Schlafen sollten Hippokrates Patienten zwar, aber bloß nicht zu viel. Und nicht zu gemütlich. So riet er ihnen auf einer harten Unterlage zu nächtigen und sich nicht zu wohl in ihrer Haut zu fühlen. 
  3. Kein Sex: In der Antike sollten die Menschen weitgehend auf Sex verzichten. Komisch eigentlich, wo sie doch sportliche Betätigung befürworteten. Allerdings wusste Hippokrates um die müdemachende Wirkung von Sex. Es werden nämlich beim Sex einige Hormone freigesetzt, die einen direkt einschlafen lassen. Das sind unter anderem Oxytocin, Prolaktin und γ-Aminobuttersäuren.
  4. Erbrechen: Der weise Hippokrates riet seinen reichen Patienten dazu, sich nach einem üppigen Mahl zu übergeben, damit die unnötigen Kalorien den Körper verlassen, ohne dort weiteren “Schaden” anzurichten. Dass das eine gefährliche Methode ist, um schlank zu bleiben, war den antiken Griechen nicht bewusst.

Redaktionstipp:

Heute wissen wir mehr über die Gefahr von Essstörungen. Wie schlimm eine Bulimie sein kann und was sie mit der Psyche macht, kannst du in diesem Interview mit einer Bulimikerin selbst nachlesen.

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Toll trieben es die alten Römer. Im Film wird sich über die römischen Körperideale lustig gemacht.(Photo: imago images / United Archives)

Die Diäten der Römer (200 vor bis 500 nach Christus)

Die Römer haben sich ebenfalls intensiv mit dem idealen Körperbild beschäftigt. Allerdings standen sie eher auf Rundungen denn auf ein sportliches Antlitz. Die Römer genossen nämlich am liebsten das gute Leben und den Überfluss. 

Ein dicker Bauch stand bei ihnen für Reichtum und Wohlstand. Warst du zu dünn, tendierten die Menschen sogar dazu, Angst vor dir zu haben. Denn Schlanksein wurde in direkte Verbindung mit Lepra gebracht.

Die alten Römer perfektionierten also die Taktik, die bereits Hippokrates eingeführt hatte: Nach einem üppigen Mahl übergaben sich die Römer regelmäßig, um mehr essen zu können.

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Im Mittelalter galten schlanke Menschen als hässlich, denn sie waren arm.(Photo: imago/United Archives International)

Die Diäten im Mittelalter (Ab 11. Jahrhundert)

Das Mittelalter war eine harte Zeit für den allergrößten Teil der Bevölkerung. Die Winter waren kalt und hart. Zu essen gab es eigentlich nie genug und immer wieder wurden die Dörfer der Bäuerinnen und Bauern durch irgendwelche Kleinkriege zerstört.

So wand man sich intensiv der Bibel zu und erklärte alles zur Todsünde, was das “schöne Leben” ausmachte. Viel zu essen, wurde im Mittelalter Völlerei genannt, stattdessen rieten die Priester und Gottesfürchtigen zur Askese. 

Natürlich gab es auch Übergewichtige. Vor allem Reiche konnten es sich leisten, viel zu essen. Bekannt ist eine „Diät“ aus dem Italien des 11. Jahrhunderts. Sie wollten schwitzen, um ihrer Körperfülle abzuhelfen. Allerdings taten sie das nicht mit Sport, sondern sie suchten sich andere Wege, um zu transpirieren. Stattdessen ließen sie sich in den heißen Sand der süditalienischen Küste einbuddeln, um dort zu schwitzen. In ihrer Vorstellung mussten sie nur lange genug schwitzen, bis all das Fett weg war. Heute wissen wir, dass das nicht funktioniert.

Nice To Know: Die Wissenschaft weiß heute, dass kein Zusammenhang zwischen dem Verbrennen von Kalorien und der Schweißmenge. Abnehmen durch Schwitzen ist also nicht möglich. Oft sind es jedoch schweißtreibende Sportarten, die die Kalorien verbrennen. Das Gewicht durch Schwitzen zu reduzieren ist allerdings möglich, denn wenn du Wasser verlierst, wirst du leichter. Dieses Wasser musst du aber schnell wieder zu dir nehmen. Außerdem verlierst du durch das Schwitzen Elektrolyte und Salze, die du später wieder zu dir nehmen musst.

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In der Rennaissance durfte man etwas mehr auf den Hüften haben.(Photo: imago/Leemage)

Diäten in der Rennaissance (15. – 16. Jahrhundert)

Wieder wendete sich das Blatt. In der Rennaissancezeit war das Dünnsein wieder total out und ein feister Wanst kam wieder in Mode. Er kam sogar so sehr in Mode, dass viele Adlige bald zu dick wurden, um an ihre Tische zu passen. 

So mussten sich die Produktdesigner dieser Zeit etwas ausdenken. Damit die Gesellschaft bei Tisch näher an ihrem Essen sein konnte und nicht den Tisch durch ihren Bauch wegschoben, bauten sie schlicht Einkerbungen in die Tischplatten ein.

Frauen in der Rennaissance sollten trotzdem Diät halten: Fettdiät.

Dünne Frauen galten als hässlich und unfruchtbar. Der weibliche Körper sollte schön drall sein, damit viele kleine dralle Kinder aus ihm herauspurzeln konnten. Schon damals bekamen Frauen also Schönheitsideale aufgedrückt, denen manche einfach nicht standhalten konnten. 

Die meisten Adligen und Reichen schafften es sehr wohl ihre Fett Fettdiät durchzuziehen. Doch die armen Bauersfrauen, die den ganzen Tag schuften mussten, wurden generell als “hässlich” angesehen, weil sie es nicht schafften zuzunehmen.

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Sissi war die Königin der Korsetts.(Photo: imago images / Future Image)

Modern: Korsett statt Kotelett (ab 19. Jahrhundert)

Spätestens im 19. Jahrhundert war Dünnsein wieder total in Mode. In dieser Zeit begannen die Frauen sich ihre Taillen mit Korsetts so eng zu schnüren, dass viele vor Atemlosigkeit ohnmächtig wurden: Alles für die Wespentaille und die großen Brüste. Dieses unrealistische Frauenbild ist erschreckend nah dran am heutigen Trend. #KimKardashiansMegapopo

Die Kim Kardashian des 19ten Jahrhunderts: Sissi. Die Kaiserin von Österreich war DAS It-Girl überhaupt. Sie erreichte mit der richtigen Schnürung und besonders wenig auf der Gabel einen Taillenumfang von 46 Zentimetern! Zum Vergleich: Kim Kardashian hatte VOR ihren vier Kindern einen Taillenumfang von 66 Zentimetern.

Heute glauben die meisten Leute, dass Sissi schwer an Magersucht litt. Doch das wurde damals noch nicht behandelt, denn die Krankheit gab es offiziell noch nicht. Heute wissen wir viel mehr über das Krankheitsbild und die Anzeichen einer Magersucht.

Fastenkuren & 0-Diät (20. Jahrhundert)

Im 20ten Jahrhundert war Dünnsein zwar weiterhin in Mode, das Korsett wurde aber aus den Verkaufsräumen gestrichen. Also konnte sich keiner mehr die überflüssigen Pfunde wegquetschen. Heftige Diätkuren wurden derzeit überall propagiert. 

Auch Wunderpillen wurden an allen Ecken und Enden verkauft. Diese wirkten zwar, aber nur aus dem Grund, dass sie hochgiftig für den Körper waren. Sie enthielten nicht selten Arsen (ein Halbmetall, dass bei Vulkanausbrüchen und bei der Verbrennung von Kohle in die Atmosphäre gelangt) und Strychnin (ein Mittel, das früher in Rattengift verwendet wurde). 

Eine krasse Entdeckung war das Dinitrophenol (DNP), das heute noch in verschiedenen Online-Shops gehandelt wird und im Jahr 2016 eine junge Frau umbrachte. Das Zeug verbrennt zwar ohne Ende Fett, aber sorgt eben auch für Organversagen.

Auch Barbies haben übrigens mit Anfang des 20ten Jahrhunderts zu mehr und mehr verschobenen Körperwahrnehmungen junger Frauen geführt. Wie die Barbie heute aussieht, erfährst du hier.

50er-Jahre: Marylin Monroe zeigte ihre Kurven. Junge Frauen durften wieder mehr essen. Dennoch sind wir uns hoffentlich alle einig, dass auch Marylin Monroe nicht unbedingt dazu beigetragen hat das Selbstbewusstsein junger Frauen zu stärken.

80er-Jahre: Sportlichkeit ist endlich angesagt. Zwar sind Madonna und Co. auch dünn wie Heringe, doch das erste Mal sind auch Muskeln echt hip und trendy. Schulterpolster, Aerobicvideos und Arnold Schwarzenegger erreichten mediale Aufmerksamkeit.

90er-Jahre: Und schon sind wir bei Kate Moss und dem Schönheitsideal des Untergewichts. Kate war und ist dünn und so wollte auch jede Frau in den 90er Jahren sein.

Heute (Nach den 2000ern)

Die Entwicklungen in der Diätkultur sind noch in den Kinderschuhen, doch sie sind vorhanden. Die heutigen Millennials sind zum großen Teil noch mit einem Körperbild aufgewachsen, bei dem Frauen sehr dünn sein sollten und Männer nur mit Muskeln schön sind. Dieses Ideal wurde in erfolgreichen Marken (Abercrombie & Fitch, Stars wie Christina Aguilera und Co. und in Fernsehshows wie OC. California propagiert. In Deutschland leiden heute noch 14 von 1.000 Frauen und 5 von 1.000 Männern unter einer Essstörung.

Die Zukunft sieht rosiger aus. In der Generation Z gibt es sehr viel mehr Schönheitsideale und Körperformen, denen die jungen Menschen „nacheifern“. Auf den sozialen Medien propagieren Creator:innen ihre Liebe zu ihrem eigenen Körper, auch wenn dieser nicht dem „Idealbild“ entspricht.

Auch die heutigen Idole der Jugend sind sehr viel diverser. Stars wie Megan The Stallion oder Billie Eilish entsprechen bewusst nicht dem mageren Schönheitsideal.

Menschen wie Pamela Reif und andere Fitness-Influencer:innen frönen zu dem einen anderen Lifestyle: Der Fitnesskörper ist heute für viele Frauen sehr viel begehrenswerter als ein dünner Körper.

In diesem Interview haben wir mit einer Bulimikerin und einem Magersüchtigen über die Ursachen ihrer Essstörungen gesprochen. Wie man sich bei einer Essstörung Hilfe suchen kann, haben sie uns auch verraten.

Gucken hier schauen.