Seit 2020 ist Upskirting eine Straftat. Die englischen Wörtchen „up“ (hoch) und skirt (Rock) meinen zusammen das Fotografieren von Personen ohne ihre Zustimmung im öffentlichen Raum – meist unter ihren Rock. In der Mehrzahl der Fälle sind Frauen die Opfer dieser Straftat und Männer die Täter. Seit letztem Jahr drohen darauf in Deutschland und auch im United Kingdom nun bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe. Weder das hohe Strafmaß noch die Corona-Beschränkungen scheinen die Täter jedoch abzuschrecken. Ganz im Gegenteil: Die Upskirting-Zahlen bleiben hoch und die Opfer werden immer jünger.
Upskirting ist eine Straftat
In den letzten Jahren meldeten sich immer mehr Frauen, die das gleiche Erlebnis teilten: Sie alle wurden in der Bahn, in Warteschlangen oder an anderen öffentlichen Orten unter den Rock fotografiert. In sehr seltenen Fällen sind auch Männer Opfer dieser Straftat. Das Motiv der Täter? Demütigung oder sexuelle Befriedigung.
Wer den Vorfall bemerkte, konnte vor 2020 höchstens eine Anzeige gegen sexuelle Belästigung, wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches oder wegen Beleidigung erstatten. Das neue Gesetz von 2020 ist dagegen genau auf diesen Straftatbestand ausgelegt und sieht eine Geld- oder eine bis zu zweijährige Freiheitsstrafe vor.
Die SPD-Politikerin Christine Lambrecht, die den Gesetzesentwurf hierzulande damals eingereicht hat, betonte, dass hierbei vor allem die weibliche Selbstbestimmung verletzt würde und meinte weiter: „Einer Frau unter den Rock oder in den Ausschnitt zu fotografieren, ist eine schamlose Verletzung ihrer Intimsphäre.“ Sie hoffte darauf, dass das Gesetz abschreckend wirkt. Auch in England und Wales wurde ein solches Gesetz verabschiedet.
Neue Zahlen aus UK zeigen bittere Wahrheit
2019 reichte die britisch politische Aktivistin Gina Martin den Gesetzesentwurf in UK ein, nachdem sie zuvor selbst Opfer von Upskirting geworden war. Trotz des Straftatbestandes nehmen die Zahlen des Upskirtings hier jedoch keinesfalls ab, wie Zahlen aus 2020 nun zeigen.
33 Polizeibehörden aus Wales und England gaben Einblick in ihre Daten und die ließen tief blicken. Trotz der harten Corona-Beschränkungen gaben sie an, dass 196 Vorwürfe gegen Upskirting vorliegen. Eine erschreckend hohe Zahl, wenn man weiter bedenkt, dass viele Fälle gar nicht bemerkt oder zur Anzeige gebracht werden. Die meisten Vorfälle geschahen dabei im Supermarkt, auf Rolltreppen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Auch ging aus den Zahlen hervor, dass die Opfer immer jünger werden. Selbst Zehnjährige gerieten demnach ins Visier der Täter. Die Altersgruppe von zehn bis 19 ist den Zahlen zufolge besonders gefährdet, Opfer von Upskirting zu werden. Die Polizeireviere gaben an, dass lediglich 18 Vorwürfe zu einer strafrechtlichen Anklage oder zu anderen Konsequenzen führte.
Gina Martin zeigt sich wenig überrascht von diesen Zahlen und meint: „These numbers show that sexual assault prevails even when society comes to a stillstand.” (“Diese Zahlen zeigen, dass sexuelle Übergriffe auch dann vorherrschen, wenn die Gesellschaft zum Stillstand kommt.“)
Was braucht es noch, um sexuelle Übergriffe aller Art aus der Gesellschaft zu vertreiben?
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