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Wenn dein Chef diese Dinge tut, ist es Ausbeutung

Es gibt einige Dinge, die unter keinen Umständen mit deinem Chef oder seiner Chefin besprechen solltest. Wir zeigen, welche das sind.

junge frau büro arbeit work
Was ist moderne Ausbeutung? Foto: Gettyimages / stockfour

Ausbeutung ist an modernen Arbeitsplätzen gar nicht so einfach zu erkennen. Überstunden, schlechte Bezahlung und schlechte Behandlung sind einfache Indikatoren, die in jedem Fall für eine Ausbeutung der Mitarbeitenden sprechen. Doch es gibt auch sehr viel subtilere Merkmale für Ausbeutung an einem modernen Arbeitsplatz. Ein Chef oder eine Chefin drückt ihre Macht vielleicht durch impliziten Druck auf dich aus. Vielleicht fühlst du dich emotional involviert? Das und viele andere Dinge sind Anzeichen für Ausbeutung bei der Arbeit. Wir zeigen, was dein Chef damit zu tun hat und welche Dinge du nicht von dir preisgeben solltest.

„Coole“ Chef:innen und moderne Ausbeutung am Arbeitsplatz

Ausbeutung am Arbeitsplatz ist eine Form des Missbrauchs, die viele verschiedene Formen annehmen kann und ein Problem darstellt, das auch heute noch in verschiedenen Branchen existiert – auch in Deutschland! Nach Angaben des Bundeskriminalamtes schwankt die Zahl der Opfer von Arbeitsausbeutung jedes Jahr, liegt aber in der Regel zwischen 40 und 70 Fällen, mit Ausnahme des Jahres 2017, in dem es 180 Fälle gab. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die tatsächliche Zahl der Fälle viel höher ist, da nicht alle Fälle von Ausbeutung den Behörden gemeldet werden.

Frauen in Führungspositionen
Chefs gibt es in Unternehmen mehr als Chefinnen, aber Frauen sind erwiesenermaßen die besseren Chefs. Foto: Getty Images / SeventyFour via Canva

Diese Branchen sind besonders betroffen

Das Verhältnis von Chef und Arbeitnehmer:in ist in der heutigen Zeit ein kompliziertes. Viele Chef:innen handeln noch immer nach der alten Schule: Sie sind streng und hierarchisch. Andere „moderne“ Chef:innen sind lässig, cool und irgendwie kumpelhaft. Solltest du eine:n Vorgesetzte:n der letzten Kategorie haben, bist du bestimmt schon hin und wieder auf die Idee gekommen, ihm oder ihr Dinge zu verraten, die eigentlich nichts bei einem professionellen Verhältnis zu suchen haben.

Zu den Branchen, die besonders anfällig für Ausbeutung sind, gehören die fleischverarbeitende Industrie, das Baugewerbe, die Landwirtschaft, das Hotel- und Gaststättengewerbe und der Gesundheitssektor. In diesen Branchen ist es üblich, dass Arbeitnehmer:innen nur für kurze Zeit beschäftigt werden und für körperlich anstrengende Arbeit schlecht bezahlt werden. Ein Beispiel dafür ist der Tönnies-Skandal in der Fleischindustrie, bei dem aufgedeckt wurde, dass Arbeitnehmer aus dem Ausland in überteuerten Unterkünften untergebracht wurden.

Die schöne böse Startup-Welt

Auch Startups und junge, trendige Unternehmen können sich der Ausbeutung schuldig machen, indem sie beispielsweise Arbeitnehmer:innen für ungelernte Tätigkeiten zu einem Lohn knapp über dem Mindestlohn einstellen und sie als Selbstständige einstufen, um Sozialleistungen zu vermeiden.

Die Europäische Kommission schätzt, dass es in Europa rund 5,5 Millionen Fälle gibt, in denen digitale Plattformen wie Lebensmittel- und Lebensmittellieferdienste Arbeitnehmer:innen fälschlicherweise als Selbstständige einstufen, was dazu führt, dass viele von ihnen ihre Rechte nicht einfordern können oder sie nicht kennen.

Praktika und Co.

Neben den traditionellen Formen der Ausbeutung gibt es auch moderne Formen der Ausbeutung, wie unbezahlte Praktika und die Ausbeutung von Arbeitnehmer:innen in der Gig-Economy. Um diese Probleme zu bekämpfen, können Unternehmen Verhaltenskodizes annehmen und interne Meldesysteme einführen, während Regierungen strengere Strafen für ausbeuterische Arbeitsverhältnisse durchsetzen können.

Was kannst du gegen Ausbeutung tun? Zum Chef gehen?

Solltest du dich einem der oben angesprochenen Arbeitsverhältnisse befinden, hast du durchaus einen Grund, dich beim Chef oder bei der Chefin zu beschweren. Immerhin wirst du unfair behandelt. Allerdings ist es nicht immer die beste Entscheidung, deine:n Chef:in anzugehen. Dieser wird im Zweifelsfall das Unternehmen vertreten und nicht um deine Rechte kämpfen. Zudem sind die meisten Vorgesetzten darauf aus, die meiste Arbeitskraft mit so wenig eingesetztem Budget herauszuholen.

Wende dich lieber an die Personalabteilung deines Unternehmens, sollte es eine haben. Die HR-Abteilung ist darauf aus, dass es den Mitarbeitenden so gut wie möglich geht. Sie werden dir zuhören müssen und dir deine Rechte erklären.

Diese Dinge solltest du nicht mit dem Chef besprechen

Im Folgenden findest du eine Liste von Dingen, die du vielleicht lieber mit der Personalabteilung als mit dem Chef besprechen solltest:

Persönliche Probleme oder Fragen: Wenn du persönliche Probleme oder Fragen hast, die sich auf die Arbeit auswirken könnten, ist es im Allgemeinen am besten, sich an die Personalabteilung zu wenden und nicht an die Chef:in. Die Mitarbeiter:innen der Personalabteilung sind für diese Art von Problemen geschult und können Unterstützung und Ratschläge geben.

Beschwerden über Arbeitskolleg:innen: Wenn du ein Anliegen oder eine Beschwerde über eine:n Kolleg:in hast, ist es im Allgemeinen am besten, sich an die Personalabteilung zu wenden und nicht an den/die Chef:in. Die Personalabteilung kann helfen, die Situation zu schlichten und eine Lösung zu finden.

Bedenken wegen unfairer Behandlung: Wenn du das Gefühl hast, bei der Arbeit ungerecht behandelt zu werden, z. B. bei Beförderungen übergangen zu werden oder keine angemessene Unterstützung zu erhalten, ist es im Allgemeinen am besten, sich an die Personalabteilung zu wenden und nicht an den Chef. Die Personalabteilung kann dabei helfen, die Angelegenheit zu untersuchen und auf eine Lösung hinzuarbeiten.

Fragen zu Leistungen oder Richtlinien: Wenn du Fragen zu Leistungen oder Unternehmensrichtlinien hast, wende dich am besten an die Personalabteilung und nicht an Vorgesetzte. Im Zweifel wissen diese nämlich genauso viel über die Unternehmensrichtlinien wie du.

Vertrauliche Informationen: Wenn du vertrauliche Informationen hast, bei denen du dir nicht sicher bist, wie du damit umgehen sollst, ist es im Allgemeinen am besten, sich an die Personalabteilung zu wenden und nicht an den / die Chef:in. Die Personalabteilung kann dir dabei helfen, die richtige Vorgehensweise festzulegen und sicherzustellen, dass die Informationen angemessen behandelt werden.

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Was sollte dein Chef nicht von dir wissen. Foto: imago images/Addictive Stock

Solltest du deinem Chef sagen, dass du überlegst zu kündigen?

Du bist schon lange nicht mehr zufrieden in deinem Job und schaust dich auf LinkedIn schon lange nach neuen Job um? Du hast die Nase voll von dem täglichen Trott und brauchst einen Tapetenwechsel? Du hast das Gefühl, dass du dich in deinem jetzigen Job nicht weiterentwickeln kannst? Dann hast du dir sich schon einmal diese Frage gestellt: „Sollte ich meinem Chef sagen, dass ich überlege zu kündigen?“ Es gibt auf diese Frage keine einfache Antwort. Im Gegenteil: Wir zeigen dir die Pros und Contras, die du bedenken solltest.

Pros:

  • Transparenz: Indem man offen über seine Überlegungen spricht, zeigt man, dass man ehrlich und transparent ist und sich nicht hinter dem Rücken des Chefs eine neue Stelle sucht.
  • Feedback: Wenn man dem Chef von seinen Bedenken erzählt, hat man die Möglichkeit, Feedback und Anregungen zu erhalten, die dazu beitragen können, dass man sich in der aktuellen Stelle wohler fühlt.
  • Zeit, eine Lösung zu finden: Indem man frühzeitig mitteilt, dass man über eine Kündigung nachdenkt, gibt man dem Unternehmen die Möglichkeit, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um eine Trennung zu vermeiden. Vielleicht ist es in deinem Unternehmen möglich, intern zu wechseln oder deiner Stelle neue Aufgaben zukommen zu lassen.

Cons:

  • Risiko, dass man frühzeitig entlassen wird: Indem man dem Chef sagt, dass man über eine Kündigung nachdenkt, gibt man ihm die Möglichkeit, schneller Gegenmaßnahmen zu ergreifen und gegebenenfalls bereits nach einer Nachfolgerin zu suchen.
  • Risiko, dass man seinen Ruf beschädigt: Indem man öffentlich erklärt, dass man über eine Kündigung nachdenkt, kann man das Vertrauen der Kolleg:innen und Vorgesetzten in einen beschädigen und es kann schwierig werden, zukünftige Arbeitsangebote zu bekommen.
  • Risiko, dass man sich emotional belastet fühlt: Indem man dem Chef von seinen Kündigungsabsichten erzählt, kann man sich emotional belastet fühlen und sich unsicher über die Zukunft am Arbeitsplatz.