Egal ob Löhne oder Mieten – selbst 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es immer noch auffallende Unterschiede zwischen Ost und West. Und als ob das nicht genug wäre, gibt es auch noch eine deutliche Ungleichbehandlung bei der Einkommenssteuer. So zahlen ältere Senior:innen in Ostdeutschland mehr Steuern als Rentner:innen im Westen. Der Grund hierfür ist ganz schön kompliziert.
Rentner:innen zahlen im Osten teils mehr Steuern als im Westen
Dieser Umstand dürfte viele Rentner:innen im Osten besonders ärgern. Denn laut dem Linken-Abgeordneten Sören Pellmann müssen Senior:innen in den neuen Bundesländern höhere Steuern zahlen, als ihre Altersgenossen im Westen. Demnach muss ein Ost-Rentner bzw. eine Ost-Rentnerin, der/die die 45 Jahre lang das Durchschnittseinkommen verdient hat und 2005 in den Ruhestand gegangen ist, in diesem Jahr auf die Altersbezüge in Höhe von 19.742 Euro Steuern von 64 Euro zahlen. Zum Vergleich: Bei einem vergleichbaren Rentner bzw. einer vergleichbaren Rentnerin im Westen werden bei einer jährlichen Rente von 19.877 Euro keine Abzüge fällig.
Doch damit nicht genug. Ist der Ost-Rentner im Jahr 2010 in Rente gegangen, muss dieser 2023 um die 217 Euro Steuern zahlen – Altersgenossen im Westen hingegen nur 128 Euro. Wenn die Rente im Jahr 2015 beginnt, beträgt das Verhältnis 344 zu 308 Euro. Im Westen müssen erst bei einem späteren Rentenbeginn höhere Steuern gezahlt werden. Zum Renteneintritt im Jahr 2023 beträgt die Steuerbelastung im Osten 567 Euro und im Westen 587 Euro.
Umstellung der Rentenbesteuerung Grund für ungleiche Besteuerung
Doch warum müssen ausgerechnet Rentner:innen im Osten deutlich mehr Steuern zahlen? Der Grund hierfür ist auf die schrittweise Umstellung der Besteuerung seit 2005 zurückzuführen. Beiträge zur Rentenversicherung werden nach und nach steuerfrei, dafür wird später die Auszahlung besteuert. Aufgrund der Tatsache, dass Ost-Rentner noch vor einigen Jahren deutlich geringere Renten als ihre West-Mitbürger:innen erhielten, war auch der Freibetrag entsprechend niedriger.
Zu Beginn der Umstellung wurden Freibeträge festgelegt, die im Laufe der Jahre unverändert blieben. Da Ost-Rentner noch vor einigen Jahren im Vergleich zu West-Ruheständlern deutlich niedrigere Renten bezogen, war auch ihr Freibetrag entsprechend niedriger. In den vergangenen Jahren erhöhten sich die Renten im Osten stärker als im Westen, um die Werte anzugleichen. Dementsprechend stieg bei unverändertem Freibetrag der steuerpflichtige Anteil der Rente – und das im Osten schneller als im Westen.
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Linke fordert Gleichbehandlung von Ost- und Westrentnern
Der Linke-Politiker und Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann fordert umgehend eine Gleichbehandlung von Ost- und Westrentnern. In einem Bericht des „Redaktionsnetzwerkes Deutschlands“ kritisierte er, dass der Rentenwert im Osten seit mehr als drei Jahrzehnten niedriger als im Westen liegt. Er bezeichnete es als Treppenwitz, dass diese Ungerechtigkeit faktisch zu höheren Steuern für Rentner im Osten führt.