Gehaltsverhandlungen sind die Königsdisziplin unter den Jobanforderungen. Ein elementarer Soft Skill ist es, deinen Vorgesetzten mit ausreichendem Selbstbewusstsein, mit der richtigen Vehemenz und dennoch mit dem nötigen Respekt zu begegnen, damit du endlich das Gehalt bekommst, das dir zusteht. Hier liest du Tipps und Tricks, mit denen es bei deiner nächsten Gehaltsverhandlung endlich funktioniert.
Das erste Problem bei der Gehaltsverhandlung: Du bist eine Frau?
Frauen verhandeln weniger, Frauen treten in Gehaltsgesprächen defensiver auf, Frauen werden in ihren Forderungen häufig ausgebremst – die Anzahl der Studien geht einher mit unterschiedlich vielen Erklärungsansätzen, warum Frauen im Durchschnitt immer noch weniger verdienen als Männer. Warum Frauen so viel weniger verdienen als Männer?
1. Mache den ersten Schritt
Bei Gehaltsverhandlungen gilt das gleiche wie beim Flirten: Wenn du mehr willst, musst du auch mal selbst aktiv werden. Dafür solltest du deine Vorgesetzten um einen Termin bitten. Du kannst persönlich oder auch schriftlich per Mail nachfragen.
Bei der Formulierung kannst du beispielsweise auf deine bisherige Zeit im Unternehmen oder dem erfolgreichen Abschluss eines Projekts hinweisen und anmerken, dass du über deine bisherigen Leistungen und zukünftigen beruflichen Perspektiven sprechen möchtest.
Auch im Gespräch selbst solltest du aktiv bleiben und die erste Gehaltsvorstellung formulieren und nicht auf das Gegenangebot von deinem Vorgesetzten warten. Wenn du im Austausch darauf achtest, immer zu agieren und nicht nur zu reagieren, kommst du nicht in die Defensive.
2. Passe den richtigen Zeitpunkt ab
Laut der Gründerin und Werbeberaterin Cindy Gallop ist Anfang Herbst besonders geeignet um nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, da viele Unternehmen in dieser Zeit ihre Budgets für das nächste Jahr planen.
Außerdem solltest du darauf achten, ob sich das Unternehmen aktuell in finanziellen Schwierigkeiten befindet, oder die Chef:innenetage aktuell besonders gestresst ist. Wichtig ist, dass du deinen Vorgesetzten genügend Vorlaufzeit gibst, damit er sich ebenfalls auf das Gespräch vorbereiten kann.
Eine gute Gelegenheit, um nach einer Gehaltsverhandlung zu fragen, ist beispielsweise nach dem Ende deiner Probezeit oder nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt. Ist dein letztes Gehaltsgespräch schon etwas länger her, kann das ebenfalls ein guter Zeitpunkt sein: Alle 12 Monate kannst du ein Personalgespräch mit entsprechenden Gehaltsforderungen suchen.
3. Bereite dich vor
Im Gehaltsgespräch geht es um harte Fakten, daher solltest du dir bereits im Voraus passende Argumente für die Erhöhung überlegen. Warum sollten deine Vorgesetzten dir mehr Geld zahlen? Schreib dir auf, was du in den letzten 12 Monaten geleistet hast und wie du das Unternehmen damit vorangebracht hast. Dabei solltest du deine Gehaltsvorstellung NICHT mit dem Gehalt deiner Kollegen vergleichen oder auf deine gestiegenen Nebenkosten hinweisen.
Mögliche Sätze für deine Argumentation können sein:
- „Ich habe mich weiterentwickelt.“
- „Ich habe mehr Verantwortung übernommen.“
- „Ich habe die Ziele übertroffen.“
- „Mein Gehalt sollte meiner Leistung entsprechend angepasst werden.“
Du solltest dir vorab auch passende Konter zu möglichen Gegenargumenten von deinen Vorgesetzten vorbereiten. Eine mögliche Taktik könnte es sein, deine fachliche und persönliche Qualifikation infrage zu stellen. An dieser Stelle solltest du deine Wichtigkeit im Unternehmen anhand verschiedener Leistungen von dir hervorheben.
Eine weitere beliebte Strategie der Vorgesetzten ist es, auf die angeblich schlechte wirtschaftliche Lage des Unternehmens hinzuweisen. Um diese Taktik zu durchkreuzen, solltest du dich vorab über die konkreten Unternehmenszahlen informieren, dann kannst du diese Argumentation direkt entkräften.
4. Trete selbstbewusst und entspannt auf
Natürlich ist es normal, wenn du nervös vor solchen wichtigen Terminen bist. Aber zu den besten Tipps bei Gehaltsverhandlungen gehört, daran zu denken, dass Gehaltsgespräche ein Grundrecht für jeden Mitarbeitenden sind.
Außerdem hilft die Entkatastrophisierungs-Übung: Frage dich einfach, was das Schlimmste ist, was passieren kann. Denn im schlimmsten Fall hörst du einfach ein Nein. Aber selbst dann hast du es zumindest versucht und nichts verloren. Im Gegenteil: Du hast gezeigt, dass du Ambitionen hast und Verhandlungsgeschick an den Tag gelegt.
5. Nenne krumme Zahlen
Krumme Zahlen erzeugen bei deinem Chef oder deiner Chefin die Illusion, dass du besonders kompetent und gut informiert bist. Wenn du also 56.850 Euro Jahresgehalt statt glatten 57.000 forderst, wirst du eher Erfolg mit deiner Forderung haben. Zudem solltest du mit einem etwas höheren Betrag in die Verhandlung gehen, schließlich wird dein Gegenüber versuchen, den Betrag zu drücken.
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6. Nutze rhetorische Pausen
Fasse dich kurz. Wenn du ein starkes Argument genannt hast, solltest du eine Pause machen und die Reaktion abwarten. Alle Tipps zur Gehaltsverhandlung bringen nichts, wenn du nach deinen Argumenten ewig weiterredest. Schweigst du allerdings nach deinen Argumenten kurz, untermauerst du damit deine Stärke.
7. Bleib hartnäckig
Vorgesetzte kalkulieren vorab durch, was sie dir zahlen können. Im Gespräch probieren sie diese Summe dennoch weiter nach unten zu drücken, um zu sparen. Daher ist es wichtig Ruhe zu bewahren, besonders in der letzten Phase vor der Einigung. In den letzten 3 Minuten solltest du das Gesprächstempo verlangsamen, um zu einer überlegten Handlung zu kommen.
WICHTIG: In dieser Phase verlieren viele Menschen die Nerven und lassen sich auf deutlich schlechtere Angebote ein. Lass dich auch nicht aus der Ruhe bringen, wenn deine Vorgesetzten auf deine Forderung nicht sofort eingehen will und Bedenkzeit einfordert. Willige ein, hake regelmäßig nach und lass dich nicht abschütteln.
Auch bei der Gehaltsverhandlung gilt: Übung macht den Meister
Die Tipps zur Gehaltsverhandlung erfordern ein gewisses Selbstvertrauen in dich und deine Arbeit. Das kannst du aber gut trainieren, in dem du dir deine eigenen Stärken und Leistungen regelmäßig vor Augen führst und zusätzlich Gehaltsverhandlungen mit einem Freund oder einer Freundin simulierst. Denn wie beim Netzwerken lernen gilt: Übung macht den Meister!
Sobald du dann das richtige Verhandlungsgespräch mit deinem Chef oder deiner Chefin hinter dich gebracht hast, wirst du froh sein, dich überwunden zu haben. Denn wer nicht fragt, kriegt nichts. In diesem Sinne ganz viel Erfolg für dein nächstes Gehaltsgespräch! Wenn alle Stricke reißen, kannst du immer noch über einen Jobwechsel nachdenken.