Netzwerken lernen, das klingt für viele Menschen nach anstrengenden Gesprächen, nach langweiligen Abenden mit Kollegen, nach anbiedern. Kurz: Nach einem unangenehmen Prozess, den man lieber vermeiden will. Dabei bringt das Verknüpfen mit anderen Personen viele Vorteile, besonders für Frauen.
Netzwerken lernen ist unverzichtbar
“Your network is your net worth” – dein Netzwerk ist dein Vermögen. Auch wenn der Urheber dieses Zitats nicht bekannt ist, so hat der Ausspruch dennoch seine volle Berechtigung.
Netzwerke definiert Tijen Onaran, Gründerin vom Frauennetzwerk Global Digital Women, folgendermaßen: “Netzwerke spielen eine zentrale Rolle bei unserer Persönlichkeitsentwicklung. Netzwerke bestehen aus Menschen, die für unser Leben eine Bedeutung haben.” Dazu gehören für sie erst unsere Familie und Begegnungen wie Nachbarn sowie Kindergarten- und Schulfreunde, später gezielt ausgewählte private und berufliche Kontakte.
Diese Personen können helfen, wenn man Rat braucht, in Krisen steckt oder beruflich weiterkommen will. So zeigte eine Studie des Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dass jeder dritte Job über persönliche Kontakte vergeben wird. Networking bedeutet auch – besonders in männerdominierten Domänen – die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen und andere Frauen im beruflichen und privaten Umfeld zu unterstützen.
Warum Frauen das Vernetzen so schwer fällt
Die Vorteile vom Netzwerken überwiegen deutlich. Aber warum tun sich besonders Frauen so schwer mit dem Kontakte knüpfen? Männer nutzen die Möglichkeit der Vernetzung seit Jahrhunderten, um Karriere zu machen. Dabei gelten Frauen als die sozialeren Wesen.
Verschiedene Studien belegen: Einerseits werden Frauen von starken Netzwerken ausgeschlossenen, andererseits sorgt die innere Hemmschwelle von Frauen ihre soziale Verbindungen für andere Ziele zu instrumentalisieren dafür, dass Netzwerke unter Männern stärker und effektiver sind, wenn es um den Austausch von Gefallen geht. Frauen tun sich also tendenziell schwerer damit, Beziehungen zu ihrem Vorteil zu nutzen. Frauen unterschätzen außerdem häufiger ihren eigenen Marktwert und denken, sie können zu einem Netzwerk nichts oder nur wenig beitragen.
Ein weiteres Problem beim Netzwerken ist die Homophilie. Darunter versteht man die Tendenz von Individuen mit anderen Menschen zu interagieren, die einen ähnlich sind. In diesem Fall bedeutet es, dass Frauen sich vor allem mit anderen Frauen umgeben, die sich in der gleichen oder einen ähnlichen beruflichen Position befinden. Effektive Netzwerke dagegen leben von Diversität und dazu gehören auch verschiedene Hierarchieebenen der Kontakte.
Netzwerken lernen: So klappt es!
Damit das Vernetzen erfolgreich wird, musst du ein paar Dinge zu beachten. Auch beim Netzwerkenlernen gilt: Übung macht den Meister. Auch wer sich anfangs unwohl fühlt dabei, wird mit der Zeit feststellen, dass es einfacher wird und sogar Spaß machen kann.
1. Ziele setzen
Bevor man loslegt, sollte man sich überlegen, was man mit dem Netzwerken erreichen will. Am besten hält man seine Ziele schriftlich fest, das hilft dabei, die eigenen Vorstellungen zu konkretisieren. Mögliche Fragen können sein, ob man seine Karriere vorantreiben will, oder es einem um das Empowerment von Frauen im allgemeinen geht.
Außerdem sollte man sich Gedanken dazu machen, welche Menschen man kennenlernen möchte und welche Erwartungen man an diese potenziellen Kontakte hat. Es ist wichtig die eigenen Ziele klar zu definieren, um sich zu fokussieren und anderen Personen zu vermitteln, was man will.
2. Netzwerk-Veranstaltungen besuchen
Wer konkrete Netzwerkgruppen besucht, kann sich noch zielführender netzwerken zu lernen. Eine Sonderform davon sind reine Frauennetzwerke. Sie bilden gute Verknüpfungsmöglichkeiten für Frauen, um Tipps, Jobangebote und Hilfe auszutauschen. Bekannte Frauennetzwerke sind Digital Media Women und Global Digital Women.
Je nach eigener Zielsetzung lohnen sich aber aber auch vermischte Netzwerkgruppen. Dafür lohnt es sich, die Ausrichtung und Zielgruppen der unterschiedlichen Netzwerke zu überprüfen, um die passende Auswahl zu treffen.
3. Smalltalk-Qualitäten trainieren
Auch wenn es am Anfang vielleicht schwer fällt offen auf andere zuzugehen, hilft es einige grundlegende Regeln zu beachten. Wichtig ist es Blickkontakt zu halten, zu lächeln, aktiv zuzuhören und sich am besten auf einige Fragen (Was machen Sie beruflich? Wie fanden Sie die Veranstaltung?) vorzubereiten. Um das Gespräch zu starten suche nachGemeinsamkeiten mit dem Gegenüber und stelle Fragen.
Wer besonders schüchtern ist, kann bei den ersten Events eine Begleitung mitnehmen und das Netzwerken als kleines Spiel zu betrachten. Besonders wichtig, wenn man das Netzwerken lernen will: Immer authentisch bleiben und sich nicht zu verstellen. Menschen schätzen geradliniges und glaubwürdiges Verhalten.
4. Langfristig geben und nehmen
Gutes Netzwerken basiert auf dem Prinzip von geben und nehmen. Man sollte die eigene Kontaktpflege als Investition in die Zukunft begreifen. Das muss sich nicht unbedingt in Geld bezahlt machen, sondern auch im Wissensaustausch, gegenseitiger Hilfe und konstruktiver Kritik. Netzwerken zu lernen bedeutet auch unermüdliches Engagement. Der Social Media Berater Mike Sansone hat sich dafür die 70-20-10-Regel überlegt. Nicht zu verwechseln mit der 80:20-Regel, die ebenso wichtig für Erfolg sein kann.
Um Vertrauen aufzubauen und Beziehungsgeflechte zu stärken, sollte man 70% seiner Zeit in Hilfe für Andere investieren. Das kann durch Tipps oder der Vermittlung von Kontakten sein. 20% der Zeit sollte dafür genutzt werden, um sich besser kennenzulernen und sich selbst zu präsentieren. Durch die Hilfe und das Kennenlernen ist nun eine tiefere Verbindung entstanden, die man dafür nutzen kann, die andere Person um Rat oder Hilfe zu bitten – jedoch maximal 10 % der Zeit.
5. Xing und LinkedIn richtig nutzen
Auch wenn es erst einmal Aufwand bedeutet, gehört zum Netzwerken auch der Auftritt in den sozialen Netzwerken dazu. Das erhöht die eigene Sichtbarkeit und hilft dabei mit Menschen in Kontakt zu bleiben. Damit Menschen sich auch langfristig an einen erinnern, sollte man Xing und LinkedIn nicht nur als Adressbücher verstehen, sondern auch als Content-Kanäle, die regelmäßig mit Inhalten gefüttert werden wollen.
Bei Xing und LinkedIn gilt das gleiche wie beim Netzwerken allgemein: Man sollte nicht wahllos Kontakte machen und alle Anfragen annehmen, sondern sich lieber auf ausgewählte Menschen konzentrieren und den Austausch mit diesen Personen pflegen. Ein Netzwerk aus toten Kontakten bringt einen nicht weiter.
Fazit: Netzwerken lernen ist einfacher als man denkt!
Netzwerken lernen lohnt sich – privat und beruflich. Wichtig ist, dass man sich immer wieder in Situationen begibt, bei denen man neue Menschen trifft, um sein eigenes Netzwerk zu vergrößern. Du kannst dein Selbstvertrauen stärken, wenn du dir bewusst machst, dass weibliche Fach- und Führungskräfte überall gesucht werden. Also los: Überwinde deinen inneren Schweinehund und lerne zu netzwerken wie ein Profi!