Geld im Allgemeinen und Gehalt im Speziellen ist in Deutschland ein heikles Thema. Vielen Arbeitnehmer:innen ist es verboten, darüber zu sprechen, wie viel sie verdienen. Andere sind schon so sehr an die Geheimniskrämerei gewöhnt, dass sie es von sich aus nicht machen würden. Aber warum eigentlich? Hat es nicht auch Vorteile zu wissen, was der/die Kolleg:in verdient. Wir erklären dir, warum bald mit den Geheimnissen Schluss sein könnte und die Gehaltstransparenz kommt.
Gehaltstransparenz: Behalten die Menschen ihr Gehalt wirklich für sich?
Jein – es kommt wahrscheinlich darauf an, wen man fragt. Eine Studie von YouGov unter Auftrag von kununu hat ergeben, dass beispielsweise 29 % der Befragten mit ihren Freund:innen über das eigene Gehalt sprechen, 19 % mit den Arbeitskolleg:innen und 22 % gar nicht. Das Alter der Befragten wurde in der Studie nicht erhoben, jedoch ist naheliegend, dass besonders jüngere Menschen offener mit ihrem Gehalt umgehen, als ältere.
Das liegt daran, dass es seit Jahrzehnten üblich ist, das eigene Gehalt eher für sich zu behalten. Teilweise sogar gegen den eigenen Willen, denn Verschwiegenheitsklauseln zwangen einen dazu. Jedoch gibt es Gründe, warum diese Verschwiegenheit heute immer weiter aufgebrochen wird. Wir stellen dir drei Pro-Argumente, aber natürlich auch die Contra-Seite vor.
1. Gender Pay Gap wird geschlossen
Bei der Gender Pay Gap handelt es sich um die Lohnlücke zwischen dem durchschnittlichen Gehalt von Frauen und dem von Männern. Diese Lücke soll natürlich immer kleiner werden, sodass Frauen für die gleiche Arbeit und gleichen Qualifikationen auch das gleiche Geld wie Männer bekommen. Das kann allerdings nur funktionieren, wenn Frauen auch wissen, dass sie schlechter bezahlt werden. Eine offene Kommunikation bezüglich des Gehalts wäre also ein riesiger Meilenstein in diesem Kampf.
Übrigens: Du willst mehr zur Gender Pay Gap erfahren. Wir haben einen eigenen Artikel zu diesem Thema.
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2. Du könntest besser verhandeln
Stell dir vor, du sitzt in einem Bewerbungsgespräch oder in einer Gehaltsverhandlung und wüsstest ganz genau, welches Gehalt du fordern könntest, weil dein:e Kolleg:in dies auch verdient. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein, denn das würde einem jede Menge Recherche und Gefeilsche ersparen. Eine offene Kommunikation würde also nicht nur die Lücke zwischen Mann und Frau, sondern auch die zwischen Kolleg:innen im eigenen Unternehmen schließen.
3. Vertrauenskultur stärken
Wenn wir ehrlich sind, ist ein Unternehmen, dass über Geld immer verklausuliert spricht nicht sehr vertrauenswürdig. Viel angenehmer ist es doch, wenn das Thema als das behandelt wird, was es ist: etwas ganz Normales. Der/die Arbeitnehmer:in hat Vorstellungen, der/die Vorgesetzte hat Vorstellungen und man einigt sich auf einen fairen Kompromiss, der für alle in dieser Position gleich ist.
Diese Nachteile bringt Gehaltstransparenz mit sich
Natürlich gibt es auch Nachteile und Contra-Argumente, was eine Gehaltstransparenz angeht. Ein Punkt, den eine Studie ergab, ist beispielsweise, dass die Löhne nachweislich sinken, wenn alle Mitarbeiter:innen das Gleiche verdienen – und zwar um sieben bis 25 %. Das liegt daran, dass Unternehmen bei einer Forderung nach mehr Gehalt, damit rechnen müssen, dass andere Mitarbeiter:innen nachziehen und so eine Welle an Gehaltserhöhungen folgen muss. Daher blocken sie von vornherein Gehaltsverhandlungen ab und niemand bekommt eine Erhöhung.
Wenn Mitarbeiter:innen mitbekommen, dass sie schlechter als der Durchschnitt verdienen, führt dies außerdem zu einer geringeren Motivation und höheren Abwanderung. Ebenfalls ein Grund, warum Unternehmen sich sträuben, transparent zu sein.