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Equal Pay Day: Warum Frauen noch immer weniger verdienen als Männer

Frauen verdienen in Deutschland noch deutlich weniger als Männer. Der Equal Pay Day weißt jedes Jahr darauf hin und unterstützt Initiativen, die das ändern wollen.

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Die Gender-Pay-Gap ist in Deutschland sehr viel größer als in anderen Ländern. Darauf weißt der Equal-Pay-Day hin. Foto: shutterstock/Tartila

Heute, am 07.03.2022 ist in Deutschland der Equal Pay Day. Worauf beim Equal Pay Day hingewiesen wird, warum dieser Tag in vielen Ländern an einem anderen Tag zelebriert wird und weshalb er so wichtig ist, erfährst du in diesem Artikel.

Was bedeutet der Equal Pay Day?

Ein kleines Beispiel voraus: Wir gehen davon aus, dass eine Frau und ein Mann gleichermaßen 3.000 € brutto im Monat verdienen. Der Mann bekommt sein Gehalt ab dem 01. Januar, die Frau allerdings erst ab dem 07. März. Umgerechnet ist das die Ungleichheit, zwischen dem Verdienst von Mann und Frau, die 2020 in Deutschland bei 18% liegt. Wenn wir bei unserem Beispiel bleiben, würden Frauen also hochgerechnet pro Monat 540€ weniger verdienen.

Der Equal Pay Day kennzeichnet also den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten müssten, während Männer schon ab dem 01. Januar bezahlt werden. Es wird also vereinfacht gesagt, auf die Pay-Gap zwischen Mann und Frau hingewiesen.

Übrigens: In einigen Ländern wird der Equal Pay Day etwas anders definiert. Dort ist es der Tag ab dem Frauen unentgeltlich arbeiten müssten.

Der Equal Pay Day im europäischen Vergleich

Laut dem Statistischen Bundesamt ist Deutschland eines der Schlusslichter im europäischen Vergleich, denn 2020 lag die Gender-Pay-Gap bei 18% in Deutschland. Das wird nur von Estland (22%), Lettland (21%) und Österreich (20%) überboten.

Ja, sogar Länder wie Rumänien (nur freaking 3%) oder Griechenland (10%) weisen einen kleineren geschlechtsspezifischen Verdienstabstand auf. Absoluter Spitzenreiter in Europa ist Luxemburg. Dort verdienen Frauen nur 1% weniger als ihre männlichen Kollegen.

Ein weiterer Punkt, der zum Beispiel dazu führt, dass Rumänien so weit oben in der Liste erscheint, ist die Frauenerwerbsquote in dem jeweiligen Land. In Rumänien ist die beispielsweise sehr gering, dass heißt, es arbeiten im Vergleich zu Deutschland sehr viel weniger Frauen. Die Frauen, die arbeiten, sind meist in gutbezahlten Berufen angestellt. Dort werden sie aber fast so hoch bezahlt wie ihre männlichen Kollegen.

Länder, die eine hohe Frauenerwerbsquote und eine niedrige Gender-Pay-Gap haben, sind zum Beispiel Schweden und Island.

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Frauen werden nach wie vor sehr viel schlechter bezahlt als Männer. Das liegt nicht zuletzt an den Hürden, die ihnen in den Weg gelegt werden. Foto: shutterstock/Lim Yan Shan

Was ist das Ziel der Bundesregierung?

2010 wurde im Ressortbericht der Bundesregierung das Ziel festgehalten, bis 2020 eine Gender-Pay-Gap von 10% erreicht zu haben… naja. Das hat nicht funktioniert, denn wie bereits erwähnt, liegt der Lohnunterschied 2020 noch bei 18%.

Das neue Ziel ist jetzt, im Jahre 2030 einen Lohnunterschied von höchstens 10% zu erreichen.

1. Unterschiede innerhalb Deutschlands

Die 18% Lohnunterschied in Deutschland sind natürlich nur ein Mittelwert. In Westdeutschland einschließlich Berlin war die Pay-Gap sogar noch größer, nämlich bei 20%. In Ostdeutschland sieht es dafür besser aus. Da liegt der Unterschied „nur“ bei 6%.

Dabei ist die Branche übrigens egal – Männer verdienen überall mehr als Frauen. In Bereichen wie Reparatur von Kfz und Banken und Versicherungen war der Unterschied besonders groß, nämlich bei etwa 20-30%. In Berufen wie Gastgewerbe und Verkehr und Lagerei, war die Pay Gap hingegen etwas geringer war.

2. Kritik an der Gender-Pay-Gap

Kritiker:innen meinen, es wird der Eindruck vermittelt, dass Frauen bei gleicher Arbeit hauptsächlich aufgrund von geschlechtsspezifischer Diskriminierung schlechter bezahlt würden. Ihrer Meinung nach sei der Lohnunterschied aber zum Großteil damit zu erklären, dass Frauen öfter in Teilzeit und in eher schlechter bezahlte Berufe (z. B. im sozialen Bereich) arbeiteten.

Studien hingegen zeigen, dass Berufe, in denen hauptsächlich Frauen arbeiten, entwertet werden. Sie verlieren buchstäblich an Wert, weil diese Berufe immer schlechter bezahlt werden.

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Die Organisation Equal-Pay-Day veranstaltet jedes Jahr tolle Projekte & Aktionen. Foto: gettyimages/ Maskot

Equal Pay Day 2022: Gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt

Wie in jedem Jahr hat der Equal Pay Day auch in diesem Jahr wieder ein Motto. „Equal Pay 4.o – gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt“ lautet es. Doch was genau bedeutet „Equal Pay 4.0“?

Dieses Jahr bezieht sich der Equal Pay Day auf die Digitalisierung. Denn dadurch verändert sich nicht nur unsere Lebensweise insgesamt, sondern eben auch die Art, wie wir miteinander kommunizieren, uns informieren, aber auch, wie wir arbeiten.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass beispielsweise mehr Frauen im immer relevanter werdenden IT-Sektor arbeiten, beziehungsweise dieser für Frauen attraktiver wird oder aber, dass Männer und Frauen die gleichen Weiterbildungschancen haben.

Aber auch Algorithmen, die zum Beispiel für die Personalauswahl oder die Gehaltsfestlegung eines Unternehmens zuständig sind, sollten nicht diskriminieren. Nur so kann sichergestellt werden, dass es in den kommenden Jahren eine gerechte Bezahlung in allen Berufen gibt.

Maßnahmen gegen die Gender-Pay-Gap

Neben Maßnahmen der Bundesregierung wie Girls- & Boys-Day, Finanzierung der Kinderbetreuung und der Frauenquote, ist auch der Equal Pay Day jedes Jahr dazu da, auf die Ungleichbehandlung hinzuweisen.

Dieses Jahr steht der Equal Pay Day in Deutschland unter dem Motto „Equal Pay 4.0 – gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt“. Dazu sind besonders am 07. März, aber auch den Rest des Jahres ganz viele Aktionen auf Social Media Kanälen von www.equalpayday.de zu finden.

Bei wmn.de ist uns Feminismus besonders wichtig. Anlässlich zum Weltfrauentag haben wir deshalb viele Artikel über starke Frauen für dich geschrieben. Hier findest du die erfolgreichsten Künstlerinnen auf Instagram oder feministische Fashion Pieces – viel Spaß!

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