Jung, weiß und attraktiv – sind das die Maßstäbe, an denen die Chance auf eine Beförderung gemessen wird? Eine Studie hat ergeben, worauf die größten Unternehmen der Welt bei der Beförderung achten – die Ergebnisse sind erschreckend. Wir zeigen dir, was Frauen anscheinend tun müssen, um eine Beförderung zu bekommen…
Das erfährst du hier über die Unterschiede bei Beförderungen:
DAX 30: Nicht nur reich, sondern auch schön
Abgesehen davon, dass es diesen Unternehmen extrem gut geht, haben sie noch eine Gemeinsamkeit: Man scheint sich branchenübergreifend einig zu sein, wie der oder die perfekte Mitarbeiter:in auszusehen hat. Frauen werden oft jung, attraktiv und immer lächelnd dargestellt, während Männer auch gern älter sein dürfen und in der Position des Erklärenden oder Leitenden abgebildet werden.
Mashup Communications hat aufgrund dieses ersten Eindrucks die Bebilderung der Karriereseiten der DAX 30 analysiert und die Ergebnisse im Visuellen Storytelling Report festgehalten. Der Gender-Vergleich zeigt, dass selbst in Deutschlands größten Firmen Frauen noch immer benachteiligt sind.
„Lächele doch mal!“: Wenn Frauen eine Beförderung wollen
Auch 2022 noch wird von Frauen – vor allem in der Berufswelt – verlangt, dass sie freundlich und zuvorkommend auftreten. Ganz wichtig dabei: Lächeln nicht vergessen! Das spiegelt sich auch auf den Karriereseiten der betrachteten Unternehmen wider. Dabei ergeben sich große Unterschiede zwischen den Geschlechtern:
Rund 79 Prozent der abgebildeten Frauen lächeln freundlich in die Kamera. Bei den Männern trifft das nur auf 66 Prozent zu. „Lächele doch mal!“ – diesen Satz hat garantiert jede Frau schon einmal gehört. Aber müssen wir auch lächeln, um eine Beförderung zu bekommen?
Nein, sagt Psychologie-Professorin und Lächel-Forscherin der Universität Yale, Marianne La France, im Interview: „Lächeln passiert oft so automatisch, dass es gar keine Gefühle mehr ausdrückt, sondern nur noch für andere gemacht wird. Das kann dazu führen, dass man nicht mehr ernst genommen wird. Wenn Frauen immer lächeln, dann ruft das beim Gegenüber das Gefühl hervor, dass sie angenehm und fröhlich sind, aber nicht unbedingt auch kompetent.„
Gender Pay Gap: Ungleiche Bezahlung, ungleiche Chancen
Nicht nur das hübsche Lächeln eint die Mitarbeitenden der DAX 30. Mit einer eindeutigen Mehrheit von 95 Prozent sind die Angestellten auffallend schlank. Und jung sind sie obendrein: Die meisten Fotos zeigen Personen unter 35 Jahren. Bei den Frauen trifft das auf ganze 80 Prozent zu, bei den dargestellten Männern hingegen sind es nur zwei Drittel.
Frauen wird demnach noch immer gern eine eher passive, unterstützende Funktion zugeteilt, statt sie in einer führenden Rolle zu zeigen. Dass sich das nicht nur auf die Aufstiegschancen auswirkt, sondern auch auf die Bezahlung bei gleicher Position, liegt auf der Hand. Der Gender Pay Gap ist gerade in höher angesehenen Berufsfeldern auffallend hoch:
Wenig überraschend scheint in diesem Zusammenhang übrigens auch, dass fast 80 Prozent der DAX 30-Repräsentierenden weiß sind. Null Prozent der Fotos dagegen zeigen Menschen mit Behinderung oder körperlichen Beeinträchtigungen. Das gibt zu denken: Haben wir denn nur dann eine Chance auf Erfolg und Beförderung, wenn wir jung, weiß und sportlich sind?
Jung, weiß & sportlich: So klappt es mit der Beförderung
„Die Ergebnisse des Visuellen Storytelling Reports im Gender-Vergleich belegen, dass auch international agierende Konzerne, die Diversität und Gleichberechtigung in Wort und Schrift als Selbstverständlichkeit kommunizieren, in der visuellen Darstellung dieser Werte insgesamt noch Verbesserungspotenzial haben“, schließt Nora Feist, Geschäftsführerin von Mashup Communications, aus den gesammelten Daten.
Es scheint also leider tatsächlich so zu sein, dass gerade in den großen Unternehmen eine Verbindung zwischen der Attraktivität eines Menschen und seinem beruflichen Potenzial besteht. Wo auf Werbeplakaten Diversität gefeiert wird, sieht es in den Bürogebäuden der dazugehörigen Brands oft anders aus. Es bleibt zu hoffen, dass die progressiven Entwicklungen der Oberfläche zeitnah auch ins Bewusstsein der Verantwortlichen dringen und eine Beförderung zukünftig nicht mehr vom Körpergewicht, sondern von der Leistung abhängt.
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