Bei den Bundestagswahlen 2021 ist es noch nicht möglich, mit 16 zu wählen. Doch wie sieht das in der Zukunft aus? Wir von wmn nehmen dich mit auf eine Reise durch die Geschichte des Wahlalters in Deutschland und zeigen dir, welche Parteien sich dafür aussprechen, dass man in Zukunft schon ab 16 wählen darf.
Ab 16 wählen – das erwartet dich:
Ein Kampf um das Wahlalter – früher und heute
Heute ist es für die meisten von uns ganz normal, schon mit 16 Jahren in die Wahlkabine zu gehen und seine Stimme abzugeben, zumindest bei den Kommunalwahlen. Doch das war nicht immer so.
Nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 gab es zwar schon ein allgemeines Wahlrecht, jedoch bezog sich dieses nur auf einen sehr geringen Teil der damaligen Bevölkerung. Wählen durften damals ausschließlich Männer, die ihr 25. Lebensjahr vollendet hatten.
Nur 20 % der Bevölkerung durften wählen
Somit waren gerade einmal 20 Prozent der Gesamtbevölkerung wahlberechtigt. Das lag vor allem daran, dass der Großteil der Bevölkerung noch unter 15 Jahre alt war und die Lebenserwartung sogar nur bei 40 Jahren lag. Doch nicht nur ein großer Teil der Männer wurden durch dieses hohe Wahlalter ausgeschlossen. Frauen durften bis 1919 das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, überhaupt nicht wählen, egal wie alt sie waren.
Doch die Weimarer Verfassung brachte nicht nur Vorteile für die weibliche Bevölkerung, sondern auch für die männliche: Das aktive Wahlalter senkte man um fünf Jahre auf 20. Auf einmal durften also Millionen Deutsche mehr wählen als noch einige Jahre zuvor.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss man sich dazu, das Wahlalter wieder um ein Jahr heraufzusetzen, sodass man jetzt erst ab 21 wählen durfte. Um selbst gewählt werden zu können, musste man hingegen noch bis zu seinem 25. Lebensjahr warten.
Doch im Jahre 1970 sollte sich das wieder ändern: Sowohl die SPD als auch ein Großteil der CDU stimmten für eine Absenkung des Wahlalters auf 18 Jahre, sodass das Grundgesetz dahingehend geändert wurde. Bei der Bundestagswahl 1972 sorgte die Absenkung des Alters für das aktive Wahlrecht für eine Rekord-Wahlbeteiligung von etwa 91 Prozent.
Drei Jahre später senkte man zudem das Erreichen der Volljährigkeit auf 18 Jahre, sodass ab diesem Zeitpunkt sowohl das aktive als auch das passive Wahlrecht ab 18 Jahren möglich ist.
Ab 16 wählen – das wollen die Parteien
Heutzutage ist es in den meisten Bundesländern möglich, schon nach Vollendung des 16. Lebensjahres an Kommunalwahlen teilnehmen zu dürfen. Doch wie sieht das in Zukunft auf Landesebene aus? Wir zeigen dir hier, welche Parteien sich auch nach der Bundestagswahl 2021 für ein Wahlrecht ab 16 einsetzen und welche eher nicht:
1. SPD
Die SPD sieht vor allem Jugendliche unter 18 als „aktive Mitglieder unserer Gesellschaft“, da viele mit 16 Jahren bereits ihr eigenes Geld verdienen und somit auch schon erste Sozialversicherungsbeiträge oder sogar Steuern während der Ausbildung zahlen. Die Partei möchte Jugendlichen also mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten einräumen. Die Partei fordert, dass man Kinder und Jugendliche politisch ernst nimmt und sie somit auch ab 16 wählen dürfen.
2. CDU/ CSU
Die Schwesterparteien CDU und CSU sprechen sich hingegen schon seit Jahren gegen eine Absenkung des Wahlalters aus. Die Parteien sehen das Problem vor allem darin, dass Jugendliche oft zu experimentierfreudig seien und somit auch leichter von gruppendynamischen Prozessen beeinflusst werden können. „Das kann unter Umständen Auswirkungen auf eine differenzierte Wahlentscheidung haben“, findet CDU-Rechtspolitiker Ansgar Heveling.
3. Die Grünen
Auch die Grünen haben bereits mehrere Gesetzesentwürfe für ein Wahlrecht ab 16 Jahren eingereicht. Bisher wurden diese jedoch immer abgelehnt. „Wenn junge Menschen in der Corona-Krise und bei Klima-Fragen so viel Verantwortung übernehmen, müssen sie auch stärker politisch beteiligt werden“, fordert die Partei auf ihrer Website. Eine politische Haltung sei schließlich „keine Frage des Alters.“
4. Die Linke
Die Linke spricht sich schon seit vielen Jahren für ein Wahlrecht ab 16 aus. „16-Jährige sind argumentations- und diskussionsfähig und daher auch bereit, Entscheidungen zu treffen“, sagt der Linken-Abgeordnete Friedrich Streatmanns.
5. FDP
Die FDP möchte ohnehin immer mehr junge Wähler:innen gewinnen. Daher scheint die Forderung eines Wahlrechts ab 16 ebenfalls nicht abwegig. Eine FDP-Jugendorganisation legte zum letzten Parteitag einen Antrag zum Wahlrecht ab 16 vor, der sogar mit großer Mehrheit angenommen wurde.
Sie argumentieren damit, dass man in Deutschland bereits mit 14 Jahren seine eigene Religion frei bestimmen kann und zudem für strafrechtliche Handlungen verantwortlich gemacht wird, jedoch noch nicht ab 16 wählen darf. Und das obwohl derzeit etwa 1,5 Millionen junge Menschen im Alter von 16 bis 18 in Deutschland leben.
6. AfD
Die AfD distanziert sich jedoch deutlich von dem Gesetzesentwurf der FDP. AfD-Bundestagsabgeordneter Stephan Brandner glaubt, diese Forderung führe zu „Rosinenpickerei“. Die Partei fordert hingegen: „Wenn man das [Wahl-]Alter auf 16 Jahre absenken will, müssen alle Rechte und Pflichten berücksichtigt werden, dazu zählt auch die Strafmündigkeit.“
Ab 16 wählen – ein Blick in die Zukunft
Immer mehr Jugendliche interessieren sich für Gleichberechtigung, Klimaschutz oder die Flüchtlingspolitik und möchten ihre Interessen und Anliegen auch durch Politiker:innen vertreten wissen. Gerade was den Umwelt- und Klimaschutz angeht, möchte die Jugend für ihre Zukunft mitbestimmen und so früh wie möglich wählen.
Ab 16 zu wählen scheint für die meisten Parteien also gar nicht mehr so abwegig, wie noch vor einigen Jahren. CDU, CSU und auch die AfD beharren jedoch weiterhin auf einem Wahlrecht ab 18 Jahren. Dennoch bleibt abzuwarten, inwieweit Versprechen und Forderungen der jeweiligen Parteien bezüglich des Wahlrechts auch nach der Bundestagswahl 2021 umgesetzt werden können.
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Disclaimer: Wir von wmn geben keine Wahlempfehlungen. Jedem Menschen ist es komplett selbst überlassen, was er oder sie bei der Bundestagswahl wählen will. Alles, was wir tun wollen, ist zu informieren und dazu aufzurufen überhaupt in die Wahlkabine zu gehen.