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Our weekly heroine Patricia Stangner: Warum wir keine Frauenhygiene brauchen

Patricia Stangner ist die Co-Gründerin der Femacy. Im Interview spricht sie mit uns über Frauengesundheit & den Gender-Health-Gap.

Patricia Stangner Frauengesundheit Femacy
Patricia Stangner setzt sich mit ihrem Start-up Femacy für Frauengesundheit ein. Foto: femacy

Patricia Stangner ist die Co-Gründerin der Femacy. Die Femacy ist ein Unternehmen von Frauen für Frauen, das sich für die Enttabuisierung von Frauengesundheit einsetzt. Bei wmn küren wir jede Woche eine starke und inspirierende Frau zu unserer wöchentlichen Heldin. Diese Frauen empowern uns und reißen uns mit ihren starken Aussagen mit. Was der Gender Health Gap ist und welche Tipps es für Gründerinnen in der Start-up-Szene gibt, haben wir mit Patricia besprochen.

Patricia Stangner: Kurz & knapp

  • Patricia ist noch 30 Jahre alt und zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Alexandria Co-Gründerin der Femacy
  • Sie kommt aus der Kommunikations- und Medienwissenschaft und hat einen Master in Management
  • Ihr Lieblingszitat ist „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.“, da dieses Zitat schon das Liebste ihrer Mama war
Patricia Stangner
Patricia hat mit der Femacy ihre Passion gefunden. Foto: femacy

„Ich bin schon immer durch und durch eine Feministin.“

wmn: Wie seid ihr darauf gekommen, die Femacy zu gründen bzw. was war der ausschlaggebende Punkt für die Gründung?

Patricia Stangner: Der ausschlaggebende Punkt war, dass wir auf die Gender Health Gap gestoßen sind. In der Lockdown-Phase sind wir durch Zufall darüber gestolpert. Heute sage ich „Oh Gott, ich wusste nicht, dass sowas existiert und was es bedeutet.“ und genau so ging es auch Alex (die Geschäftspartnerin von Patricia, Anm. d. Red.). Dann haben wir uns intensiv reingelesen und mit dem Thema auseinandergesetzt.

Wenn man dann einmal weiß, was da so abgeht, also dass Frauen in ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden in allen Belangen benachteiligt sind, war das für uns der Punkt, an dem wir etwas ändern wollten. Ich würde von mir behaupten, dass ich schon immer durch und durch eine Feministin war und immer noch bin, aber das in meiner Profession nie so richtig gelebt habe. Als wir aber die Idee mit der Femacy hatten, hatte ich endlich etwas, wofür ich brenne, was ich gerne verfolge und wo ich hinter stehe.

Wir wollen Frauen und alle, die sich mit diesem Geschlecht identifizieren, mit auf unsere persönliche Reise nehmen und zeigen „Hey, es gibt Lösungen, du bist nicht alleine.“

Nice to know: Unter dem Gender Health Gap versteht man die Ungleichbehandlung von Mann und Frau im medizinischen Sektor. Denn Medizin ist eine Männerdomäne. Die meisten Studien und Medikamente werden an Männern getestet und es wird oft von dem männlichen auf den weiblichen Körper geschlossen. Das führt nicht nur zu einer Ungleichbehandlung, sondern kann für Frauen lebensgefährlich werden.

Patricia Stangner im Interview: „Ich war total überrascht, was ich erreichen konnte.“

wmn: In Deutschland gründen verhältnismäßig wenig Frauen ein Start-up. Was war eure größte Hürde und was ist der wertvollste Tipp für andere Frauen?

Patricia Stangner: Ganz ehrlich: Die größte Hürde bist du selbst. Als wir die Idee der Femacy hatten, habe ich bis dahin noch nie einen Businessplan geschrieben. Aus der Schule hatte ich noch im Kopf, dass ich nicht gut in Mathe bin und habe mich daher immer hinterfragt, ob ich sowas überhaupt kann. Ich hatte keinen Plan von Online-Business, hatte noch nie E-Commerce gemacht. Am Anfang hatte ich auf jeden Fall Selbstzweifel und wusste nicht, ob ich dafür gemacht bin. Deswegen ist mein größter Tipp, es einfach zu machen. Ich war total überrascht von mir selber, was ich erreichen konnte. Diese Selbstzweifel einfach wegzuschieben, einfach mal etwas zu machen und Leute um sich zu scharen, die einen unterstützen, ist das Rezept für mich.

Ein anderes Thema, was ich jedem/jeder ans Herz legen würde, ist sich eine:n Partner:in zu suchen, mit dem/der man das Business zusammen aufbauen kann. Alex und ich ergänzen uns unfassbar gut in dem, was uns motiviert, was uns antreibt und mit unseren Erfahrungen, die wir haben. Ganz nach dem Motto: „Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude.“

Patricia Stangner
Patricia und Alex haben gemeinsam die Femacy gegründet. Foto: femacy

„Es liegt uns am Herzen, welche Frau bei uns einkauft.“

wmn: Was unterscheidet euch beispielsweise von einer Drogerie? Welche Mehrwert bietet ihr im Gegensatz zu einem Regal mit Produkten für Frauenhygiene?

Patricia Stangner: Das finde ich eine gute Frage. Zunächst einmal bin ich kein großer Fan von dem Wort „Frauenhygiene“, denn das würde ja implizieren, dass Frauen untenrum unhygienisch sind – vor allem, wenn wir menstruieren. Drogeriehändler platzieren ihre Produkte eben auch nochmal in einem „Frauenhygiene-Segment“ und das ist der erste große Unterschied.

Drogerien möchte ihre Produkte verkaufen und ihnen ist es erstmal relativ egal, wer bei ihnen kauft, Hauptsache die Produkte werden gekauft. Dabei werden aber beispielsweise keine female-founded-Startups unterstützt.

Das ist aber genau der Punkt von der Femacy. Wir wollen eine Marke aufbauen, die mehr als nur ein Shop ist. Es liegt uns wirklich am Herzen, welche Frau bei uns einkauft, dass wir für sie erreichbar sind, dass wir für ihre Sorgen ein offenes Ohr haben und ihr mit unserem Portfolio und unseren Inhalten wirklich Lösungen anbieten, die sie in der Drogerie nicht findet.

Ein Drogeriemarkt wird sich wahrscheinlich nie trauen, eine offene Kampagne über Menstruationsblut zu launchen oder das Thema Frauenhygiene mal anders aufzusetzen. Und das trauen wir uns. Wir möchten einfach eine Begleiterin sein: Von der ersten Periode bis zur letzten und noch darüber hinaus.

Alle unsere Produkte sind von uns oder unserem Netzwerk getestet und es gibt viele Kategorien, nach denen wir entscheiden, ob ein Produkt in das Portfolio aufgenommen wird.

„Wir wollen das Thema Frauengesundheit mehr auf die öffentliche Agenda bringen.“

wmn: Was ist dein persönliches Ziel, das du mit Femacy erreichen willst?

Patricia Stangner: Also ich glaube, das große Ziel, warum wir auch mit der Femacy gestartet haben, ist ein Beitrag dazu zu leisten, den Gender Health Gap zu schließen. Gender-Medizin ist ein relativ neues Thema, beziehungsweise ein Thema, das jetzt immer mehr Beachtung bekommt. Wir wollen durch Aufklärungsarbeit, tolle Kooperationen und das individuelle Eingehen auf jede Frau empowern und das Thema Frauengesundheit mehr auf die öffentliche Agenda bringen. Das ist, was mich jeden Tag antreibt.

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Die Femacy will Frauen empowern und Frauengesundheit in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken. Foto: femacy

wmn: Du hast schon angesprochen, dass ihr viele eurer Produkte selbst testet. Welches Produkt ist für dich ein wahrer Life-Changer?

Patricia Stangner: Das ist schwierig. Ein absoluter Gamechanger ist der Ziggy Cup. Das ist ein patentierter Cup für Periodensex. Das ist eine Menstruationstasse mit einem innovativen Design, das es erlaubt, beim Tragen Sex zu haben. Meiner Meinung nach ist es der komfortabelste Cup ever und er bricht eben das Tabu des Periodensex. Ich bin noch damit aufgewachsen, dass Frauen während ihrer Periode keinen Sex haben dürfen oder sollten. Geht’s noch? Jede Frau hat andere Bedürfnisse. Dieser Cup ermöglicht es, darüber zu sprechen, das Tabu und die Stigmatisierung zu brechen. Und er erlaubt Periodensex, ohne dass die Bettlaken schmutzig werden.

„Der Ort für Frauengesundheit, ist nicht der Ort für Frauengesundheit.“

wmn: Vielen Dank für das Gespräch. Möchtest du noch etwas an unsere Leser:innen loswerden?

Patrcia Stangner: Ein Thema würde ich noch gerne ansprechen, weil ich auch selbst Erfahrungen gemacht habe. Und zwar habe ich mir einen Termin bei meiner Gynäkologin geholt, um mich über Verhütungsmethoden beraten zu lassen. Als ich dort war, habe ich ein Post-it mit den Möglichkeiten bekommen. Diese wurden mir innerhalb von fünf Minuten erklärt. Ich habe nicht mal eine Infobroschüre bekommen. Als wir uns dann mit der Femacy vermehrt mit all diesen Themen beschäftigt haben, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich dachte immer, dass solch eine Behandlung bei Gynäkolog:innen normal ist, aber das sollte es eben nicht sein. Der Ort für Frauengesundheit, ist nicht mal der Ort für Frauengesundheit und deshalb wollen wir auch dort mit der Femacy ansetzen. Wenn Frauen anfangen zu googeln, wollen wir erscheinen und die Frau auffangen.

wmn: Arbeitet ihr mit Gynäkolog:innen zusammen?

Patricia Stangner: Noch nicht. Wir sind aber gerade auf der Suche für unser Health-Advisory-Reboard. Wir möchten dort mit einer Gynäkologin, aber auch mit einer Heilpraktikerin, einer Dermatologin, einer Urologin zusammenarbeiten. Dadurch wollen wir unsere eigenen, fundierten Inhalte erstellen.

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