In unserer Gesellschaft sind wir in keiner Form am Ziel der Gleichberechtigung angekommen. Dies trifft unter anderem auf die soziale und geografische Herkunft, Sexualität, körperliche oder physische Beeinträchtigung und das Geschlecht zu. Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern nennt man im Groben das „Gender Gap„. Dieser Überbegriff enthält alles zwischen dem Gender Pay Gap bis zum Gender Health Gap und belegt, wie ungleich unsere Gesellschaft zwischen Männern und Frauen ist. Wir haben uns ein paar Studien und Statistiken über das Gender Gap angeschaut, und unsere Erkenntnisse zusammengefasst.
Wichtig! Das Gender Gap befasst sich nur mit dem Geschlecht. Auch andere Attribute wie die soziale oder geografische Herkunft führen in unserer Welt zu Ungleichheit.
Welche Arten von Gender Gaps gibt es?
Laut dem Weltwirtschaftsforum setzen sich die Gender Gaps aus vier Bereichen zusammen. Diese Bereiche sind Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und politische Teilhabe.
Zusätzlich sollte man aber auch Bereiche aus der Entertainment- und Kunstbranche zu den Gender Gaps hinzufügen. Frauen sind auch in der Branche benachteiligt. Ein Beispiel dafür ist die ungleichmäßige Verteilung von Künstler:innen auf Festivals, wie zum Beispiel bei dem britischen Reading Festival. Die Festivalorganisator:innen wurden wegen der ungleichmäßigen Line-ups schon oft kritisiert.
1. Gender Pay Gap
Laut einer Studie des Statistischem Bundesamt haben Frauen im Jahr 2021 durchschnittlich immer noch 18 % weniger als Männer verdient. Dies sei im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben. Die Studie belegt zusätzlich, dass Frauen „mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien wie Männer im Schnitt 6 % weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen verdienen.“
Das Thema der Einkommenslücke wird schon seit längerer Zeit debattiert. Allerdings scheint es bis jetzt zu keiner Lösung gekommen zu sein. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Führungskräfte zum größten Teil immer noch männlich sind.
2. Gender Leadership Gap
Frauen sind in Führungspositionen immer noch weitgehend weniger vertreten als Männer. Das Statistische Bundesamt belegt, dass im Jahr 2019 nur jede dritte Führungskraft weiblich war. Im Großen und Ganzen bedeutet das, dass nur 29,4 % der Führungskräfte in Deutschland weiblich sind. Das Gender-Gap schwankt seit 2015 zwischen rund 26 und 30 %.
Die Bundesregierung versucht, dieses Gender-Gap mit dem Gesetz für gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen zu bekämpfen. Dieses Gesetz wurde im Jahr 2016 vorgestellt, wie die Gewerkschaft Verdi berichtet. Das Gesetz sollte dazu dienen, dass mehr Frauen in Aufsichtsräte und Führungspositionen eingestellt werden. Das Gesetz steht auch bei der jetzigen Regierung weiterhin auf der Agenda.
3. Gender Health Gap
Neben Benachteiligungen im Arbeitswesen werden Frauen auch gesundheitlich benachteiligt, oder sogar übergangen. Laut Fluter, dem Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, wurden in den Jahren 2018 und 19 über die Hälfte der Medikamente zum größten Teil an männlichen Versuchsgruppen getestet. Jedoch werden weibliche Interessen auch bei Tierversuchen ignoriert, da die Medikamente viel an männlichen Ratten getestet werden.
Aber nicht nur bei Medikamenten ist dies so, sondern auch bei gewissen Erkrankungen, wie zum Beispiel einem Herzinfarkt. Die Harvard Business School hat eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der sie belegt, dass Frauen, die einen Herzinfarkt erleiden, häufiger sterben, wenn sie von einem männlichen Arzt behandelt werden. Dies liegt daran, dass die Symptome eines Herzanfalls bei Frauen anders sind als bei Männern.
4. Gender Pension Gap
Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erhalten Frauen in Europa ein rund 25 % geringeres Alterssicherungseinkommen als Männer. In Deutschland ist die Rentenlücke allerdings noch größer. Deutschland liegt mit dem Gender Pension Gap allerdings unter den 27 EU Mitgliedsstaaten auf dem letzten Platz. In Deutschland liegt der Unterschied der Rente zwischen Frauen bei rund 46 %.
Der Grund für diesen hohen Unterschied ist das Gender Pay Gap und der Gender Leadership Gap.
5. Gender Data Gap
Auch in Forschungen und Studien werden Frauen öfters ignoriert. In ihrem 2019 veröffentlichten Buch, „Unsichtbare Frauen„, thematisiert die Journalistin Caroline Criado-Perez genau dieses Thema. Sie behauptet, diesbezüglich, dass wissenschaftliche Daten seit Jahrhunderten zum größten Teil von Männer über Männer erforscht und gesammelt sind. Diese Wissenslücke über Frauen nennt die Journalistin die Grundlage für die jetzige systematische Benachteiligung der Frauen.
Schau dir hier ein Video von Carolin Kebekus an. Kebekus hat sich das Thema „Unsichtbare Frauen“ mal genauer angeschaut und erklärt es an einigen alltäglichen Beispielen.
Gleichberechtigung ist noch lange nicht in Sicht
Wenn man sich die Daten und Befunde, bezüglich der Gender Gaps anschaut, fällt es einem schwer, nicht komplett die Hoffnung zu verlieren. Die Zahlen der Gleichberechtigung in allen Schwerpunkten steigen nur schleppend. Sie zeigen allerdings auch, dass sich etwas tut. Deswegen ist es wahnsinnig wichtig, für Frauen und Männer, die Debatte über Gleichberechtigung am Laufen zu halten und weiter Druck auf unsere Gesellschaft auszuüben.
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