Für Gen Z und auch für viele andere ist das Smartphone nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Wir chatten, posten, scrollen und haben nebenbei unser ganzes Leben auf diesem kleinen Gerät gespeichert. Doch sobald das Telefon klingelt und vielleicht auch noch eine fremde oder anonyme Nummer erscheint, schmeißen viele ihr Smartphone in eine Ecke und lassen es dort lieber klingeln, anstatt ranzugehen. Doch warum gehen vor allem junge Menschen nicht ans Telefon? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.
Der Grund: Das liegt am Unwillen, ans Telefon zu gehen
Wenn man sich die Statistiken der Bildschirmzeit seines Smartphones anschaut, wird bei vielen die Zeit des Telefonierens verschwindend gering sein. Und das ist kein Einzelfall. Viele Menschen bekommen Herzrasen, wenn es ums Telefonieren geht, vor allem, wenn es sich um einen Fremden an der anderen Leitung handelt. Regelrechte Panikattacken vor Anrufen sind also vor allem bei jungen Menschen keine Seltenheit.
Woran das liegt? Die meisten haben schlicht und ergreifend keine Übung im Telefonieren. Heutzutage wird sich per Chat mit Freund:innen unterhalten. Eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom aus dem Jahr 2017 zeigt in diesem Zusammenhang, dass drei Viertel aller Jugendlicher Messenger oder SMS nutzen, um mit ihren Freund:innen Kontakt zu halten.
Die Telefontrainerin Uschi Schöllhammer verrät gegenüber Chip365: „Junge Leute haben tatsächlich mehr Probleme als früher. Die Situation [des Telefonierens] ist für viele schwierig, weil sie absolute mentale Präsenz erfordert.“ Denn im Gegensatz zum Verfassen einer Nachricht, wo man sich Zeit lassen und die Antwort überdenken kann, muss man am Telefon sofort reagieren.
Ein weiterer Faktor sei außerdem die Ungewissheit bezüglich der Reaktion des Anrufers oder der Anruferin. Wenn eine Antwort ausbleibt, kann man am Gesicht des Menschen nicht ablesen, was genau gerade das Problem ist – „Das macht Telefonieren ein bisschen verstörend.“
Nicht ans Telefon gehen: Symptome sollten ernst genommen werden
Viele Menschen telefonieren nicht nur ungern, sie haben ein echtes Problem damit. Schweiß, Herzklopfen, trockener Mund – all das können Vorboten einer richtigen Panikattacke sein. Meist treten diese Symptome in Verbindung mit einer Sozialphobie auf, so Christine Rummel-Klug, Ärztin an der Uniklinik Leipzig.
Im Prinzip liegt die Angst der Betroffenen darin, etwas Falsches zu sagen. Die direkte Kommunikation bedeutet für viele Menschen eine große Überwindung. Um dieser zu entkommen, werden E-Mails bevorzugt oder der Anruf wird an Bekannte weitergegeben.
Doch genau das ist falsch und verschlimmert die Situation auf Dauer nur. „Die Hürde verkleinert sich nur, wenn man übt“, sagt Christine Rummel-Kluge. Mittlerweile gibt es viele Trainings, die soziale Kompetenzen fördern können. Außerdem kannst du dich vor einem geplanten Anruf auf diesen vorbereiten. Schreibe dir dazu einfach wichtige Informationen für den Anruf auf. Auch vorformulierte Antworten können einen Eckpfeiler des Telefonats bilden.
Und wenn das nächste Telefongespräch nicht sofort perfekt läuft, steck nicht den Kopf in den Sand. Fehler sind menschlich und dürfen passieren. Wie Schöllhammer so schön sagt: „Lieber fünf schlechte als gar keines.“
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