Machst du jeden Tag Mittagspause, oder gerät das im Alltag schnell mal in den Hintergrund? Noch schnell die eine Aufgabe zu Ende bringen und schon steckt man im nächsten Termin. Da wird das Essen ganz nebenbei am Computer zu sich genommen und hat mehr von Nahrungsaufnahme, als von einer richtigen Pause. Hier erfährst du, warum Pause machen gelernt werden muss und warum es sich nicht lohnt, sie für einen früheren Feierabend, die Pause wegzulassen.
Pause machen: Was du noch nicht wusstest
Pausen werden unterschätzt
Arbeitgeber:innen sind hierzulande laut dem Arbeitsschutzgesetz verpflichtet, ab sechs Stunden dreißig Minuten Pause zu gewährleisten. Ab neun Stunden muss die Pause sogar 45 Minuten lang sein.
Trotz dieser dankbaren Regelung halten sich viele Menschen nicht daran. Laut einer Umfrage der BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) lassen genaugenommen 26 % der Menschen ihre Pause regelmäßig ausfallen – und das, obwohl die kurze Erholung gleich mehrere gute Gründe hat.
Der Arbeitspsychologe Johannes Wendsche hat zusammen mit seinen Kolleg:innen 130 Studien aus den letzten 25 Jahren Pausenforschung aufgearbeitet und meint gegenüber Spektrum, dass die meisten Studien Pausen eine positive Wirkung zusprechen. Im Interview spricht er gleich von mehreren Faktoren, warum Pausen so wichtig sind…
- Pausen vermeiden Arbeitsunfälle, weil sie Müdigkeit abbauen. Während wir am Tag immer erschöpfter werden – und diese Erschöpfung steigt exponentiell – kann eine Pause dafür sorgen, dieses Gefühl in gleicher Weise zurückzufahren.
- Mittagspausen erfüllen eine soziale Funktion, weil man in ihnen beispielsweise Kontakte pflegen kann. Dass soziale Kontakte wahre Stresslöser sind, ist lange bekannt.
- Pausen motivieren. Wer Pausen einplant, arbeitet effektiver und produktiver. Wer glaubt, mehr zu schaffen, wenn er Pausen skippt, der irrt.
Studien zeigen außerdem, dass Pausen den Lerneffekt erhöhen. Menschen können sich danach also besser an zuvor Gehörtes erinnern. Zudem wird die Fähigkeit zur Problemlösung gefördert. Wer vor einer Rast den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah, wird nach einer erholsamen Pause, viel eher zur Lösung eines Problems gelangen.
Warum Arbeitsunterbrechungen für dein mentales Wohlergehen wichtig sind
Zu guter Letzt sind Pausen enorm wichtig, um Stress zu reduzieren. Sie haben also nicht nur Einfluss auf körperliche Befindlichkeiten, sondern auch auf mentale. Gegenüber der Barmer meint Wendsche: „Menschen, die regelmäßig Entspannungsphasen einplanen, haben weniger psychische Probleme und weniger Muskelverspannungen.“ Er empfiehlt daher auch neben den langen Mittagspausen weitere Kurzpausen in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Wendsche meint, es wäre sinnvoll, fünf Minuten Pause jede Stunde einzulegen, wenn man einfachen Tätigkeiten nachgeht. Fließt mehr Gehirnschmalz, sind zehn Minuten Pause alle zwei Stunden besser. Häufige Unterbrechungen wären bei komplexen Denkaufgaben eher kontraproduktiv.
Wer etwas für sein mentales Wohlergehen tun möchte, sollte beim Pausen machen Abwechslung sorgen. Am besten gestaltet man Pausen also so, dass man das komplette Gegenteil von dem macht, was man während der Arbeit getan hat.
Du saßt zuvor am Bildschirm und hast getippt? Dann heißt es nun weg vom Bildschirm und bewegen! Du hast zuvor stundenlang in Calls gesessen und dich unterhalten? Dann genehmige dir etwas Ruhe bei einer Kurzmeditation.
Pausen machen – aber bitte richtig!
Pausen machen ist kein Zeugnis von Faulheit, sondern von Selbstachtung und ein Katalysator für Produktivität. Diese positiven Faktoren treten allerdings nur dann zutage, wenn du deine Pause wirklich erholend gestaltest.
Versuche dafür die Arbeit für einen Moment komplett zu vergessen und einmal richtig abzuschalten. Entspanne dich und überlege dir, was du brauchst, um deine innere Mitte zu finden. Mache etwas, was dir Spaß bereitet und sinnhaft vorkommt und vergiss zuletzt nicht, dass der Mensch ein Herdentier ist: Ein kleiner Schnack unter Kolleg:innen ist niemals verkehrt, um abzuschalten!
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