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Fehlender Kinderwunsch? So schwer haben es Frauen, die eine Sterilisation wollen

Viele Frauen bleiben bewusst kinderlos. Manche unterziehen sich dafür sogar einer Sterilisation für Frauen. Doch die ist gar nicht so leicht zu bekommen…

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Sterilisation für Frauen ist zwar erlaubt, aber gar nicht so leicht zu bekommen. Lies hier, wie schwer weibliche Selbstbestimmung ist. Foto: IMAGO / Westend61

Willst du mal Kinder haben? Nicht jede Frau antwortet auf diese Frage wie aus der Pistole geschossen mit einem Ja, am besten gleich 3! Viele hinterfragen das Kinderbekommen. Andere wissen dagegen schon seit ihren 20-igern, dass sie niemals Kinder haben wollen. Und manche sind sich in ihrer Entscheidung gar so sicher, dass sie sich einer Sterilisation für Frauen unterziehen. Vor welche Herausforderungen dieser Eingriff Frauen mit fehlendem Kinderwunsch stellt, liest du hier.

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Im Durchschnitt bekommen Frauen mit 30 Jahren ihr erstes Kind.(Photo: imago images/Westend61)

Kinderlosigkeit & Sterilisation bei Frauen

Im Durchschnitt kommen in Deutschland auf jede Frau 1,54 Kinder. Frauen sind im Schnitt 30,1 Jahre alt, wenn sie ihr erstes Kind bekommen. 

Doch zeigen Zahlen von destatis auch, dass ganze 21 % der Frauen kinderlos bleiben. Dabei zeigen sich deutlich regionale Unterschiede und auch solche, die den Bildungsgrad betreffen. Im Osten bleiben die Frauen seltener kinderlos als Frauen, die im Westen leben. Außerdem sind es vor allem Frauen mit akademischem Abschluss, die häufiger kinderlos bleiben – ganze 26 % um genau zu sein.

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Vor allem Frauen mit akademischen Abschluss, die sich auf ihre Karriere konzentrieren, wollen heute seltener Kinder.(Photo: imago images/Westend61)

Warum Frauen eine Sterilisation erwägen

Die genannten Zahlen bilden Frauen ab, die keine Kinder (mehr) bekommen können, aber eben auch solche, die sich ganz bewusst gegen Kinder entscheiden. Viele Frauen setzten den Fokus heute auf sich und ihre Karriere und wollen sich nicht überholten gesellschaftlichen Mustern beugen. 

Andere haben sich endgültig gegen Kinder entschieden und einer Sterilisation unterzogen, weil sie schlicht die Nebenwirkungen von hormoneller Verhütung satthaben und nicht länger Geisel ihres fruchtbaren Körpers sein wollen. Übrigens: Diese hormonfreien Verhütungsmethoden gibt es außerdem auf dem Markt.

Natürlich gibt es auch die Fälle, in denen sich Frauen sterilisieren lassen, die bereits (genug) Kinder haben oder die aus gesundheitlichen Gründen die Sterilisation für die Frau wünschen.

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Nicht jeder kann sich vorstellen, ein eigenes Kind zu bekommen. Doch eine Sterilisation ist nicht umzukehren.(Photo: imago images/Westend61)

Eine Sterilisation ist kaum umzukehren

Dabei ist so eine Sterilisation bei Frauen kein läppischer Eingriff, der auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Denn der Eingriff ist einmal durchgeführt, kaum rückgängig zu machen. Kaum meint, dass eine Refertilisation zwar prinzipiell möglich ist, aber sehr kompliziert und wenig erfolgversprechend ist. 

Daher sollte die Entscheidung keinesfalls aus einer Laune heraus getroffen werden und stets mit einer medizinischen und psychologischen Beratung einhergehen. Eines sei aber bereits an dieser Stelle gesagt: Die Entscheidung und auch der Weg dahin sollte ganz bei dir liegen, kein:e Ärzt:in und kein:e Partner:in sollte dich dabei beeinflussen. Information ja, Manipulation nein.

Was passiert beim Eingriff der Sterilisation?

Bei der Sterilisation für die Frau wird ein ca. einstündiger chirurgischer Eingriff vorgenommen, der unter Vollnarkose stattfindet. Auf Höhe des Bauchnabels erfolgt ein Einstich, sodass die Gerätschaften zu den Eileitern eingeführt werden können. 

Die Eileiter werden im nächsten Schritt verödet oder mit einem Clip verschlossen. Die erste Variante ist im Hinblick auf die Empfängnisverhütung zuverlässiger. Der Eingriff ist sehr sicher, wenngleich einem operativen Eingriff immer Risiken wie zum Beispiel einer Narkoseunverträglichkeit beiwohnen.

Nach einer geglückten Sterilisation gelangt die Eizelle nur noch bis zur Unterbrechungsstelle und kommt so nicht mit Spermien in Kontakt. Stattdessen wird die Eizelle von der Schleimhaut aufgenommen und abgebaut. Diese Verhütungsmethode ist vergleichsweise sehr sicher. Von 1000 Frauen werden nur ca. zwei schwanger.

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Der Eingriff geht ordentlich ins Geld, nicht nur einmalig, sondern auch aufgrund der Steuern.(Photo: Yulia Grigoryeva/ istock)

Was kostet dieser Eingriff eigentlich?

Der standardmäßige Eingriff kostet zwischen 600 und 1000 € und wird in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen. Die springt nur in seltenen Fällen ein, wenn der Eingriff beispielsweise gesundheitlich notwendig ist. 

Doch bei diesen einmaligen Kosten bleibt es nicht. Denn Bundesminister Jens Spahn fordert, dass Kinderlose noch mehr Steuern in Form von höheren Sozialbeiträgen abdrücken sollen, also noch mehr als sowieso schon. 

Denn de facto zahlen Kinderlose bereits seit 2005 mehr in die Pflegeversicherung ein als Eltern. Natürlich hagelte es nach diesem Vorschlag große Kritik mit dem O-Ton, der Vorschlag würde Kinderlose diskriminieren.

Sterilisation der Frau: Fragen von Recht & Moral

Soweit die Basics zur Faktenlage. Tauchen wir nun in die Tiefen der Sterilisationsthematik ab. Per se ist eine Sterilisation bei Frauen in Deutschland nicht verboten, egal ob mit 20 oder erst mit 40 Jahren. Doch gibt es immer wieder Berichte von Frauen, die den Eingriff danach bereuen und sogar gegen den Eingriff klagen, weil sie sich zu wenig aufgeklärt fühlten.

Auf Grundlage dieser Berichte verkomplizieren viele Ärtzt:innen den Vorgang und berufen sich darauf, dass eine Sterilisation bei Frauen zwar nicht verboten, aber eben auch nicht festgeschriebenes Recht ist. Zumal der Eingriff der Gesundheit nicht dienlich ist und ganz im Gegenteil, so die Argumentation, in die körperliche Unversehrtheit im Hinblick auf die Fortpflanzung eingreift.

Neben rechtlichen Fragen kommen demnach ethische und moralische Fragen ins Spiel und lassen viele Ärzt:innen den hippokratischen Eid vorschieben, der besagt, dass eben nur lebenserhaltende Maßnahmen vorgenommen werden sollen. 

Viele Frauen berichten jedoch nicht nur von den moralischen Bedenken ihrer Ärzt:innen. So mehren sich auch die Berichte, dass Frauen, die den Wunsch einer Sterilisation äußern, schlicht von ihren Ärzt:innen belächelt werden und ihnen gesagt wird, dass auch ihr Traummann schon noch kommen würde. Ganz so, als würde ihre Entscheidung allein durch den fehlenden Traumprinzen gesteuert werden.

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Frauen entscheiden selbst über ihren Körper.(Photo: imago images / Westend61)

Sterilisation ist das Recht auf Selbstbestimmung

Und genau hier liegt die Problematik um die Sterilisation von Frauen begraben. Denn an solchen Storys merkt man, dass versucht wird, Frauen das Recht auf Selbstbestimmung abzusprechen

Frauen sind seit jeher der Inbegriff von Mutterschaft und neuem Leben. Ja, lange hatte man als Frau überhaupt nur Wert, wenn man Mutter war. Bis heute ist verankert, dass Frauen eine gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen haben und zwar die der Reproduktion. Nach diesem überholten Denken sind Frauen die Gebärmaschinen des Staates. Fehlt noch der Commander und das rote Gewand und schon leben wir in Margaret Atwoods dystopischem Gilead.

Schon klar, auch wir können die Biologie nicht leugnen und wissen, dass es Frauen für die Fortpflanzung braucht. Es geht auch gar nicht darum, das Kinderkriegen abzuschaffen. Es geht vielmehr darum, Frauen ihre eigene Entscheidungs- und Verfügungsgewalt über ihren Körper einzugestehen.

Frauen wissen, was sie tun

Denn das ständige Belächeln, Hinterfragen und Anzweifeln, ob Frauen diese Entscheidung wirklich treffen wollen, zweifelt zugleich an, ob Frau überhaupt eine eigene Meinung haben kann. Surprise: Frauen sind sehr wohl in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen. Und ob diese Entscheidung am Ende die Richtige ist, entscheiden sie ganz allein.

Wer fragt Männer, die sich die Samenleiter bei einer Vasektomie abknipsen lassen, ob sie sich da wirklich sicher sind? Schon klar, dieser Eingriff ist etwas leichter umzukehren. Aber ihnen wird allgemein mehr Entscheidungssinn zugesprochen. Warum?

Zu häufig wird damit argumentiert, dass Frauen ihre Sterilisation bereuen und dann psychologische Probleme durch den Eingriff davontragen. Statistiken sprechen dabei von Zahlen zwischen zwei und 13 %. Vor allem Frauen, die den Eingriff sehr jung vornehmen lassen, würden ihn am Ende bereuen. Diese Statistiken kann man nicht leugnen, doch sagen sie individuell nichts aus. Und andersherum betrachtet bereuen ganze 87 % den Eingriff nicht.  

Schluss mit dem Tabu der Kinderlosigkeit

Sollte dir eine Frau also erzählen, dass sie eine Sterilisation erwägt oder vorgenommen hat, weil sie keine Kinder möchte, dann kannst du sie natürlich nach ihren Beweggründen fragen. Niemals solltest du sie allerdings hinterfragen. Denn wir Frauen haben ein Recht auf Selbstbestimmung, auf eigene Entscheidungen und auf ein Leben ohne Kinder, das im Übrigen auch ein sehr glückliches sein kann.

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