Frauenärzt:innenbesuche sind für viele Menschen mit einer Vulva schon im Vorhinein die ultimative Qual. Zum Glück gibt es bereits Online-Angebote, wo wir uns per Zoom mit unserer Gynäkolog:in zusammentelefonieren.
Frauenarztbesuche online – Das erwartet dich
Aber wie gut sind eingentlich diese Online-Angebote? Was bringt es mir und wie teuer ist das Ganze? Wir haben es einmal selbst ausprobiert. Zunächst wollen wir aber klären, warum wir Online-Frauenarztbesuch überhaupt brauchen. Hierfür gibt es drei Gründe:
1. Frauenärzt:innen haben keine Zeit
Das größte Problem ist, dass sich die wenigsten Frauenärzt:innen genügend Zeit nehmen (können), um sich deine Issues anzuhören. Ein normaler Termin (bei einer Kassenpatient:in) ist für 12 Minuten ausgelegt. 12 Minuten, in denen ein Beratungsgespräch, eine Diagnose und eine Untersuchung erfolgen sollten. Jede Minute, die darüber geht, wird von der Krankenkasse nicht mehr getragen.
2. Frauenärzt:innen sind gruselig
Die Vorstellung, dass ein fremder Mensch in deinen Genitalien herumfuhrwerkt, irgendwelche Abstriche macht, viel zu kalte Gerätschaften in deine Vagina einführt und danach auch noch soetwas sagt wie „Ohje, das sieht aber nicht sonderlich gut aus.“ ist einfach angsteinflößend.
Natürlich ist den meisten Menschen mit Vulven absolut bewusst, dass niemand Angst vor Gynäkolog:innen haben muss. Das hält die Menschen aber natürlich nicht davon ab, es trotzdem zu tun. Dabei hilft es auch nicht, dass viele Sprechstundengehilfen die ängstlichen Patient:innen nicht wirklich ernst nehmen. Ich persönlich habe bereits zwei Frauenärzt:innen gewechselt, weil mir die Sprechstundengehilfen ein schlechtes Gefühl gaben. Der Umgang mit der Vulva und der Vagina ist ein so wichtiger und delikater und doch gibt es noch immer Menschen, die sie nicht so behandeln.
3. Termine sind Raritäten
Einen Termin bei der Frauenärzt:in zu bekommen ist zumindest in Großstädten beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Teilweise wartet man Monate darauf, dass man endlich untersucht werden kann.
Online-Frauenarzttemine: Ist das die Alternative?
Leider ist unser Gesundheitssystem gerade bei Kassenpatient:innen nicht darauf ausgelegt, dass wir eine umfassende Beratung inklusive Behandlung unserer Gynäkolog:in bekommen können. Die Zeit ist einfach zu knapp, um sich zuvor kennenlernen zu können. Eine echte Alternative sind Online-Frauenarztbesuche. Diese können zwar die eigentliche Behandlung nicht ersetzen, aber sind für eine intensive Beratung genau das Richtige. Ich habe für wmn bereits eine dieser Beratungen mitgemacht und erzähle von der Erfahrung.
Ich habe einen Online-Frauenarzttermin bei myuterus.de zur Verhütungsberatung wahrgenommen. Hier kostet ein Termin für eine halbe Stunde mit einer echten Expert:in für Frauengesundheit 55 €. Meine Beraterin war Marion Bredl, Heilpraktikerin aus Süddeutschland.
Die Vorteile eines Online-Frauenarzttermins
Individuell & ganzheitlich: Wer sich einen Online-Frauenarzttermin vereinbart, der „gönnt“ nicht nur seinem Körper etwas, sondern auch der Seele. Die Heilpraktikerin Marion Bredl erzählt mir in unserem Gespräch, dass diese Termine einem ganzheitlichen Ansatz folgen und nicht einfach das Standardprozedere anwenden, wie es leider in vielen Praxen (aus Zeitmangel) gemacht wird.
Unabhängig: Gerade für eine Verhütungsberatung kann die Besprechung mit einer Heilpraktiker:in sinnvoll sein. Sie verspricht professionelle Beratung und absolute Objektivität. Im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Frauenärzt:in will und kann dir deine Online-Beratung nämlich nichts verkaufen.
Keine Angst: Harmloser als über einen Bildschirm kann man sich bei einem Beratungstermin gar nicht begegnen. Einfach nur dazusitzen und über Verhütungsmethoden zu sprechen kann Angstpatient:innen viel von ihrer Scham nehmen.
Termine frei: Da die Heilpraktiker:innen aus ganz Deutschland stammen, hast du eine viel höhere Chance darauf, zeitnah einen freien Termin zu ergattern.
Die Nachteile eines Online-Frauenarzttermins
Keine Behandlung: Die Nachteile liegen auf der Hand. Eine Online-Beratung ist keine 1:1-Behandlung. Das ist auch Marion Bredl in unserem Gespräch sehr wichtig. Ein Online-Frauenarzttermin ist immer nur begleitend zu einem realen Frauenarzttermin möglich. Dort können offene Fragen geklärt werden und die Heilpraktiker:innen geben Tipps zum richtigen Umgang mit ihren Kolleg:innen.
Keine echten Ärzt:innen: Heilpraktiker:innen sind keine ausgebildeten Ärzt:innen. Das muss jedem Menschen klar sein, der ein solches Angebot wahrnimmt. Eine Ausbildung zur Heilpraktiker:in dauert gut 12 – 24 Monate und ist somit weit weniger aufwendig als ein Studium der Medizin. Mit tiefgehenden Fragen zu Krankheiten solltest du dich also besser an Ärzt:innen wenden.
Teuer: Im Gegensatz zu einer kurzen Beratung vor Ort bei einer Gynäkolog:in muss man den Online-Frauenarzttermin aus eigener Tasche bezahlen. Eine halbe Stunde für 55 €, wie es bei myuterus.de Fall ist, ist kein Pappenstiel. Allerdings sollten wir uns auch darüber bewusst sein, was uns dieser Termin an Klarheit über die eigene Verhütung und damit die Gesundheit bringen kann.