Das Coming-out ist kann je nach Erziehung, Heimat und Toleranz von Familie und Freuden sehr schwierig sein. Auch wenn die Bedingungen gut sind, kann es sehr schwierig sein, sich zu outen. Wir haben auf Reddit drei Geschichten gefunden, die dir verschiedene Facetten zeigen. Zudem findest du hier Tipps, wie du dich auf dein Coming-out vorbereiten kannst und was du tun kannst, wenn dich jemand nicht so akzeptiert, wie du bist.
Coming-out: Das erwartet dich in diesem Artikel
Outing: Was ist das und warum ist es so schwer?
Als Coming-out bezeichnet man das Teilen bzw. öffentlich machen von etwas. In den meisten Fällen geht es um die Sexualität einer Person oder Geschlechtsidentität die sich abseits der Norm befindet.
Wenn man selbst nur über seine (nicht der Norm entsprechende) Sexualität Bescheid weiß und man es niemand anderen gesagt hat, ist man „in the Closet“. Wenn man mit seinen Freund:innen und der Familie darüber gesprochen hat, ist man „geoutet“.
Einige queere Menschen können sich aufgrund ihrer Herkunft oder den politischen Ansichten ihres Umkreises nicht outen. Wenn sie es tun, wird es in den meisten Fällen vom Umkreis schlecht aufgenommen. Selbst in unserem Nachbarland Polen sind die Rechte der LGBTQIA*-Szene eingeschränkt. In 69 Ländern muss man sogar mit der Todesstrafe rechnen, wenn man der LGBTQ-Szene angehört. Gerade deswegen ist das Outing einer der schwersten Gespräche für queere Menschen. Einige trauen sich sogar bis zum Ende ihres Lebens nicht, sich zu outen.
Das „äußere“ und „innere“ Coming-out: Da liegt der Unterschied
Bevor du dich gegenüber anderen outen kannst, muss vorher in dir selbst ein Prozess stattfinden. Das nennt man auch das „innere“ Coming-out. Dabei muss einem erst einmal klar werden, welche Geschlechtsidentität, Sexualität oder romantische Anziehung man hat. Diesen Prozess kann man auch mehrmals durchlaufen, da sich die Geschlechtsidentität, Sexualität oder romantische Anziehung im Laufe der Zeit auch ändern kann. Wie leicht oder schwer dieser Prozess ist, hängt ebenfalls von der Sozialisierung des jeweiligen Menschen ab.
Unter dem „äußeren“ Coming-out versteht man den vorher beschriebenen Prozess. Dabei outet man sich vor der Familie und Freunden. Zumindest versteckt man seine Geschlechtsidentität, seine romantische Anziehung oder die Sexualität dabei nicht mehr. Auch diesen Prozess kann man mehrmals durchmachen, wenn sich etwas ändert.
Meine Erfahrungen mit dem Coming-out
Auch für mich war es nicht einfach, mich vor meiner Familie zu outen. Ich habe mit 19 herausgefunden, dass ich lesbisch bin. Bis heute hab ich das Outing vor dem einen Teil der Familie nicht durchgezogen, da diese dem orthodoxen Glauben angehören. Stattdessen habe ich den Kontakt abgebrochen, da ich wusste, dass sie mich aufgrund meiner Sexualität nicht akzeptieren werden.
Der andere Teil meiner Familie weiß zwar, dass ich lesbisch bin, jedoch wurde dies auch nicht ganz akzeptiert. Beziehungsweise hat das sehr lange gedauert und auch heute noch muss ich gegen viele Vorurteile und Probleme aufgrund meiner Sexualität ankämpfen.
Coming-out Geschichten: „Ungefähr drei Wochen später nahm er mich mit zu einer Prostituierten, die mich hetero machen sollte.“
Hier findest du drei Geschichten aus einem Reddit-Feed:
„Mein Vater hat mich mit 16 mit einem anderen erwischt. Ungefähr drei Wochen später nahm er mich mit zu einer Prostituierten, die mich hetero machen sollte. Sie war sehr nett, wir haben uns betrunken und Rommee gespielt“
„Ich war 17 und befand mich in meinem letzten Schuljahr. Meine kleine Schwester war im ersten Jahr und wir waren auf derselben Schule, also hat sie einiges über mich gehört. Sie wurde einmal von unserer Mutter angeschrien, weil sie in der Schule geklaut, gespickt und getrunken hat. Sie dachte, es wäre eine gute Idee zurückzuschreien, dass sie ja wenigstens nicht so eine Schwuchtel wie ich bin. Leider hatte sie damit recht. Also hatte ich kein richtiges Coming-out, weil sie mich geoutet hat.(Sie dachte bis ich ausgezogen bin, dass ich schwul war, da nach ihr alle bisexuellen Menschen einfach nur Huren sind.)“
„Als ich 13 war, hab ich meiner Mutter und meinem Stiefvater gesagt, dass ich wahrscheinlich bisexuell bin. […] Ihre Reaktion war zusammengefasst: ‚Das ist toll Schätzchen! Kannst du mir das Salz geben? ‚ Als ich es meinem Vater gesagt habe, hat er gefragt, ob das bedeutet, dass ich ihm meine Freundin vorstellen möchte. Ich habe protestiert und ihm erklärt, dass ich niemanden date. Er war sehr verwirrt.“
Tipps für das Outing: So kannst du dich vorbereiten
Da das Outing bei jedem unterschiedlich verläuft und jeder eine andere Position hat, gibt es keine Liste, die man abarbeiten kann, bevor man sich outet. Es gibt aber vier Punkte, die man im Auge behalten sollte.
- Am wichtigsten ist: Wenn dein Umfeld sehr homophob ist und du kein Support-System hast, auf das du dich verlassen kannst, falls sie dich herausschmeißen, solltest du dich zu dem Zeitpunkt nicht outen. Gerade in streng religiösen Umfeldern kann sowas sehr gefährlich enden. Oute dich in dem Fall nur, wenn du wirklich sicher bist.
- Gehe nicht davon aus, dass du dich nur einmal outen musst. Du wirst das noch dein ganzes Leben verschiedenen Personen sagen, gerade wenn du neue Menschen kennenlernst. Zumindest wird jedes Coming-out einfacher.
- Es kann immer sein, dass deine Familie und deine Freunde nicht so reagieren, wie du es dir vorgestellt hast. Gerade dort ist es gut ihnen zu vermitteln, dass du immer noch die gleiche Person bist, die sie kennen. Gib ihnen genug Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.
- Fühle dich nicht gezwungen, dich zu outen. Es ist deine freie Entscheidung, wann, wie und ob du dich outen möchtest. Schließlich müssen heterosexuelle Menschen sich auch nicht outen.