Deine sexuelle Orientierung weicht vom Standard der heterosexuellen Gesellschaft ab oder du hast eine neue Geschlechtsidentität und möchtest dich als trans oder nicht-binär outen? Jetzt fragst du dich wahrscheinlich: Ist ein Coming-out wirklich nötig? Wir geben dir Anregung, um diese Frage zu beantworten.
Coming-out: Öffne dich – aber achte auf den Kontext
Generell möchten wir zu einem Coming-out ermutigen: Es gibt nichts Schöneres, als frei und offen deine Sexualität auszuleben. Sich zu „verstecken“ kann eine schwere Last für deine Psyche bedeuten. Es gibt jedoch Umstände, in denen du von einem Coming-out lieber absehen solltest. Nicht in allen Kontexten ist ein Coming-out auch sicher genug für dich – mental sowie physisch.
Fälle, in denen du vom Coming-out absehen kannst
wmn hat einige Kontexte für dich herausgesucht, in denen du deine sexuelle Orientierung oder geschlechtsspezifische Identität für dich behalten kannst oder sogar solltest. Dies gilt als reine Orientierung; selbstverständlich kennst du dich und dein Umfeld am besten, um die Reaktionen gut einzuschätzen.
1. Du bist dir noch nicht sicher
Manchmal befindest du dich in einer Findungsphase – diese kann sehr lange dauern. Wenn du dich noch nicht festlegen möchtest, um etwa vor Freund:innen und Familie oder sogar dem Arbeitgeber als queer dazustehen, ohne dir sicher zu sein, hast du nicht die Notwendigkeit, ein verfrühtes Coming-out durchzuführen.
2. Du fühlst dich unter Druck gesetzt
Hast du dich bereits vor einigen Personen als queer geoutet und fühlst dich nun unter Druck gesetzt, es weiteren mitzuteilen, ist dies ebenfalls eine unschöne Motivation. Du schuldest niemandem eine Erklärung – vor allem nicht für deine sexuellen Vorlieben. Diese gehören nur dir.
3. Du bist in Gefahr
Ein wichtiger und heutzutage leider immer noch zutreffender Grund ist die Unsicherheit, in der sich queere Personen oft wiederfinden. Es ist völlig legitim, ein Coming-out erst dann anzugehen, wenn du dich in Sicherheit fühlst. Hast du bereits homophobe Kommentare oder sogar Taten von bestimmten Personen erfahren, musst du deine körperliche und mentale Unversehrtheit vor ihnen nicht aufs Spiel setzen.
Falls du nicht weißt, wie du ein Coming-out angehen sollst, findest du hier Hilfe: Coming-out: So gelingt es vor Familie und Freunden.
4. Du hast das Gefühl, es ist nicht relevant
Befindest du dich im Gegenteil eher in einem Umfeld, welches deine queere Identität als problemlos erachtet, hast du auch die Wahl, dies einfach für dich zu behalten. Du kannst immer prüfen, für wen diese Information relevant sein könnte und davon abhängig entscheiden, ob du überhaupt ein Coming-out vor bestimmten Personen nötig hast.
5. Du hast keine Lust, ein Gespräch zu führen
Ein Coming-out muss heutzutage kein klassisches Gespräch mehr sein: Du hast keine Lust, dich mit Familie und Freund:innen zusammenzusetzen und einen „big Deal“ daraus zu machen? Dann hast du dank der sozialen Medien auch die Möglichkeit, online deine sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität preiszugeben. Die neuen Pronomen im Profil hinzufügen, eine LGBTQ+-Flagge in deinem Profil posten, Fotos, Sprüche und Videos zum Thema teilen – es gibt mehrere Möglichkeiten, über seine Queerness zu sprechen, ohne sie direkt anzusprechen.
Es gibt im Leben meist nicht nur ein Coming-out
Das Problem am Wort Coming-out ist, dass es den Eindruck erweckt, es wäre eine einmalige Sache – dass du etwa einmal „heraustrittst“, und damit wäre es dann getan. Dem ist jedoch nicht so. Im Leben gibt es meist mehrere Coming-outs, und zwar zu verschiedenen Zeitpunkten, an verschiedenen Orten und mit verschiedenen Menschen.