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#Momsense: Babykurse sind der Vorhof zur Hölle

Viele Mütter suchen in der Elternzeit nach Babykursen, um mal rauszukommen und Kontakt mit anderen zu haben. Doch ihre Erwartungen werden oft mehr als enttäuscht. In unserer neuen Kolumne #momsense warnt unsere Autorin eindringlich an der Teilnahme von Pekip, Babyschwimmen & Co.

Sieht vielleicht auf den ersten Blick niedlich aus, aber ein Babykurs ist nichts für schwache Nerven. Foto: IMAGO / Addictive Stock

Eigentlich hätte ich es in der Schwangerschaft schon ahnen müssen. Wer schon beim Geburtsvorbereitungskurs mit zehn anderen Paaren zusammen in einem engen Raum sitzt und sich bauchstreichelnd nonstop über Baby-Kram unterhält, der wird sich mit Sicherheit auch dann, wenn das Kind erst mal da ist, über nichts anderes austauschen wollen. An dieser Stelle folgt ein Disclaimer: Wenn du auch nur im Ansatz erwartest, dass Babykurse dir Kontakt, Zerstreuung und neue Impulse liefern, dann irrst du dich. Das Gegenteil ist der Fall. Du bleibst noch länger in deiner Baby-Blase gefangen.

Babykurse können für Abwechslung sorgen. Die Betonung liegt auf KÖNNEN

Versteh mich nicht falsch. Am Anfang ist die Baby-Blase großartig. Das Leben draußen spielt keine Rolle. Du hast es dir drinnen so richtig gemütlich gemacht. Kochen, Waschen und Aufräumen sind erst mal egal. Hauptsache, es wird gekuschelt und am besten nonstop das unfassbare süße Wesen bestaunt.

Mittlerweile mein Albtraum: Ein Babykurs mit anderen Müttern, die sich nur über ihr Kind unterhalten möchten. Foto: Imago/Panthermedia

Doch irgendwann kehrt das normale Leben zurück. Der Haushalt muss eben doch irgendwann gemacht werden und du suchst neben Windeln wechseln, stillen oder Fläschchen zubereiten, an – und ausziehen etwas Abwechslung von deinem oft recht eintönigen und einsamen Alltag. Wenn du nicht gerade eine Freundin oder einen Freund hast, der auch ein Kind bekommen hat, kann der Tag ganz schön lang(weilig) werden.

Also suchst du dir wie viele andere Mamas Babykurse raus. Das Angebot ist riesig und die Beschreibungen klingen vielversprechend. Von Massagen, Krabbelgruppen, Schwimmkursen bis hin zum Mama-Kind-Yoga ist alles dabei.

Aber falls du dich tatsächlich auf einen solchen Babykurs einlässt, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt! Denn solche Angebote sind für mich der Vorhof zur Hölle. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit meiner Meinung allein dastehe.

Babyschwimmen oder auch warum tue ich mir das an?

Von Anfang an hat mein Partner sich für einen Babyschwimmkurs begeistert und ich hielt ihn natürlich nicht auf, den Kleinen einmal die Woche mit zum Planschen zu nehmen. Immerhin hatte ich eine Stunde Zeit für mich. (Eine Stunde!!! Eltern wissen, was das für eine harte Währung ist). Doch an einem Montag konnte er leider nicht und ich musste stattdessen mit unserem Baby hin. Hätte ich es doch bloß sein gelassen. Es war eine Tortur.

So entspannt wie hier geht es beim Babyschwimmen selten zu. Foto: Imago/agefotostock

Der Babykurs fand im Winter statt. Dementsprechend musste ich das Kind anziehen für knackige 3 Grad, um es vor Ort bei tropischen 30 Grad wieder auszupellen. Und das geht natürlich nicht in Ruhe. Man hat nur ein kleines Zeitfenster, bevor die vorherige Schwimmgruppe mit ihren Babys in die Umkleide einfällt. Und wenn man denn endlich sich und das Kind umgezogen hat, „darf“ man schwitzend in einem Vorraum warten und sich mit anderen Eltern austauschen. Warum das immer zu einer Competition wird, weiß ich nicht. Ich musste mir aber jedenfalls eine spitzte Bemerkung anhören, warum ich bei meinem sechs Monate jungen Kind noch nicht komplett Fläschchen mit Breimalzeiten ersetzt habe. Wie kann ich nur?!

Aber das ist nicht das Schlimmste. Am absolut unwürdigsten finde ich, dass zwölf erwachsene Menschen mit ihren Babys im Wasser eine Art Choreografie aufführen und dabei bekloppte Lieder singen müssen. Und das Bizarre: Die anderen Mütter und Väter fanden es nicht mal befremdlich Zeilen wie „Wir sind beim Babyschwimmen und haben ganz viel Spaß“ mitzuträllern. Ich bin der Meinung, dass mein Baby ohne andere Kinder und mit weiniger Krach (eins weint nämlich immer) in unser heimischen Badewanne mehr Spaß hat als in einem 120 Euro teuren Babykurs wie diesem.

Mama-Kind-Yoga oder auch nix mit Ohhhhmmmm

Nenn mich naiv, aber ich habe wirklich geglaubt, dass wir beim Babykurs namens Mama-Kind-Yoga mehr Erfolgserlebnisse haben werden als beim Babyschwimmen. Die Beschreibung las sich vielversprechend. Nach der Schwangerschaft und der Geburt sei Yoga eines der besten Dinge, die ich als Mama für mich tun könne. Immerhin würden dabei der Beckenboden und die unteren Bauchmuskeln gestärkt. Und die Babys übernehmen auch einen Part bei den Übungen.

Du ahnst es schon: Auch Mutter-Kind-Yoga sieht in der Realität selten so aus wie auf diesem Foto. Foto: Imago/agefotostock

Allerdings hatte mein Kind wohl einen anderen Fokus als den der Kursleiterin. Denn im Gegensatz zu dem Baby meiner Freundin, das nur freudig glucksend neben ihr lag und für ein paar Übungen kooperativ auf dem Bein meiner Freundin saß oder in die Luft gehoben wurde, schien meinem Kleinen das alles zu blöd zu sein. Er machte sich von mir los und krabbelte quer durch den Raum, sodass ich ihn immer wieder „einsammeln“ musste. Von Entspannung war hier überhaupt keine Spur. Also nix mit Ohhhhmmmm!

Babykurse sind nicht für alle was und das ist okay

Und auch beim von mir so erhofften Knüpfen von Kontakten und Finden von neuen Impulsen hatte ich keinen Erfolg. Die Mütter, die ich getroffen habe, hatten nur ein und dasselbe Thema: ihr Kind. Das wäre ja sogar noch verständlich gewesen. Immerhin hatte ich ja auch keine spannendenden Anekdoten zu berichten.

Aber der große Unterschied zwischen ihnen und mir war: Es schien sie nicht zu stören. Sie waren fein damit, sich nur über ihre Babys und deren Fortschritte zu unterhalten. Das ist bis heute schwer für mich zu verstehen. Es gibt doch noch etwas anderes als „nur“ das Kind. Obwohl ich Mutter geworden bin, ändert das doch nichts daran, dass ich eine eigenständige Person bin. Jemand, der sich gern mal über irgendetwas anderes als Windeln, Körperausscheidungen und Spielplätze unterhalten möchte.

Du musst nicht in einen Babykurs gehen, um Spaß mit deinem Kind zu haben. Und wenn du erwachsene Gespräche führen willst, ist das auch nicht der richtige Ort. Foto: Unsplash/Daniil Silantev

Wer babyfreien Input will, muss in die babyfreie Zone gehen

Doch vielleicht muss ich einfach akzeptieren, dass es Mütter gibt, die genau das wollen und auch mögen. Und für die sind solche Babykurse ideal. Alle anderen sollten sich bewusst sein, dass ihnen mit Babyschwimmen, Babymassagen oder Mama-Kind-Yoga wahrscheinlich nicht mehr die Decke auf den Kopf fällt, sie aber auch keine Wunder erwarten sollten. Wer Input aus der babyfreien Zone will, muss (leider) auch in eine babyfreie Zone gehen.

#Momsense: Babykurse sind der Vorhof zur Hölle

Viele Mütter suchen in der Elternzeit nach Babykursen, um mal rauszukommen und Kontakt mit anderen zu haben. Doch ihre Erwartungen werden oft mehr als enttäuscht. In unserer neuen Kolumne #momsense warnt unsere Autorin eindringlich an der Teilnahme von Pekip, Babyschwimmen & Co.

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