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Therapie endlich zugänglicher machen: Ist Paartherapie online die Lösung?

Eine App will den Zugang zu Beziehungscoaching demokratisieren und darüber aufklären, welche Wege es gibt, an Beziehungen zu arbeiten und ihre Qualität zu verbessern. Wir haben mit der Gründerin von „Dearest“ Katharina Wäschenbach gesprochen.

paartherapie online
Löst Paartherapie online das Problem der Zugänglichkeit professioneller Hilfe? Foto: Pexels Ketut Subiyanto

Mentale Gesundheit ist ein viel besprochenes Thema: Wie erlangt man sie? Wie erhält man sie? Wie verändert sie unser Leben und unsere Beziehungen? Viele Menschen gehen zur Gesprächs- oder Verhaltenstherapie, um scheinbar belanglose Kindheitsgeschichten aufzuarbeiten oder um herauszufinden, wer man eigentlich ist und was man vom Leben will. Paare gehen zur Paartherapie, statt sich im Rosenkrieg zu trennen. Es sieht nach einer positiven Entwicklung für die Akzeptanz der Therapie aus. Das Problem: Es herrscht akuter Mangel an Therapieplätzen mit kassenärztlicher Zulassung in Deutschland.

Wir haben mit Katharina Wäschenbach, Paartherapeutin und CEO der App Dearest gesprochen. Dearest bietet Coaching, Therapie und Paartherapie online an. Das Ziel dahinter: Jedem Menschen, der einen Therapiewunsch hat, diesen auf langfristiger Basis zu ermöglichen.

Paartherapie online, Katharina Wäschenbach
Katharina Wäschenbach ist Therapeutin & Gründerin der App Dearest. Foto: Dearest

Das Problem klassischer Therapieformen liegt in ihrer schweren Zugänglichkeit

„Das größte Problem mit klassischen Therapieformen ist, dass sie unheimlich schwer zugänglich sind. Die freien Therapieplätze, die es gibt, decken noch lange nicht den Bedarf in der Gesellschaft, das gilt auch für die Paartherapie. Und wenn man dann nach einer langen Suche doch einen Therapeuten oder eine Therapeutin findet, kann Paartherapie sehr kostspielig sein, denn die Krankenkasse übernimmt nur in den wenigsten Fällen die Kosten“, erklärt Katharina Wäschenbach.

Um den Zugang zu therapeutischer Unterstützung zu öffnen, entwickelte Katharina Wäschenbach ein Konzept der digitalen Therapie: in Form der App Dearest. Denn für manche Menschen ist die digitale Form der Therapie sogar die einzige Möglichkeit, professionelle Hilfe zu bekommen, weil sie zum Beispiel auf dem Land leben, wo es nur sehr wenige oder sogar gar keine Praxen gibt.“ Aber auch in Städten wie Berlin wartet man gerne viele Monate auf einen Therapieplatz. Therapie und Paartherapie online sollen dieses Problem lösen.

Die Schwächen der klassischen Paartherapie

Mit den Problemen der klassischen Paartherapie wurde Katharina Wäschenbach selbst konfrontiert, als sie 20 Jahre alt war. Damals war sie mit ihrem damaligen Partner in Therapie und hatte oft das Gefühl, keinen Raum für eigene Konflikte und Probleme zu haben. In der Therapie gab es sie nur als Paar, nicht als Individuum. Dabei weiß sie heute, wie wichtig es für gesunde Beziehungen ist, dass beide Partner zuerst an sich selbst arbeiten, bevor die Probleme innerhalb der Beziehung in der Therapie thematisiert werden.

Diesen Ansatz verfolgt das Konzept der Paartherapie online. Dearest begleitet seine Nutzer:innen mit immer verfügbaren Lerninhalten, sodass sie zwischen den Coaching-Sitzungen an den besprochenen Themen weiterarbeiten und sie besser reflektieren können. Außerdem können bei akutem Bedarf Coaching Sessions individuell gebucht und eingeplant werden.

Die klassische Paartherapie ist oft teuer & mit langen Wartezeiten verbunden. Foto: Pexels/ Antoni Shkraba

Bei welchen Probleme unterstützt dich eine Paartherapie online?

Die meisten Paare, die die Paartherapie online nutzen, arbeiten an Kommunikationsproblemen, Konflikten oder ihrer Sexualität. Bei Singles sind es Herausforderungen rund um eine Trennung, die es noch zu verarbeiten gilt oder Ängste davor, eine Beziehung einzugehen oder Fragen rund um die Wahl eines Partner oder einer Partnerin, so Wäschenbach. „Viele Singles leiden sehr unter den Auswirkungen der Pandemie und damit einhergehend unter Einsamkeit.“

Auch Paaren macht die Situation in der Pandemie zu schaffen: „Sie verbringen jetzt deutlich mehr Zeit miteinander, weil zum Beispiel beide im Home Office arbeiten und weil Freizeitaktivitäten, die sie in der Vergangenheit allein für sich unternommen haben, aktuell wegfallen. Diese gemeinsame Zeit kann schön sein, führt aber auch oft zu Auseinandersetzungen. Insbesondere bei Eltern, die sich mit den Corona-bedingten Herausforderungen rund um Kinderbetreuung und Homeschooling konfrontiert sehen, kann es als Paar zu Konflikten kommen. „

Kann eine Paartherapie online Sitzungen in Präsenz ersetzen?

Katharina Wäschenbach ist überzeugt, dass eine Paartherapie online sogar noch wirksamer sein kann als eine Face to Face-Sitzung. Denn der Erfolg einer Therapie hängt maßgeblich vom Vertrauensverhältnis zwischen Klient:in und Therapeut:in ab. In der analogen Welt bedeutet ein Therapeut:innenwechsel aber oft erneut mehrere Monate Wartezeit. In der digitalen Therapie wird schon vor Beginn des Coachings über kostenlose Erstgespräche das perfekte „Match“ gefunden.

Paartherapie online, gemütlich von zuhause aus. Ist das die Zukunft? Foto: Pexels/ Klaus Nielsen

Wieso jedes Paar eine Therapie braucht

Wie viele Therapeut:innen ist auch Katharina Wäschenbach sicher, dass jedes Paar präventiv ein Coaching in Betracht ziehen sollte: „Früher oder später kommen in jeder Beziehung die ersten kleinen Probleme und Herausforderungen. Wenn man dann schon beginnt, sich damit auseinanderzusetzen und aufeinander einzugehen, dann bildet das eine starke Basis für eine gesunde Beziehung, an der beide wachsen können.“

Komplexe Konflikte und tiefgreifende Probleme entstünden so oft gar nicht erst. Wenn der Gang zur Paartherapie den letzten Versuch darstellt, die Beziehung zu retten, sind die Probleme meist schon so verhärtet und komplex, dass es viel Arbeit und Zeit braucht, um sie zu lösen, so Wäschenbach. Die Menschen suchen sich zu spät Hilfe, weil ihnen das Thema Therapie immer noch unangenehm ist. Die Paartherapie online bereitet eine Möglichkeit, die Hemmschwelle zu senken und den Zugang zu professioneller Unterstützung zu erleichtern.

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