Woche zwei des häuslichen Rückzugs, Woche zwei des Home Office mit dem Partner, Woche zwei des Versuchs, die Beziehung darunter nicht leiden zu lassen. Und das ist gar nicht so leicht: Denn ich lebe mit meinem Partner zusammen auf 30 Quadratmetern. In diesem Moment entfacht ein Disput via Blickkontakt, weil er einen Videocall hat und ich keine Konzentration finde, diese Zeilen zu schreiben.
Dennoch haben wir beide das tiefe Vertrauen darin, dass wir das durchstehen. Immerhin ergreifen wir dafür auch einige Maßnahmen. Welche sich bereits bewährt haben und welche dringend überdacht werden sollten, erfährst du hier.
Make it work
Normalerweise führen wir eine Wochenendbeziehung: Er reist durch die Republik, während ich die Wohnung hüte sowie mich als Hobby Film- und Weinkennerin mausere. Doch dann kam der Coronavirus nach Europa geschwappt und stellt uns seither auf die Probe. Zusammen leben und lieben? Gar kein Problem. Zusammen arbeiten? Wir beide pflegen stolz die Aussage Don‘t shit where you eat. Jetzt muss es funktionieren.
Tat 1: Schafft euch feste Arbeitsplätze
Update: Er hat einsichtig den Raum verlassen. Ich bin dankbar. Natürlich werde ich ihm das auch gleich mitteilen. Denn ohne dies als extra Punkt aufzuführen, Kommunikation ist in diesen Zeiten alles. Mehr dazu, wie die Liebe der Quarantäne standhält, erfahrt ihr hier.
Womit wir zum ersten Punkt kommen: Wer kann, sollte in getrennten Räumen arbeiten. Diese gehören für die Arbeitszeit nur der darin arbeitenden Person. Es wird angeklopft. Die Küche ist am besten keiner dieser Räume. Sie gibt ohnehin den besseren Pausenraum ab.
Wer nur einen Raum zur Verfügung hat, so wie es bei uns der Fall ist, sollte zumindest jedem seine eigene Ecke zustehen. Am besten, man hat den Partner im Rücken, ohne ihn zu sehen. Klappt ganz wunderbar, sorgt dank der Noise Cancelling Kopfhörer aber auch mal dafür, dass man ordentlich erschreckt wird, wenn der andere etwas möchte. Sieh es als Thrill im tristen Alltag des Home Office.
Tat 2: Sprecht wichtige Termine ab
Wir alle kennen die lustigen Videos von missglückten Calls, die durch kreischende Kinder oder reinplappernde Leute gecrasht wurden. Damir euch das nicht passiert, solltet ihr am Morgen eure Termine kurz durchsprechen. Da sich niemand den kompletten Terminplan des Partners merken wird, bei aller Liebe, kann es helfen, die Kalender online zu teilen oder aber wichtige Termine mit Hilfe von Posts im Blick zu behalten.
Sneaky Tipp: Solltet ihr eine überschneidende Lücke im Kalender finden, dann setzt einen Blocker für etwas Zweisamkeit. Denn noch immer gilt die Challenge #stayhomeandfuck.
Tat 3: Nervt euch nicht
Home Office mag für viele zunächst total aufregend wirken: Immerhin kann man kochen, in den Pausen netflixen, Sport machen oder meditieren. Erst jetzt werden die meisten verstehen, dass Home Office alles andere als sparkling ist. Denn, oh Wunder, auch hier muss man ordentlich was wegarbeiten.
Dass nun auch noch der Partner da ist, macht das Unterfangen nicht leichter. Die oberste Prämisse: Die Arbeit des anderen respektieren. Das bedeutet auch zu respektieren, dass der andere mehr kleine Pausen in seinen Arbeitsalltag einbaut. Zugegeben, so richtig verstehe ich den Arbeitsrhythmus meines Partners noch immer nicht. Ich arbeite dran.
Respekt gegenüber der Arbeit des anderen bedeutet auch, etwas damit zu warten, dem anderen die lustige Insta-Story unbedingt zu zeigen.
Tat 4: Versteht euch als Co-Worker
In der Pause seid ihr fortan eure liebsten Co-Worker. Eine andere Wahl bleibt euch ohnehin nicht. Damit werden viele, wie auch wir, ihre Beziehung auf eine ganz neue Ebene hieven. Könnte sich aber lohnen, denn wer nicht nur Liebe, sondern auch Freundschaft hinbekommt, stärkt die Beziehung ungemein.
Und was machen Kollegen sonst so? Richtig: Sie lunchen zusammen und drehen ne‘ Runde. Kocht zusammen oder wechselt euch damit ab. Am Abend könnt ihr gemeinsam mit einem Feierabend-Bier anstoßen oder noch eine Runde durch den Park spazieren, auf Distanz zu den anderen Menschen versteht sich.
Tat 5: Feierabend allein gestalten
Arbeit und Privatleben sind im Home Office nur schwer voneinander zu trennen. Umso wichtiger ist es, am Ende des Tages den Laptop zuzuschlagen, zuzulassen, das Diensthandy wegzuräumen und in eine Feierabendstimmung einzutauchen. Wie das gelingt? Ich trage momentan tatsächlich eine Jeans zum Arbeiten. Die wird nachher schnurstracks in die Sportleggins umgewandelt und dann geht’s raus – und zwar allein.
Letzte Woche haben wir den Versuch unternommen, gemeinsam Yoga zu praktizieren. Das mag für viele Paare perfekt hinhauen, doch nur dann, wenn beide Partner dem Hobby gleich viel Wert beimessen. Manche Hobbys sollte man besser für sich allein behalten, vor allem wenn man nicht ständig hören möchte, dass das alles viel zu spirituell ist.
Tat 6: Feierabend genießen & zwar gemeinsam
Quarantäne oder häuslicher Rückzug heizen die Stimmung ordentlich an: negativ wie auch positiv. Denn erstens wird deutlich mehr gestritten und zweitens wird deutlich mehr kopuliert. Vielleicht löst der zweite Umstand allerdings bei manchen auch das erste Problem?
Was uns hilft? Den Ärger und die Gereiztheit runterschlucken, klar formulieren was man möchte und im Zweifel die Flucht ergreifen. Nach einem kleinen Alleingang in Coronaland sieht die Welt schon ganz anders aus. Dann kommt man nämlich zur Tür rein und schätzt sich einfach nur dankbar, dass man die Zeit gemeinsam verbringen kann. Ein Glas Wein tut das Übrige.
Zukunft ungewiss, aber positiv optimistisch
Wie lange wir noch gemeinsam auf den 30 Quadratmetern arbeiten müssen? Das weiß noch niemand. Wir sind jetzt einfach mal optimistisch und sehen die Situation als Chance, an uns zu wachsen. Zu schwer ist es ja nun auch nicht, gemeinsam klarzukommen, oder?
Für den Fall der Fälle liest du hier, wie man richtig streitet oder aber den Hastag #StayHomeAndFuck richtig auslebst.