Am Ende meiner vier Tage in Kopenhagen war es Zeit weiterzuziehen. So ging es mit dem Zug nach Lund. Dieser Fährt innerhalb einer Stunde über die Brücke zwischen Dänemark und Schweden und legt einen Stopp in Malmö ein. Eine super einfache Route also.
Schweden: Fika all the time
Nach meiner Ankunft am Lund Hauptbahnhof holte mich eine alte Freundin meiner Mutter ab. Gesehen habe ich Andi zuletzt, als ich drei Jahre alt war, dementsprechend war meine Erinnerung an sie vage bis gar nicht vorhanden. Doch erkannt haben wir uns sofort, als sie mit ihrer Tasse Kaffee auf mich zugestürmt kam und mich umarmte wusste ich: Hier bin ich gut aufgehoben. Meine Zeit in Schweden würde ich bei ihr verbringen. Als wir in ihrer Wohnung ankamen, wurde auch mir direkt ein Kaffee in die Hand gedrückt und mein Schlafsofa hergerichtet. Die herzliche Ankunft war für Andi selbstverständlich, schließlich: „Gehörst du doch zur Familie.“
Meine Zeit in Schweden lässt sich gut mit einem Wort zusammenfassen: Fika. Die Zeit vergeht in Schweden gefühlt viel langsamer, die Menschen nehmen sich Zeit für Pausen, Hektik ist kaum spürbar. Das Motto jeden Tages lautet: Bloß keine Eile. So wurde ich am ersten Tag von Andi mit frisch aufgesetztem Kaffee und einer traditionellen Kanelbulle (Zimtschnecke) geweckt. Einen entspannteren Start in den Tag gibt es nicht.
Late Night Talks in der Küche
Und so kam es dazu, dass wir uns nach jedem ereignisreichen Tag abends gemeinsam mit selbstgebackenem Walnuss-Brot, selbstgemachtem Auberginen-Aufstrich, einem Glas Wein oder traditionellem Södertee bis tief in die Nacht in der Küche saßen und geredet haben. Für mich fühlte es sich so an, als hätten wir nie etwas anderes gemacht, ein Gefühl des Fremd-Seins, vor dem ich vor meiner Ankunft etwas Sorge hatte, gab es an keiner Stelle.
Schweden-Diaries: Slow down!
Doch natürlich bestand meine Zeit in Schweden zwar hauptsächlich, aber nicht nur aus Fika, Kaffee und Essen. Die meiste Zeit verbrachte ich mit einem guten Buch im botanischen Garten. Gerade der botanische Garten in Lund ist besonders schön, um zu spazieren und das Gewächshaus bietet eine schöne Auswahl an untypischen Pflanzen. Gerade für einen Sonntagsspaziergang eignet er sich besonders gut. Außerdem habe ich auch in Schweden zwei junge Frauen in meinem Alter kennengelernt.
Lana* kommt auch aus Deutschland. Mit ihr traf ich mich zur Fika im Espresso House danach ging es auf einen Spaziergang in den nächstgelegenen Stadtpark. Spontan erzählte sie mir, dass sie am Abend eine kleine Hausparty mit Freund:innen und Arbeits:kolleginnen geplant hatte. Allein zu einer Party gehen mit Menschen, die ich nicht kenne? Vor ein paar Monaten wäre das für mich als absoluter #introvert undenkbar gewesen. Doch auf meiner Reise war dies überraschenderweise kein Problem, denn was bleibt einem beim allein Reisen auch anderes übrig, wenn man nicht jeden Abend allein verbringen will? Und so fand ich mich Fanta-schlürfend in einer WG mit Menschen aus aller Welt zur Studentenparty und Spiele spielen wieder. Auch hier war das Willkommen absolut herzlich und die Atmosphäre entspannt – so wie es auf einer Stui-Party eben sein muss.
Eine andere Fika verbrachte ich mit Miranda*, sie kommt aus China und macht ihren Master in Lund. Gemeinsam gingen wir zum bei jungen Menschen sehr beliebten Café Love Coffee Lund. Danach spazierten wir gemeinsam durch die Stadt. Die Stadt ist voll von jungen Menschen und als absolute Studentenstadt bekannt, so muss keine Mittagspause allein verbracht werden.
Reiseziel Schweden: 100 Fikas in 5 Tagen
Mit der Freundin meiner Mutter machte ich, nach einem selbstgekochten Mittagessen mit ihrem Sohn, einen Ausflug zum Strand. Ein Strandspziergang in Schweden im Herbst – das hört sich für dich sicherlich zu dieser Jahreszeit erstmal nicht so spaßig an. Doch der Strand in dem nächstgelegenen Dorf Lomma ist gerade im Herbst eine schöne Strecke zum laufen. Im Sommer ist er meistens ziemlich überfüllt mit Touris, Studis und natürlich Einwohner:innen. Doch im Herbst kannst du den Wellen beim Rauschen zuhören und bis zum Ende von Steg laufen, um eine wunderbare Sicht aufs Meer zu erhaschen. Der Weg zurück führt vorbei an einem kleinen See, der direkt neben dem Meer liegt. So ließ ich auch den letzten Tag in Schweden entspannt ausklingen.
Wer einmal dem ganzen Alltagsstress und Druck entfliehen möchte, kann in Schweden absolut runterkommen. Gerade in einer Studentenstadt wie Lund hat man das Beste aus beiden Welten: Partys und junge Menschen kommen zusammen in einer entspannten Atmosphäre ohne Eile. Am Tag meiner Abreise gab es eine herzliche Umarmung von Andi und die Gewissheit: Hier werden wir uns sehr bald wiedersehen.
*Namen von der Redaktion geändert.
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