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7 Gründe, warum Japaner eine viel höhere Lebenserwartung haben als wir

Die Lebenserwartung in Japan ist viel höher als bei uns. Woran das liegt und was wir von den Japaner:innen lernen können.

3 Generationen Japan
In Japan ist die Lebenserwartung sehr hoch. Foto: Getty Images/ maruco

In Japan werden die Menschen älter, als in den meisten anderen Regionen der Welt. Vor allem Okinawa, eine Region im Südwesten Japans, die auch als Insel der Hundertjährigen bekannt ist. Dieser Ort, rund 1500 Kilometer von Tokio entfernt, gilt als die Region mit der höchsten Lebenserwartung weltweit. Warum ist die Lebenserwartung in Japan so hoch? Wir haben nachgeforscht.

Lebenserwartung in Japan: Das Archipel der Alten

In Ōgimi, einem Dorf auf der Hauptinsel Okinawas, sind 30 Prozent der Einwohner über 65 Jahre alt. Auf einem Steinblock ist zu lesen: „Mit 70 bist du ein Kind, mit 80 ein Jugendlicher, und mit 90, wenn dich deine Ahnen in den Himmel rufen, bitte sie zu warten, bis du 100 bist.“

Die Wissenschaftler:innen sind sich darüber einig, dass vor allem die gesunde Ernährung in Okinawa Grund für die lange und gute Gesundheit der Einwohner:innen sein könnte. Doch auch der Lebensstil und die Genetik haben großen Einfluss auf die Lebenserwartung – nicht nur in Japan.

Lebenserwartung in Deutschland

In Deutschland liegt die Lebenserwartung aktuell bei 78,5 Jahren (Männer) und 83,4 Jahren (Frauen), so das Statistische Bundesamt. Zwar ist die Sterblichkeitsrate seit dem 20. Jahrhundert rasant gesunken. In den letzten Jahren sinkt sie jedoch nur langsam. Denn Schuld daran sind vor allem außergewöhnlich starke Grippewellen und die Corona-Pandemie. Doch auch sogenannte Wohlstands-Krankheiten wie Adipositas, Diabetes und Bluthochdruck führen zu einem früheren Tod.

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Die Ernährungsweise der Japaner trägt zu ihrer hohen Lebenserwartung bei.(Photo: unsplash | @roppongi)

Darum werden die Menschen in Japan so alt

Japan hat eine der höchsten Lebenserwartungen weltweit. Menschen werden im Schnitt 84 Jahre alt, so Statista. Was ist das Geheimnis eines langen und gesunden Lebens? Wir haben uns den japanischen Lebensstil genauer angesehen.

1. Die japanische Ernährung

Statistisch ist Japan das Land mit der höchsten Lebenserwartung. Die Wirkungen ihrer Ernährungsweise lassen sich in den Statistiken erkennen. Im Jahr 2015 waren nur 3,7 Prozent der Japaner:innen von Fettleibigkeit betroffen. In den USA waren es 38,2 Prozent der Bevölkerung. Im Jahr 2019, waren nur 5,6 Prozent der Japaner:innen zwischen 20 und 79 von Diabetes betroffen, während es 10,8 Prozent in den USA waren. 

Ein Grund dafür ist vor allem die gesunde Ernährung der Japaner:innen. Diese beinhaltet: moderates Würzen und schonende Zubereitungsarten, viele fermentierte Lebensmittel, kleine Mahlzeiten mit vielen wichtigen Vitaminen und Nährstoffen, wenig Fleisch, Fett und Zucker.

2. Körperliche Aktivität 

Auch wenn die Japaner:innen als Workaholics verschrien sind: Sport spielt eine signifikante Rolle im sozialen und kulturellen Leben der Japaner:innen. Neben traditionellen Sportarten, die tief in der japanischen Kultur verwurzelt sind, immer noch sehr beliebt sind, werden moderne Sportarten immer attraktiver. Das schraubt die Lebenserwartung der Japaner:innen nach oben.

Prominent im zeitgenössischen Japan sind Sportarten, die aus dem Westen eingeführt wurden wie der Baseball (野球 Yakyū), der Fussball (サッカー Sakkā), das Rugby (ラグビー Ragubī).

In einer Statistik haben 68,8 % der Japaner im Jahr 2016 angegeben, dass sie im Alltag Sport treiben.

3. Sportliche Früherziehung

Die Japaner:innen werden schon im frühen Alter zum Sport gebracht. Die sportliche Bildung beginnt in der Grundschule mit mehreren Stunden pro Woche, sowohl praktische als auch theoretische. 

Schwimmen im Sommer sowie Fußball, Baseball, Volleyball und Rugby gehören zu den häufigsten Formen der körperlichen Aktivitäten in der Schule. Sporttage und Turniere finden regelmäßig das ganze Jahr über statt. Viele Kinder schließen sich auch Sportmannschaften außerhalb der Schule an und machen den Sport zu einem integralen Bestandteil ihres Lebens mit Übungen vor oder nach der Schule.

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Während der Rugby-Weltmeisterschaft spielen japanische Kinder Rugby in Tokio.(Photo: imago images/Kyodo News)

2019 haben 45,5 Prozent der japanischen Kinder zwischen 4 und 11 Jahren bestätigt, dass sie wenigstens 7-mal in der Woche an sportlichen Aktivitäten teilnahmen. Von diesen Zahlen ist Deutschland noch lange entfernt.

4. Entspannung & psychische Gesundheit 

Stress wirkt sich langfristig auf unseren Schlaf und auf unsere Stimmung aus. Chronischer Stress kann sich als sehr schädlich erweisen. Stress kann daher für die sinkende Lebenserwartung verantwortlich sein, denn die Psyche spielt eine existenzielle Rolle bei der Gesundheit.

Im Alltag sollte ein akzeptables Stressniveau nicht überschritten werden, um der japanischen Lebenserwartung gerecht zu werden.

Japan ist berüchtigt für viele Überstunden, schlechte Bezahlung und unzureichenden Urlaub. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass Japan traditionsgemäß viele Entspannungsmethoden und einen starken Gemeinschaftssinn kultiviert

Weiterlesen: Stressabbau funktioniert am besten, wenn du dich an diese Tipps hältst. 

5. Starker Gemeinschaftssinn

Die japanische Gesellschaft ist durch starken Gemeinschaftssinn gekennzeichnet. Das Interesse der Gruppe steht im Vordergrund. Das Individuum steht dahinter. Zusammenhalt, soziale Bindungen und Beziehungen spielen eine wichtige Rolle für die psychische Gesundheit. Freund:innen dürfen bei niemandem im Leben fehlen.

Studien zufolge weist eine Gesellschaft mit starkem Kollektivismus zahlreiche Vorteile auf:

  • Soziale Interaktionen vermitteln ein Gefühl von Sicherheit und helfen dabei, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern.
  • Andere sind der starke Zusammenhalt, und die Zusammenarbeit.
  • Laut der MHA (Mental Health America) fördert ein starker Gemeinsinn eine bessere Gesundheit. Einsamkeit erhöht die Chancen, für ältere Personen von Hochblutdruck betroffen zu sein.
  • Längere Lebensdauer. Laut MHA haben Menschen mit starken sozialen Bindungen dreimal weniger Chancen zu früh zu sterben. Das ergab eine 9 Jahre lange Studie.

6. Japanische Traditionen 

Die Japaner:innen haben Freizeitbeschäftigungen erfunden, die wir als alte Traditionen und Lebensarten kennen. Sehr bekannt sind das Origami oder die Zen-Gärten, die durch die Ästhetik des Buddhismus stark beeinflusst sind. Dazu sind auch Kalligrafie (Shodō 書道) und die japanische Teezeremonie (Sadō oder Chadō 茶道) zu ergänzen. Eine weitere Tradition der Japaner:innen: Shibari-Bondage, die Kunst der Fesselspiele.

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Traditioneller Zen Garten in Shinjuku-ku Japan.(Photo: unsplash / @terminath0r)

Weiterhin spielt die Badekultur in dem japanischen Alltag eine gewisse Rolle. Öffentliche Bäder in Japan sind bis heute als Zentren sozialer Aktivität angesehen. Ein Bad in den Onsen oder in den Sentō (japanische heiße Quellen) zu nehmen, bedeutet für Japaner:innen mehr, als nur den Körper zu reinigen. Das ist Wellness für die Seele.

Ein Teil der Traditionen widmet sich voll und ganz dem Wohlbefinden der Japaner:innen, wie die japanische Meditation oder traditionelle Massagemethoden wie die Shiatsu-Therapie. Seit Langem motivieren die Japaner:innen also Geist und Seele durch das Ausüben von kreativen Aktivitäten und alten Traditionen.

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Hohe japanische Lebenserwartung: die Japaner entspannen sich in den Onsen und bauen den Stress des Alltags ab.(Photo: imago stock&people)

7. Religion im Alltag 

Shintōismus und Buddhismus sind die Hauptreligionen in Japan. Das moderne Alltagsleben der Japaner:innen wird sowohl durch die shintōistischen Ritualen als auch durch die buddhistischen Rituale bestimmt, da die Mehrzahl der Japaner:innen sich zu beiden Religionen bekennen.

Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen dem Buddhismus und dem japanischen Zen-Buddhismus. Obwohl Japan-weit verschiedene buddhistische Sekten bestehen, ist der Zen-Buddhismus seit seiner Einführung in dem 12. Jahrhundert dominierend. Grundsätzlich schlägt Buddhismus seine Wurzel in Indien, aber hat sich im Laufe des 6. Jahrhunderts in Asien verbreitet. 

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Japaner sorgen für ihre Gesundheit und erhöhen ihre Lebenserwartung durch das Ausüben von religiösen Ritualen.(Photo: imago images/imagebroker)

Worin sich Buddhismus und Zen-Buddhismus unterscheiden lassen, liegt an dem starken Fokus auf Meditation im Zen Buddhismus. Die Übersetzung von Zen auf japanisch ist wörtlich Meditation. Wichtig es ist dem Zen-Buddhismus, dass Menschen ihre Bewusstsein stetig entwickeln, um Erleuchtung zu erreichen. 

Die Japaner:innen finden also auch durch das Ausüben von religiösen Ritualen, ein Mittel zum Stressabbau und zum psychischen Wohlbefinden

Fazit: Die hohe Lebenserwartung in Japan hat ihre Gründe

Eine gute Ernährung, viel Bewegung, aber auch die Möglichkeit zu Entspannung, Glauben und Zeit mit Familie und Freund:innen scheinen die Basis der hohen Lebenserwartung in Japan zu sein. Auch wenn die Kultur eine andere ist, so können wir uns doch in vielerlei Hinsicht ein Beispiel von den Japaner:innen nehmen.

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