Gibt es ein Land, das eine größere Vielfalt an kulinarischen Spezialitäten bietet als Italien? Wenn ich nur an den stiefelgeformten Flecken Erde denke, dann knurrt mir der Magen: Calamari, Gnocchi, Lasagne, Pizza, Polenta und Risotto sind nur einige wenige Beispiele für italienische Klassiker. Und dann sind da noch die berühmten Spaghetti Bolognese. Ein wahrhaft schmackhafter Klassiker! Oder doch nicht? Tatsächlich sollte man sich hüten, in einem italienischen Restaurant eine solche Pasta zu bestellen. Warum man das Gericht gar nicht erst auf einer italienischen Speisekarte zu finden ist, klären wir in diesem Artikel.
Spaghetti Bolognese aus dem schönen Bologna
Die norditalienische Stadt Bologna steht schon länger auf meiner Bucket List. Nicht nur wegen der historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten, sondern vor allem, weil die Stadt als Paradies für Feinschmecker:innen gilt. Kein Wunder, so kommen aus der italienischen Region Emilia-Romagna nicht nur bekannte Käse- und Weinspezialitäten, sondern auch die berühmteste Pasta-Soße. Da ich Spaghetti Bolognese schon seit meiner Kindheit liebe, war es schon immer ein Traum von mir, einmal in der Metropolitanstadt den Nudelklassiker zu probieren.
So ging es übrigens auch dem britischen BBC-Reporter Michael Portillo, der in Bologna auf der Suche nach der besten Spaghetti Bolognese war. Leider wurde er nach einer langen Suche bitter enttäuscht, da er herausfand, dass es in der Region Emilia-Romagna weit und breit kein Restaurant gab, welches Spaghetti Bolognese servierte.
Dieses Gericht gibt es auf der Speisekarte in Italien nicht
Wenn ich meine Urlaube in Italien noch einmal Revue passieren lasse, kann ich mich auch nicht daran erinnern, jemals Spaghetti Bolognese auf einer Speisekarte gelesen zu haben. Was man in italienischen Restaurants jedoch öfter einmal liest, ist die Speise “Ragú alla bolognese“, die jedoch nicht mit Spaghetti serviert wird, so wie wir es in Deutschland kennen und lieben. Das bestätigt auch Giorgia Zabbini von der Stadtverwaltung in Bologna gegenüber dem Reisemagazin Travelbook. “Das Ragout isst man mit allen möglichen Pastasorten, aber nicht mit Spaghetti.”
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Das Ragout, welches hauptsächlich aus Hackfleisch und Tomaten besteht, kannst du in Italien vorwiegend mit Tagliatelle bestellen. Warum dafür keine klassische Hartweizenpasta benutzt wird, dafür haben die Italiener:innen eine ganz plausible Erklärung, wie Zabbini erklärt: “Das Ragout muss sich mit der Pasta verbinden, quasi daran festkleben und Spaghetti sind dafür total ungeeignet.”
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Spaghetti statt Tagliatelle: Warum das?
Wer also eine klassische Bolognese essen möchte, sollte lieber zu Nudelsorten wie Tagliatelle oder Fettuccine greifen, da diese dicker sind und so die Soße nicht nur besser aufnehmen, sondern auch mit der Fleischsoße binden. Doch woher haben wir eigentlich die Gewohnheit, Bolognese mit Spaghetti zu essen? Zunächst einmal, nicht nur wir in Deutschland lieben unsere Bolognese mit Spaghetti auch in den Vereinigten Staaten, Australien oder England sind die langen Teigwaren zu Bolognese sehr beliebt.
Laut der italienischen Kochseite Italia a Tavola haben wir die Spaghetti Bolognese amerikanischen und englischen Soldaten zu verdanken. Als diese nämlich durch die Region Emilia-Romagna zogen, probierten sie zum ersten Mal die klassische Tagliatelle al ragú und waren, wie konnte es anders sein, hin und weg. Als sie wieder zurück in England und Amerika waren, durchforsteten die Soldaten jedes italienische Restaurant, um noch einmal das Geschmackserlebnis zu bekommen, welches sie in Italien hatten. Dort wurde ihnen dann statt Tagliatelle, Spaghetti serviert und breitete sich immer weiter aus.