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Algen als Plastikersatz: Löst das unser Umweltproblem?

Der Müllberg aus Plastik wächst & wächst. Algen könnten helfen. Wie genau das funktionieren soll, erfährst du hier.

Algen Unterwasser mit Sonnenlicht
Algen könnten uns bei der Plastikverschmutzung helfen. Aber wie? Foto: istock.com/vernonwiley / istock.com/vernonwiley

Die schleimigen, etwas übelriechenden, pflanzenartigen Lebewesen sind für die Natur wichtiger als du denkst. Algen sollen als erste CO2 aus der Luft und aus dem Wasser verwendet haben, um Biomasse aufzubauen. Kurz gesagt: Algen haben die Photosynthese erfunden und dabei Sauerstoff in die Erdatmosphäre geleitet. 

Unser Leben wurde von Algen ermöglicht. Weil die Party leider aus dem Ruder gelaufen ist, brauchen wir dringend Hilfe. Nun soll uns der Tang beim Aufräumen helfen. Wir zeigen dir, wie genau Algen gegen Plastik helfen können.

Das Plastikproblem gefährdet die Algen

Plastik in die unmöglichsten Ecken wegwerfen können wir wirklich gut. Uns das angerichtete Chaos im Nachhinein vorzustellen, wird schon schwieriger. Es ist schließlich gar nicht so einfach, sich einen Plastikteppich im Nordpazifik mit einer Größe von 1,6 Millionen Quadratkilometern vorzustellen. Kleine Hilfe: Die Fläche ist viermal größer als Deutschland

Das Plastik verrottet nicht, sondern sammelt sich, verstreut als winzige Teilchen, überall an. Konventionelles Plastik besteht in der Regel mitunter aus Erdöl. 2015 wurden 380 Millionen Tonnen Erdölplastik hergestellt. Und wer hätte es gedacht: Die Tendenz ist steigend.

Algen unter Wasser mit Fischen
Algen spielen für die Biodiversität eine wichtige Rolle.(Photo: istock.com/AshleyWiley)

Besonders besorgniserregend ist, dass sich mikroskopische Algen gerne auf dem Plastikmüll ansiedeln. Diese Algen würden Toxine an andere Organismen abgeben und im schlimmsten Fall Krankheitserreger verbreiten. Unter der dunklen Mischung aus Plastik und Algen könnten die Meere darunter verhungern, die Biodiversität wird zunichte gemacht.

Können Algen Plastik ersetzen?

Sogenanntes Bioplastik gilt als umweltverträglicher Kunststoff und wäre eine gute Alternative. Die momentanen Produkte auf dem Markt sind allerdings noch lange nicht umwelt- und klimafreundlich. Das Problem geht bereits beim Begriff los. Bioplastik heißt nicht automatisch, dass kein Erdöl enthalten ist. Da können die Varianten aus noch so vielen nachwachsenden Rohstoffen bestehen.

Außerdem kann noch niemand genau sagen, ob sich Biokunststoff wirklich vollständig abbaut. Dazu fehlen Studien. Die meisten Kompostieranlagen sortieren das ökologische Plastik zusammen mit dem Konventionellen ohnehin vorher aus. 

Immerhin wachsen Algen schnell, verbrauchen kaum Platz und benötigen weder Dünger noch Pestizide. Allerdings ist es noch nicht gelungen, Algen im großen Maßstab billig und energieeffizient zu Plastik zu machen. Kreative Upcycling-Ideen gibt es dagegen viele. Biokunststoff kann auch aus altem Frittieröl oder Pflanzenabfällen wie Tomaten und Bananen entstehen.

Grünalge Petrischale Labor
Studenten der TU Kaiserslautern nehmen gentechnische Veränderungen an Grünalgen vor.(Photo: istock.com/busypix)

Algen als Plastikfresser

An einer anderen kreativen Einsatzmöglichkeit wird an der TU Kaiserslautern gebastelt. Die Studenten wollen Algen nutzen, um Plastik zu zerlegen. Dafür setzen sie Grünalgen ein Enzym ein, dass die Algen bei Kontakt mit Kunststoff dazu veranlasst, plastikabbauende Enzyme zu bilden. 

Diese können die Kunststoffe in ihre Grundbausteine zerlegen. Die gentechnisch veränderten Algen werden vorerst im geschlossenen Labor gezüchtet. Um sie später zum Beispiel in Kläranlagen einzusetzen, muss allerdings zuerst herausgefunden werden, wie viel und wie schnell das Plastik abgebaut werden kann

Algen haben also eine Menge Potential und viele Vorteile für unser Ökosystem. Von Nachteilen ist bisher nicht viel bekannt. Ein paar wenige Algenfarmen in der Nord- und Ostsee sind bisher eher für Experimente gedacht, die Forschung dauert noch an. 

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