Jedes Mal, wenn ich mit meinem Hund Sherlock vor die Tür gehe, mache ich mich bereit dazu, bei den Hundebegegnungen immer wieder den gleichen Satz mit einem höflichen Lächeln und einem innerlichen Augenrollen zu sagen: „Nein, das ist kein Maulkorb, sondern ein Giftköderschutz“. Denn meine kleine Fellnase trägt bei jedem Spaziergang ein dünnes Netz über seiner Schnauze, was den felligen, vierbeinigen Vielfraß davon abhält, etwas vom Boden aufzunehmen. Das Problem: Viele Menschen denken, dass es sich hierbei um einen Maulkorb handelt und machen einen großen Bogen um meinen Hund – zur Trauer meines Vierbeiners. In dieser Kolumne folgt deshalb eine kleine Sensibilisierung zum Thema Giftköderschutz und warum jeder Hund damit vertraut gemacht werden sollte.
Unsere Autorin Anika ist mit ihrem Hund Sherlock das Dream-Team schlechthin. Alle Tipps und Tricks, die Anika in ihren Artikeln gibt, sind deshalb Hunde-approved und vorher gemeinsam mit Sherlock ausprobiert worden.
Giftköderschutz für Hunde: Was ist das überhaupt & wo ist der Unterschied zum Maulkorb?
Manche fragen sich jetzt vielleicht: „Anika, was genau ist eigentlich ein Giftköderschutz?“ Diese Frage möchte ich natürlich gerne beantworten. Hierbei handelt es sich um einen „Maulkorb-ähnlichen“ (!) Schutz für die Schnauze von Hunden, der dafür sorgen kann, dass der Hund nichts mehr vom Boden aufnehmen kann. Er kann dadurch aber bellen, hecheln, trinken und zur Not sogar beißen, um sich zu verteidigen.
Der Gegensatz zum Maulkorb besteht in dem Fakt, dass der Hund jederzeit zubeißen könnte. Das Material vom Giftköderschutz ähnelt einem normalen Netz, durch welches Luft kommt und welches den Vierbeiner wirklich nur davon abhalten soll, etwas auf dem Boden liegendes aufzunehmen und herunterzuschlucken – denn manchmal geht das schneller als man gucken kann.
Warum mein Hund nicht ohne Giftköderschutz Gassi geht
Ja, wir bekommen oft schräge Blicke von anderen Hundebesitzer:innen. Und ja, viele Menschen würden vielleicht sagen, dass so ein Giftköderschutz viel zu viel ist, dass wir „Helikopter-Eltern“ sind und unseren Hund in seiner Freiheit einschränken. Und vielleicht ist das auch so. Aber Sherlock ist ein Staubsauger. Er macht seinem Namen alle Ehre und findet wirklich alles – ob er es finden soll oder nicht.
Aufgrund dessen waren wir schon mehr als einmal in der Notaufnahme und haben um das Leben unserer Fellnase gebangt, weil er wieder einen Giftköder auf der Wiese gefunden hat. Denn so nett, wie wir immer dachten, sind die Menschen in unserem Viertel nicht. Hier liegen des Öfteren gebratene Bouletten mit Rattengift herum – und diese werden von Sherlock natürlich gefunden.
Der Giftköderschutz schützt deshalb nicht nur unsere Fellnase – er gibt auch uns ein besseres und ruhigeres Gefühl beim Spazierengehen. Ohne den Giftköderschutz beobachten wir Sherlock mit Argus-Augen, können ihn keine Sekunde unbeobachtet lassen und sind dadurch total angespannt – und das überträgt sich natürlich auf unseren Vierbeiner, der im Endeffekt auch nur einen total angespannten und unruhigen Spaziergang hat.
Die letzte Hoffnung – der Giftköderschutz
Manche werden sich jetzt vielleicht fragen, ob man es dem Hund nicht einfach abtrainieren kann, etwas vom Boden zu nehmen. Und glaubt mir: Das haben wir monatelang probiert. Wir haben alle möglichen Trainingsmethoden ausprobiert, haben einen Hundetrainer hinzugezogen; aber Sherlock ist einfach ein sehr neugieriger Hund. Und um ihm und uns das Leben zu erleichtern, haben wir den Giftköderschutz schon im Welpenalter eingeführt.
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Seitdem kennt er den Giftköderschutz, versucht sich diesen nicht abzumachen und hat gelernt, dass dieser auch Gassigehen bedeutet – und freut sich mitunter sogar darüber, den um gemacht zu bekommen. An dieses Gadget gewöhnt haben wir ihn spielerisch mit Leckerlis, die wir in den Schutz hineingelegt haben, um ihm diesen dann um zu machen. Danach wurde gespielt und wir zeigten ihm, dass der Giftköderschutz ein Freund ist – nicht etwas, wovor man Angst haben muss oder was man abmachen möchte.
Der Giftköderschutz: Fester Bestandteil der Hunde-Spaziergänge
Der Giftköderschutz ist kein Maulkorb. Und mein Hund trägt diesen auch nicht, weil er gefährlich ist, nicht gut sozialisiert oder weil seine Halter:innen ihn nicht im Griff haben. Im Gegenteil: Viele Hundebesitzer:innen, die im Endeffekt vom Giftköderschutz begeistert waren, gaben nach ein paar Versuchen, diesen ihren Hunden um zu machen, auf, weil die Vierbeiner nicht begeistert waren.
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Natürlich finden die Fellnasen es am Anfang nicht cool, etwas vor die Schnauze zu bekommen. Und natürlich erfordert es etwas Geduld, damit man mit dem Giftköderschutz entspannt Gassi gehen kann. Aber es lohnt sich. Denn wie meine Mama, die Sherlock auch über alles liebt, immer wieder sagt: „Lieber mit Giftköderschutz, als den Hund begraben zu müssen, weil er vergiftet wurde.“