Eigentlich war er auf dem Weg nach Norden. Vermutlich ist der fremde Besucher einfach nur falsch abgebogen, als er einem Heringsschwarm folgt. Zack – landete der Buckelwal in der Ostsee. Dort schwimmt das Tier nun seit einigen Tagen umher. Die Nahrung ist knapp, die Sicherheit begrenzt. Naturschützende melden sich zu Wort und klären auf. Wie war es mit dem Meeresbewohner weitergehen?
Nach lautem Möwengeschrei: Buckelwal in der Ostsee gesichtet
Seit mittlerweile einer Woche treibt sich ein Buckelwal in der Flensburger Förde herum. Am vergangenen Freitag, den 5. April, wurde das Tier erstmalig im Hafen von Glücksburg-Quellental gesichtet. Lediglich drei Meter stand er von dem beeindruckendem Wal entfernt.
Das war so gegen 10.20 Uhr, als wir beim Arbeiten auf unseren Booten waren, und dann haben sich die Wale angekündigt durch lautes Möwengeschrei. Das war schon sehr beeindruckend. Das sieht man ja auch nicht alle Tage.
Jan Philip Leon, Segellehrer von der Hanseatischen Yachtschule Glücksburg, gegenüber der DPA
Laut Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) handelt es sich nicht wie zuvor angenommen um zwei Wale, sondern nur um ein Tier. Mittlerweile ist der Buckelwal in der Ostsee mehrmalig gesehen worden.
Wie die Hamburger Morgenpost berichtet, hat ein Segler am Mittwoch ein zehn Meter langes Tier gesehen. Dabei handelt es sich vermutlich um das selbe Tier, welches schon seit einigen Tagen in der Ostsee zu beobachten war. In einem Clip hat er das spektakuläre Erlebnis festgehalten.
„Es kann zu Unfällen kommen“
Wie der Naturschutzbund (Nabu) berichtet, handelt es sich um einen einzelnen Buckelwal, der ganze zwölf Meter lang ist. „Bitte beachten, dass es sich um einen Koloss handelt, der gut 30 Tonnen oder mehr wiegen kann. Auch wenn es sich um ein sehr friedliches Tier handelt, kann es zu Unfällen kommen„, warnt die Organisation.
Das oberste Gebot in diesem Tagen: Abstand halten und langsam fahren. Dagmar Struß, Leiterin der Landesstelle Ostseeschutz vom Nabu, wird konkret: „Schnelle Motorboote verursachen unangenehmen bis das Gehör schädigenden Unterwasserlärm. Wir bitten darum, 10 Knoten nicht zu überschreiten.“
Die Qual der Wa(h)l – Zwischen Netzen und Schadstoffen
Der Grund dafür: Der Lärm und die Schadstoffbelastung bedeutet für die Meeressäuger Stress pur. Außerdem stellen die Fischernetze eine große Gefahr für die Wale dar, da sie sich darin verfangen können. Generell halten sich Buckelwale eher nicht in der Ostsee auf, sondern sind im Nordatlantik und in den Polarregionen heimisch. Der Grund: Im Binnenmeer finden die Tiere nur sehr bedingt Nahrung.
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Kann ein Buckelwal in der Ostsee überleben?
Die Überlebenschancen der tierischen Gäste ist also kritisch. Auf der Suche nach Nahrung könnte der Buckelwal in der Ostsee stark abmagern und schlimmstenfalls an Unterernährung leiden. Eine Problematik, die durch die Überfischung und immer geringer werdenden Fischbestände verschärft wird, schildert der Nabu auf seiner Webseite.
Zwar fressen die Tiere überwiegend Krebstierchen und kleinere Fische, doch auch die Schwärme des Ostseeherings sind sehr rar. „Selbst für Fischer sind die Heringsbestände in der Ostsee kaum noch eine zuverlässige Lebensgrundlage„, so die Naturschützenden. Schlechte Karten für den Buckelwal, der sich in die Ostsee verirrt hat.
Expert:innen hoffen daher darauf, dass das Tier bald in den Ozean zurückfindet. Zuletzt hatte sich 2016 ein junger Buckelwal über Monate im Greifswalder Bodden aufgehalten.