Es kam schon vor, dass Kinderbuchverlage Werke wie die des US-Schriftstellers „Dr. Seuss“ aufgrund des rassistischen „Namecallings“ heute nicht mehr drucken. Trotzdem gibt es noch viele weitere Kinderbücher, die wegen Rassismus zurecht in der Kritik stehen. Das gilt auch für recht bekannte Werke wie Pippi Langstrumpf.
Diese 6 Kinderbücher gelten heute als rassistisch
So viel vorab: Kein Mensch wird als Rassist geboren! Deshalb ist es umso wichtiger, dass Kinder in ihrer Prägephase keine rassistischen Konzepte vermittelt bekommen. Journalistin Anette Kübler beschreibt in ihrem Artikel „Zum kritischen Umgang mit Kinderbüchern“ , dass Rassistische Wörter oft ohne böse Absichten wären, das jedoch nicht genüge. Warum auch manche Kinderbücher rassistisch oder diskriminierend sind und deshalb überarbeitet gehören, erfährst du hier.
Auch die Bücher von Astrid Lindgren sind rassistisch
Vorab: Man kann Bestsellerautor:innen wie Astrid Lindgren und Michael Ende nicht einfach unterstellen, sie seien Rassisten, nur weil sie in ihren Büchern Wörter benutzen, die heutzutage absolut nicht mehr zulässig sind. Man muss das im Kontext sehen. Jim Knopf stammt aus den 60er Jahren, Pippi Langstrumpf sogar schon aus den 40ern. Damals war der Gebrauch des N-Wortes einfach noch kein gesellschaftliches Problem.
Heute ist es aber eins – und zwar ein großes! Und aus diesem Grund sollte nicht mehr darüber diskutiert werden, ob das N-Wort und rassistische Gedankenzüge aus Kinderbüchern entfernt werden sollten.
1. Pippi Langstrumpf
Ja, auch Astrid Lindgren wurde vorgeworfen, rassistische Kinderbücher geschrieben zu haben. Der Kritikpunkt an Pippi Langstrumpf, der in einem schwedischen Kindergarten sogar zu einer Anzeige führte, ist der Begriff „N-König“. So wird in der Originalfassung Pippis Vater, Kapitän Efraim Langstrumpf, genannt. Dass der Begriff heute überhaupt nicht mehr zeitgemäß und zulässig ist, sollte uns allen klar sein. Aus diesem Grund hat der Verlag Oetinger die Bezeichnung in Neuauflagen von Pippi Langstrumpf mittlerweile in „Südseekönig“ umgeändert.
Tatsächlich gibt es aber auch Menschen, die nicht wollen, dass die Originalfassung geändert wird. Von „Sprachpolizei“ ist da die Rede und dass man sich nicht den Mund verbieten lassen will.
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2. Jim Knopf
Eigentlich ist Jim Knopf ein Positiv-Beispiel für Integration und Diversität in Kinderbüchern. Denn Jim Knopf ist einer von ganz wenigen Hauptcharakteren, der Schwarz ist. Jedoch wird auch hier das „N-Wort“ als Bezeichnung für den Jungen benutzt. Die Anti-Rassismustrainerin und Aktivistin Tupoka Ogette beschreibt auf der Internetseite der Heinrich Böll Stiftung :„Ich habe Jim Knopf geliebt als Kind. Der Junge, der aussah wie ich und der der Held der Geschichte war.“ Das „N-Wort“ stößt allerdings auch ihr bitter auf.
Auch in diesem Fall scheiden sich die Geister. Die Hamburger Pädagogin Christiane Kassama spricht sich gegenüber der Zeitung Die Zeit gegen die Geschichte von Michael Ende aus: „Jim Knopf reproduziert viele Klischees zum angeblich typischen Wesen und Äußeren von Schwarzen.“ Jim Knopf sei so, „wie sich Weiße ein lustiges, freches, Schwarzes Kind“ vorstellen.
Der Thienemann-Verlag, der „Jim Knopf“ veröffentlichte, hält allerdings bis heute an der Sprache von Michael Ende fest. Es seien Romanfiguren aus der damaligen Zeit, so das Unternehmen. Außerdem wolle man das Urheberrecht nicht verletzten.
3. Die kleine Hexe
Auch dem Werk „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler wird seit Jahren Kritik geübt, dass es sich um ein rassistisches Kinderbuch handele. Grund für die Diskussion ist folgende Stelle: Als sich die kleine Hexe beim Fasching unter andere Kinder mischt, beschreibt Preußler diese als „N-Wort“, „Chinesenmädchen“ und „Türken“.
Nachdem Mekonnen Mesghena, der in der Heinrich-Böll-Stiftung das Referat Migration & Diversity leitet, eine Mail an den Verlag schrieb, bekam er eine erstaunliche Antwort: „Auch Ihrem Schreiben von neulich ist es wohl zu verdanken, dass es gelungen ist, die Familie Preußler davon zu überzeugen, die fraglichen Begriffe in ’Die kleine Hexe‘ auszutauschen“. Es sei nötig, Bücher dem sprachlichen und politischen Wandel anzupassen, begründet der Verlag den Schritt. „Nur so bleiben sie zeitlos.“
4. Das Dschungelbuch
Nicht nur Kinderbücher sind teilweise rassistisch, auch Kinderfilme enthalten fragwürdige Inhalte. Das gilt auch für Walt Disney. Er steht an sich schon unter Beschuss – und das völlig zu recht. Denn 1944 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des antisemitischen Verbands MPAPAI, und war später auch einer der feurigsten Unterstützern von McCarthys Hexenjagd auf vermeintliche Kommunisten.
Um dem Image von Walt Disney entgegenzuwirken, hat das Unternehmen Disney seit einiger Zeit unterschiedliche Initiativen ergriffen. So werden Disney-Klassikern wie „Das Dschungelbuch“ Warnhinweise vorangestellt.
Die lauten: „Dieses Programm enthält negative Darstellungen und/oder eine nicht-korrekte Behandlung von Menschen oder Kulturen. Diese Stereotype waren damals falsch und sind es noch heute.“
Zudem versieht Disney neuerdings fragwürdige Szenen mit Erklärungen über rassistische Stereotypen und diskriminierende Darstellungen kultureller Minderheiten.
5. Kevin – Allein in New York
Auch in dem Film „Kevin- Allein in New York“ fällt an einer Stelle das „N-Wort“. In einer Szene mit Kevins Familie wird lediglich der Ausdruck „darker shade of skin“ verwendet, was in der deutschen Fassung ganz frei mit dem „N-Wort“ übersetzt wurde. Die deutsche Schauspielerin Thelma Buabeng hat gerade durchgeboxt, diese Stelle neu synchronisieren zu dürfen.
Übrigens: Das Wort kommt nur in der deutschen Fassung vor. Dieses Detail wäre aus historischer Sicht als Beleg für den Umgangston der wiedervereinigten Bundesrepublik durchaus interessant.
Der rassistische Kern im Name
Rassismus, also die Konstruktion von Rassen aufgrund von äußeren Merkmalen oder ihrer Herkunft, fängt in der Sprache an. Indem man jemanden mit dem N-Wort bezeichnet, kategorisiert man ihn/sie als Mensch ein, obwohl er/sie ein Mensch ist wie jeder und jede andere. Dazu kommt, dass man die Person als jemand Fremdes kennzeichnet, man stellt sie deutlich als „anders“ dar als den Rest. Indem vor allem Kinder lesen, dass in Geschichten bestimmte Figuren sich von den übrigen durch Namen abgrenzen, dann nehmen sie diese Abgrenzung auch selbst wahr.
Rassistische Begriffe streichen oder kommentieren?
Heidrun Kämper vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim hat gegenüber dem SWR erklärt, warum sie es für sinnvoller hält rassistische Passagen zu kommentieren, anstatt zu streichen:
„Ehrlich gesagt, sehe ich da keinen Unterschied. Natürlich, so ein einzelnes Wort ist schnell gestrichen und ersetzt. Aber wir werden dadurch nicht verhindern, dass es das Wort weiterhin gibt. Insofern tragen wir doch viel mehr zur Aufklärung bei, wenn wir am Beispiel einzelner Wörter und ihrer diskriminierenden Funktion den Sachverhalt Rassismus besprechen.“