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#MeToo-Debatte: Gefängnis für Weinstein & Freiheit für die Frauen?

Das Urteil in dem Fall Harvey Weinstein sollte für viele Frauen eine Genugtuung sein. Doch stattdessen führte es zu Unverständnis. Woran liegt das?

Frau Freiheit
Was bedeutet die Verurteilung von Weinstein für die Feminismus-Debatte #MeToo? Foto: Nomad /

Der Prozess um Harvey Weinstein ist beendet. Er wurde in zwei von fünf Anklagepunkten schuldig gesprochen und am 11. März wird das Strafmaß verkündet. 

Hat die Gerechtigkeit damit endlich gesiegt? Für die einen ja, für die anderen nicht. Denn: Weinstein wurde nicht in allen Anklagepunkten verurteilt und damit ist der Kampf um die Gleichberechtigung lange noch nicht beendet. Die #MeToo-Debatte geht weiter.

Ist das Urteil von Weinstein auch ein Urteil für die #MeToo-Debatte?

Die Sprecherin der Gruppe die Silence Breaker spricht für die Frauen, die ihr Schweigen gebrochen haben und macht deutlich:

„Dies ist der Tag, an dem die Wahrheit gewonnen hat. Heute hat gezeigt: Geld und Macht machen dich nicht unantastbar. Weinstein hat uns zu lange verfolgt auch in unseren Albträumen. Jetzt bekommen wir unsere Macht zurück.“ Quelle: tagesschau.de

Es verdeutlicht die Kraft, die in der Bewegung steckt und zeigt die Auswirkungen, die damit einhergehen. Weltweit haben Frauen über ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen gesprochen und wurden durch die #MeToo-Debatte gehört. 

Jetzt wurde Harvey Weinstein in zwei von fünf Anklagepunkten schuldig gesprochen, bei denen es um Vergewaltigung und sexuelle Nötigung geht. Das Ergebnis sollte für viele Frauen eine Genugtuung sein, doch stattdessen trifft es auf Unverständnis. Woran liegt das?

Weinstein Zeitung Artikel
Die Verurteilung von Harvey Weinstein setze ein klares Statement für die die Feminismus-Debatte.

Kein ‚raubtierhafter sexueller Angriff‘

Das Urteil bedeutet im Gegenzug: Er wurde von dem Vorwurf des raubtierhaften sexuellen Angriffs freigesprochen. Bei einer Verurteilung dieser Art, hätte er lebenslänglich ins Gefängnis gehen müssen. Nach der aktuellen Bewertung der Justiz wird jedoch mit einem Strafmaß von 5 bis 25 Jahren gerechnet. 

Kritiker meinen, dass es sich um ein mildes Urteil handelt, wenn man bedenkt, dass 80 Frauen Vorwürfe gegen ihn erhoben haben. Befürworter weisen darauf hin, dass es ein voller Erfolg ist, weil es überhaupt zu einer Verurteilung kam.

In jedem Fall hat es die Strukturen einer Gesellschaft offengelegt, in denen Frauen häufig nicht geglaubt wurde und ermutigte sie dazu, ihr Schweigen zu brechen.

Doch geht es nur um das Schweigen?

Es geht vor allem um Machtstrukturen und Glaubwürdigkeit und trotzdem beinhaltet die #Metoo-Debatte noch ganz andere Bereiche, die noch nicht ausreichend thematisiert wurden. Häufig entstehen Missverständnisse durch Signale, die zwischen Männern und Frauen nicht richtig gedeutet werden. 

Somit fokussiert sich die #MeToo-Debatte nicht nur auf das Schweigen der Frauen, sondern auch auf die richtige Kommunikation zwischen den Geschlechtern. Ob Frauen wirklich falsche Signale senden und mit welchen Widersprüchen sie zu kämpfen haben, das thematisiert Cynthia Nixon in dem Video be a Lady they said.

Cynthia Nixon zeigt in „Be a Lady they said“ die Widersprüche auf, mit denen jede Frau zu kämpfen hat.

Die widersprüchlichen Anforderungen an eine wahre Lady

Cynthia Nixon zeigt einen anderen Blickwinkel auf die Debatte und erklärt, warum sich in der Gesellschaft dringend etwas ändern muss. In den einzelnen Strophen bezieht sie sich auf den Zwiespalt, den jede Frau kennt: sie solle sexy sein, aber bloß nicht zu freizügig. 

Wäre eine Frau also selbst Schuld, wenn sie sich zu freizügig kleiden würde? Definitiv nicht. Denn das Bedürfnis, sich attraktiv zu fühlen, ist keinesfalls ein Freifahrtschein.

Deutlich werden die Probleme besonders im Alltagssexismus, der noch immer präsent ist und dazu beiträgt, dass die #MeToo-Debatte aufrecht erhalten wird. Nach der Feministin Margarete Stokowski sind wir noch lange nicht am Ziel angekommen.

Fazit: Das Urteil ist ein Anfang

Ein Anfang, um in unserer Gesellschaft mehr Raum für die Sexismusdebatte zu schaffen. Mehr zuzuhören, wenn sich Frauen belästigt fühlen und gleichzeitig eindeutige Signale zu senden, die verstanden werden. Aber auch: denen Gehör zu verschaffen, die bewusst missverstanden wurden und diese Straftaten aufzudecken und weiter zu verfolgen.

Falls du dich noch nicht mit dem Feminismus auseinandergesetzt hast, dann schaue dir den Artikel Was ist eine Feministin an.