In dieser Woche heißt es in weiten Teilen Deutschlands wieder: Helau und alaaf! Wenn Konfetti und Süßigkeiten durch die Luft fliegen, Menschen in bunten Kostümen durch die Straße ziehen, die Stimmung ausgelassen und fröhlich ist, hat die närrische Zeit begonnen. Bezeichnungen gibt es dafür viele: Karneval, Fasching, Fastnacht – doch wie heißt es eigentlich richtig? Die Antwort darauf und weitere interessante Fakten zur 5. Jahreszeit findest du in diesem Artikel.
Was du über Karneval, Fasching und Fastnacht wissen musst:
Karneval, Fasching oder Fastnacht?
Die korrekte Bezeichnung – gibt es nicht. Je nach Region verwendet man in Deutschland unterschiedliche Begriffe für die närrische Zeit. Im Rheinland und Teilen Norddeutschlands feiert man Karneval, in Teilen Bayerns, Sachsens, Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommerns und Österreichs dagegen hauptsächlich Fasching, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet. In Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland nennt sich die 5. Jahreszeit Fastnacht oder – je nach Region und Dialekt – Fas(t)nacht, Fasnet oder Fassenacht.
Übrigens gibt es noch andere Begrifflichkeiten, die sich je nach Region unterscheiden. Ein beliebtes Gebäck zur närrischen Zeit nennt man in Westdeutschland Berliner. Im Osten heißen die mit Marmelade gefüllten Hefeteigbrötchen dagegen Pfannkuchen, im Süden Krapfen. Und in der Mitte des Landes werden sie hauptsächlich als Kräppel bezeichnet.
Was bedeuten „Helau“ und „Alaaf“?
Ein weitere Unterschied: Während in der Karnevalshochburg Köln die Jeck:innen unterwegs sind, spricht man im Süden des Landes von Narren und Närrinnen. Auch die Ausrufe sind unterschiedlich.
Bei den vielen Umzügen im Rheinland schallt es meist „Helau“ und „Alaaf“ von den Wagen und aus der Zuschauermenge. Zwischen Aachen und dem Bergischen Land über Köln bis Koblenz ruft man „(Kölle) Alaaf“ benutzt. Rund um Düsseldorf und Mainz wird „Helau“ benutzt. Doch was bedeuten die Wörter eigentlich?
Der Ursprung ist nicht ganz eindeutig. „Alaaf“ könnte auf den Begriff „all-ab“ (mundartlich „all-af“) zurückzuführen sein. Das bedeutet so viel wie „über alles“ oder „alles andere weg“. „Kölle alaaf“ bedeutet daher viel wie „Köln über alles“ oder „Alles lobe Köln“. „Helau“ könnte von „Hellblau“ oder „Hallo“ stammen, aber auch „Halleluja“ und „Hölle auf“ kommen laut Sprachforscher:innen infrage.
Was sind „Kamelle“?
Und was hat es mit „Ka(r)melle“ auf sich? Damit bezeichnet man Bonbons, Schokolade & Co., die von den Wagen geworfen und den Zuschauer:innen des Umzugs aufgefangen werden. Dahinter verbirgt sich der Begriff „Karamelle“, also ein anderes Wort für Süßigkeiten. Diese wurden übrigens schon im 19. Jahrhundert bei den ersten Karnevalszügen an die Zuschauer:innen verteilt. Inzwischen wirft man nicht nur „Kamelle“, sondern auch „Strüßjer“ (Blumensträuße) – und verteilt „Bützje“ (Küsschen).
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Wann genau beginnt die 5. Jahreszeit?
Die närrische Zeit in ihrer ursprünglichen Form gibt es schon sehr lange. Erstmals wurde das Wort „Fastnacht“ im 12. Jahrhundert genannt, wie Spot-on-News erklärt. Gemeint war damit die „Nacht vor dem Fasten“, also der Vorabend vor der 40 Tage dauernden christlichen Fastenzeit. An diesem Abend sollte nochmal ordentlich geschlemmt und gefeiert werden, bevor es danach heißt: Fasten bis Ostern! Über die Jahrhunderte weitete sich die Fastnacht auf einen längeren Zeitraum aus.
Das italienische Wort „carnevale“ bedeutet so viel wie „Fleisch entziehen“ und ist der Ursprung des heutigen Begriffs „Karneval“. Der Begriff „Fasching“ stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde von der Bezeichnung „vaschanc“ für „Fastenschank“ abgeleitet.
Traditionell beginnt der Karneval am 11. November um 11.11 Uhr. Die Fastnacht beginnt am 6. Januar, dem Dreikönigstag, doch für die meisten Leute wird die 5. Jahreszeit mit der Weiberfastnacht eingeläutet. Bei allen endet sie am Aschermittwoch.
Auch die German:innen kannten eine frühe Form des Narrenfestes. Mit dem wilden Treiben im Frühling versuchten sie, böse Wintergeister zu vertreiben. Zu diesem Zweck trugen sie gruselige Masken und machten Lärm. Die kalte Jahreszeit sollte damit offiziell vorbei sein. Diese traditionelle Form der Fastnacht wird heute vor allem noch in Südwestdeutschland zelebriert.
Karneval & Co.: Welche Traditionen gibt es noch?
Es gibt zahlreiche Traditionen, die rund um die Faschingszeit durchgeführt werden. In Köln wird die Karnevalssaison mit dem Dreigestirn eröffnet. Dieses besteht aus einem Prinzen, einem Bauern und einer Jungfrau und ist das repräsentative Aushängeschild für die kommende Karnevalskampagne.
Im Süden beginnt die Hochzeit der Fastnacht am „Schmutzigen Donnerstag“ mit Rathausstürmungen und Lärmumzügen. Im Schwarzwald gehört die sogenannte „Fasnet“ zu den ältesten und traditionellsten Narrenfesten. Zahlreiche Traditionen wie das Setzen des Narrenbaums und der „Hemdenglonker“ gehören dazu. Bekannt für die Fastnacht sind vor allem die maskierten Hexen, die bei ihrem Umzügen so manchen großen und kleinen Besucher:innen einen Streich spielen.
Auch ist es an Weiberfastnacht üblich, den Männern die Krawatten abzuschneiden. Angeblich wurde diese Tradition 1824 von einem Damenkomitee aus dem Rheinland eingeführt, um ein Zeichen gegen das Patriarchat zu setzen.
Die größten Umzüge finden meist am Rosenmontag statt. Der Höhepunkt des Münchener Faschings ist hingegen der Faschingsdienstag, an dem die Marktweiber in traditionellen Kostümen auf dem Viktualienmarkt tanzen.
Am Aschermittwoch, der den Beginn der Fastenzeit markiert, wurden die Büßer:innen in der Kirche mit Asche bestreut. Diese symbolisiert Reue und Reinigung der Seele. In einigen Gebieten ist diese Praxis noch immer üblich. Oft wird auch eine Figur, meistens eine Strohpuppe verbrannt, um das Ende der Karnevalszeit zu zelebrieren. In Düsseldorf ist es der Hoppeditz, in Köln der Nubbel.
Karneval 2024: Wo finden Umzüge statt?
Karnevalsumzüge im großen Stil: Der Große Rosenmontagszug beginnt um 10 Uhr in der Kölner Innenstadt. In Köln findet der Straßenkarneval seit 1823 statt.
Auch in Düsseldorf findet am Rosenmontag ein großer Umzuge mit bissigen satirischen Motivwagen statt, die sich mit der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage beschäftigen. Der Düsseldorfer Umzug, der seit 1825 stattfindet, wird live im TV übertragen.
Der Mainzer Rosenmontagszug findet seit 1838 statt und beginnt traditionell um 11.11 Uhr. Berühmt sind die „Meenzer Schwellköpp“, überdimensionale Pappmachéköpfe, die satirisch überspitzt Mainzer Charaktere verkörpern.