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Our weekly heroine: Laura Gertenbach

Laura Gertenbach entwickelt mit ihrem Start-up Innocent Meat clean meat. Das sogenannte Fleisch unserer Zukunft.

Laura Gertenbach Landwirtschaft
Laura Gertenbach ist diese Woche unsere weekly heroine. Im Interview erzählt sie über ihren Mut selbst zu gründen. Foto: Laura Gertenbach /

Jede Woche aufs Neue wird bei wmn eine Frau zur weekly heroine gekürt. Wir präsentieren Frauen, die uns mit ihrer Stärke und ihrem Elan inspirieren. Diese Woche stellen wir euch Laura Gertenbach vor.

Laura Gertenbach hat 6 Jahre in Spanien gelebt und hat sich ohne Sprachkenntnisse in dieses Abenteuer gewagt und BWL studiert. Mittlerweile führt sie in Rostock ihren eigenen Weihnachtsbaumhandel sowie eine Fleischmanufaktur in Groß Stove. Nun ist sie drauf und dran ihr eigenes Start-up Innocent Meat auf dem Markt zu etablieren. Eine echt starke Frau, die sich nicht so leicht entmutigen lässt.

Laura Gertenbach: Kurz & knapp 

  • Laura Gertenbach ist 36 Jahre alt und wurde in Rostock geboren, wo sie auch heute noch lebt.
  • Beide Elternteile sind in der Landwirtschaft tätig, weshalb sie bereits seit ihrer Kindheit damit verbunden ist.
  • Nach ihrer Schulzeit hat sie 6 Jahre in Spanien gelebt und BWL studiert. Später studierte sie Informatik in Rostock.
  • Einen Wunsch hatte sie schon immer: Ein Startuo gründen 
  • Sie betreibt bereits zwei funktionierende Unternehmen, einen Weihnachtsbaumhandel und das Fleischgeschäft Oberlecker.
  • Seit 2017 forscht und entwickelt Laura mit ihrem Mitgründer für Innocent Meat.

Kühe Rinder Weide Wiese Baum Landwirtschaft
Laura Gertenbach ist in der Landwirtschaft groß geworden.(Photo: Laura Gertenbach)

Laura Gertenbach im Interview mit wmn

wmn: Du bist schon bereits vor Innocent Meat Gründerin gewesen. Erzähl uns mal, was du zuvor gemacht hast.

Laura Gertenbach: Ich habe bereits zwei funktionierende Unternehmen. Einmal einen Weihnachtsbaumhandel, den ich 2013 zunächst online angefangen habe. Jeder hat sich darüber totgelacht, auch mein Vater. Er meinte: “Das funktioniert doch nie.“ 

Aber die Realität hat etwas Anderes gezeigt und zwar, dass das doch sehr gut funktioniert. Daraus ist dann im Prinzip das Fleischgeschäft entstanden, da die Kunden meinten “Mensch, sie sind doch Landwirtin. Wir würden gerne mal etwas Vernünftiges essen.” Das waren meine Beweggründe, woraus dann Oberlecker entstanden ist. Wir vermarkten von anderen Landwirten Fleisch in Bioqualität nur aus Freilandhaltung.

wmn: Was hat dich dazu bewegt dein Start-up Innocent Meat zu gründen?

Laura Gertenbach: Die Notwendigkeit. Einfach weil ich mit der Landwirtschaft zu tun habe und ich glaube nicht, dass wir mit dieser Art und Weise in der Zukunft die Menschen ernähren können. Schon gar nicht mit Bio-Landwirtschaft. So viele Flächen in Relation zu den Menschen, stehen gar nicht zur Verfügung. So geht es einfach nicht weiter. 

So viele Flächen in Relation zu den Menschen, stehen gar nicht zur Verfügung.  So geht es einfach nicht weiter.

– LAURA GERTENBACH

Zum Anderen ist es der Klimaschutz, der mich dazu bewegt hat. Den Landwirten wird unterstellt, dass sie sich nicht für Klimaschutz einsetzen wollen. Das ist aus meiner Sicht quatsch, weil sie mit dem Land arbeiten und wenn sie es nicht pflegen und hegen, kommt dabei nichts raus. Zumindest hier in Europa.

Der 3. Punkt ist der Tierschutz. Den Leuten, die im Discounter Fleisch kaufen, ist es relativ egal, was für Fleisch sie kaufen. Da spielt lediglich der Preis eine Rolle. Sie können noch so viele Siegel drauf machen, das interessiert keinen wirklich. Deswegen denke ich, dass Fleisch aus Zellkultivierung eine bessere Alternative zu Stallhaltung wäre.

Kühe Rinder Weide Wiese Landwirtschaft
Clean meat kann Stallhaltung reduzieren und somit den Tierschutz fördern.(Photo: Laura Gertenbach)

wmn: Welches Ziel verfolgst du mit Innocent Meat?

Laura Gertenbach: Wir wollen Fleisch für eine Masse zur Verfügung stellen. Wir wollen dabei kein Nischenprodukt sein, sondern den Fleischliebhaber adressieren. Wir wollen damit nachhaltig etwas verändern, denn Fleischliebhaber werden ihren Konsum, aufgrund von Verboten, in der Zukunft nicht senken.

wmn: Wie viele Mitarbeiter sind bereits in deinem Unternehmen tätig?

Laura Gertenbach: Im Moment sind wir zwei. Also eine Zwei-Mann-Bude.

wmn: Wie teuer wird z.B. ein Burgerpatty mit Innocent Meat?

Laura Gertenbach: Das kann ich noch gar nicht sagen. Das wird sich erst zeigen, wenn man eine Produktionsanlage hat. Aber unser Ziel ist es, dass es mindestens das selbe kostet, wie die hiesige Fleischproduktion das im Moment abbilden kann. Da sind wir bei Rindfleisch um die 6,00 € und bei Schweinefleisch ungefähr 3 € für 500g.

wmn: Mit welcher Art Fleisch wollt ihr anfangen?

Laura Gertenbach: Unser Fokus ist erstmal Hackfleisch. Wenn man nach Europa guckt, ist natürlich auch Fisch und Schwein interessant. Rind ist bei uns ein sehr kleines Segment, weshalb wir uns dagegen entschieden haben. Der Prozess ist dennoch austauschbar, aber mit irgendwas muss man ja starten.

wmn: Kann man also jedes Fleisch produzieren?

Laura Gertenbach: Genau. Es wird lediglich die Zelllinie ausgetauscht. Man muss schauen, was pragmatisch ist. Viele wollen z.B. Lachs oder Thunfisch machen. Da ist jedoch das Problem, dass sie ein extrem komplexes sensorisches Profil in Haptik als auch im Geschmack haben. 

Der meistverkaufte Fisch ist eigentlich der Dorsch, der wenig Fett und ein nicht so komplexes Profil hat. Es macht mehr Sinn, in diese Richtung zu gehen.

wmn: Gibt es einen Unterschied zwischen clean meat und echtem Fleisch?

Laura Gertenbach: Ein Bekannter hat es in den USA probiert und überhaupt keinen Unterschied geschmeckt. Letztendlich ist der Unterschied, dass das eine im Tier und das andere außerhalb des Tieres wächst. Man muss die biologisches Prozesse nachahmen, denn sonst würde die Zelle gar nicht wachsen können. Ich denke, es wird sich lediglich in der Farbe unterscheiden.

wmn: Wann in etwa werdet ihr euer erstes Stück Fleisch produziert haben und damit auf den Markt gehen?

Laura Gertenbach: Das ist eine schwierige Frage, wo ich immer sage: Das weiß ich nicht. Die Marktreife des Produkts steht in Korrelation zu den Investments, die zur Verfügung stehen. 

In Deutschland ist das noch sehr bescheiden. Es sei denn, es wird weiter ein Fokus auf die Farm to Forks Strategie gelegt. Ursula von der Leyen hat im März beschlossen, dass Proteine und cellular agriculture im Fokus der Förderung stehen. Die Fördermittel greifen leider erst 2021. Da sieht man, dass es noch viel Bedarf in Deutschland seitens der Finanzierung gibt. Ich weiß leider nicht, wie innovativ unser Land in Zukunft sein wird.

wmn: Wird sich nach der Innovation von Clean Meat etwas drastisch zu positiven Veränderungen auf dem Markt?

Laura Gertenbach: Ja, ich glaube schon, dass sich etwas zum Positiven verändern wird. Durch Clean Meat ist man dann in der Lage viel von diesem Fleisch herstellen zu können. Eine Konsequenz wäre dann, dass man die traditionelle Tierhaltung gar nicht mehr so in Anspruch nehmen muss. 

Ich denke die Tierbestände könnten rückläufig werden. Meine Prognose ist, dass es dennoch so eine Art Manufaktur-Fleisch geben wird. Es wird nicht jeder Fleisch aus dem Labor essen wollen. Und auch der Umweltfaktor ist schon bewiesen. Man verbraucht viel weniger Wasser, Strom und Land.

Man verbraucht viel weniger Wasser, Strom und Land.

– LAURA GERTENBACH

Schweine Landwirtschaft Tiere
In-Vitro-Fleisch kann Land-. Wasser- und Stromverbrauch verringern.(Photo: Laura Gertenbach)

wmn: Gab es Phasen, wo du an dir gezweifelt hast?

Laura Gertenbach: Da mach ich mir eigentlich nie so wirklich Gedanken, weil ich in Stufen denke. Natürlich stellt man sich Fragen: “Wie kann die Zukunft aussehen?”, “Was sind die wichtigsten Sachen, die man machen muss?” Aus meiner unternehmerischen Erfahrung: Natürlich hat man auch Misserfolge.

Man muss einfach nur wissen, wann man komplett aufhört. Wenn etwas nicht läuft, dann muss ich auch eine Reißleine ziehen können. Erfolg schaffen, aber auch wissen, wann ziehe ich an der Reißleine, ist ein gesundes Unternehmertum.

wmn: Was möchtest du unseren Lesern gerne mit auf den Weg geben?

Laura Gertenbach: Ich würde es gut finden, wenn mehr Frauen gründen. Es muss ja nicht immer gleich die Welt verändern.

LAURA GERTENBACH

Ich würde es gut finden, wenn mehr Frauen gründen. Es muss ja nicht immer gleich die Welt verändern.

Zudem würde ich mir auch Wünschen, dass Frauen mehr in den Technikbereich gehen. Es ist einfach eine spannende Sache und birgt sehr viel Potential. Sie sollen nicht so viel Selbstzweifel haben, auch was die Studienwahl angeht. Ich war zum Beispiel nie gut in Mathematik und hab mich trotzdem nicht aufhalten lassen Informatik zu studieren. Wir waren nur 2 Frauen in diesem Studiengang.

Ich hatte auch nochmal ein Erlebnis: Ich habe mal eine Schiffsführung, hier in Rostock, zu Studienzeiten mitgemacht und da hat mich ein Mädchen gefragt, was ich studiere. Ich sagte, Informatik und sie fand es total interessant. Wir haben uns ausgetauscht und dann kam ihre Mutter und hat gesagt: “Das ist nichts für dich. Du willst doch Lehrerin werden.”

Das ist für mich so ein Punkt: Wir brauchen keinen Girls Day. Wir brauchen Mama- und Tantentag. Denn wenn sie keine Referenz in den Familien haben und Frauen nur “Frauenberufe” vorschlagen und vorleben, wie sollen dann die Töchter Mut fassen und etwas anderes machen?

Fazit: Jede Frau kann alles machen

Laura Gertenbach zeigt mit ihrer Geschichte, dass Frauen ebenso erfolgreich sein können. Wichtig ist, an sich selbst zu glauben. Dazu zählt, sich nicht entmutigen zu lassen und manchmal einmal weniger auf andere zu hören. 

Wir sind uns sicher, noch einiges von Laura Gertenbach in Zukunft zu hören. Wir sind gespannt, wann es das erste In-Vitro-Fleisch in Deutschland zu kaufen gibt und ob es wirklich die Umwelt schützen kann. 

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